Review Lindy-Fay Hella – Seafarer

Mehr als zwei Jahre hat es gedauert, bis mit „Seafarer“ das erste Soloalbum der Ausnahmesängerin LINDY-FAY HELLA endlich das Licht der Welt erblickt. Bereits Anfang 2017 begann die Norwegerin damit, Songs für die Platte zu schreiben, die sich bis zur finalen Version immer wieder verändert und entwickelt haben. Genau das hört man „Seafarer“ auch an. Organisch, gefühlvoll, mystisch und mit einer dichten Atmosphäre umschmeicheln die neun Tracks den Hörer und nehmen ihn mit auf eine Reise, die weitab von gängigen Folk-Projekten und ja, auch weitab von Wardruna führt.

Zwar ist der Grundton des Albums ganz klar ruhig und leicht melancholisch, dennoch präsentiert sich LINDY-FAY HELLA facettenreich. Wie üblich ist die Dame stimmlich auf sehr hohem Niveau unterwegs und zeigt sich sowohl zerbrechlich und filigran („Two Suns“) als auch unglaublich kraftvoll („Tilarids“). Um den Gesang herum wird eine Hülle aus elektronischen Percussions und Synthies, aber auch Instrumenten wie Flöten, Hörnern und Gitarren gewebt, wodurch die Songs oftmals entrückt und fast schon außerweltlich erscheinen. Dies passt perfekt, befasst sich „Seafarer“ doch vor allem mit mystischen Welten, ohne dabei in Fantasy-Klischees abzudriften. Besonders bei „Three Standing Stones“ und „Tilarids“ kann man die Mystik direkt greifen.

Daneben lässt sich LINDY-FAY HELLA auch genug Raum für Experimente. Am spannendsten ist dabei wohl das Song-Duo „Nåke Du Finn I Skogen“ und „Horizon“. Beide Stücke basieren auf der gleichen Melodie, klingen aber doch völlig unterschiedlich. Wo „Nåke Du Finn I Skogen“ ein wirklich fertig komponierter Song ist, klingt „Horizon“ roh, ursprünglich und fast schon nackt. Ganz ohne Lyrics, dafür aber erneut mit einer starken stimmlichen Performance lässt LINDY-FAY HELLA den Hörer hier ganz nah an sie heran.

LINDY-FAY HELLA verzaubert mit „Seafarer“ auf ganzer Linie. Wer eine Art Wardruna-Kopie erwartet, wird aber enttäuscht werden. Zwar erinnern manche Songs von der Atmosphäre her an das Folk-Projekt und auch Kollege Gaahl darf ein paar Vocals beisteuern, doch schlägt die Norwegerin zum Glück größtenteils einen anderen, eigenen Weg ein. Wer Freude an mystischem, verträumten und stimmlich überragenden Folk/Ambient hat, muss hier definitiv reinhören. Bleibt zu hoffen, dass LINDY-FAY HELLA diese Musik auch auf die Bühne bringen wird.

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Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Juan Esteban

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