Review Louise Lemón – A Broken Heart Is An Open Heart

  • Label: Icons Creating Evil Art
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Entmetallisiert, Pop, Soul

Ob „Death Gospel“ die richtige Bezeichnung für LOUISE LEMÓNs Musik ist, sei mal dahingestellt, aber es lässt sich nicht leugnen, dass ihre Kompositionen trotz beinahe poppiger Attitüde und Ohrwurmcharakter stets eine gewisse Melancholie auszeichnet. Mit „A Broken Heart Is An Open Heart“ steht nach nur einem Jahr der Nachfolger ihres hochgelobten Debüts in den Startlöchern – war die Zeit ausreichend, um an den Achtungserfolg von „Purge“ anzuknüpfen?

Musikalisch setzt „A Broken Heart Is An Open Heart“ die Reise fort, die mit dem Erstling begonnen wurde: LOUISE LEMÓN hat ihren Stil nicht grundsätzlich verändert, aber spürbar weiterentwickelt. So wirken ihre ausnahmslos drei bis vier Minuten langen Songs ausgereifter und runder als bisher – und sind damit durchaus radiokompatibel angelegt. Lemóns Gespür für Melodien und Hooklines unterstreicht diesen Anspruch, zumal weibliche Musikerinnen fernab des pompösen und theatralischen NightwishWithin-Temptation-Kosmos aktuell in der Metalszene durchaus angesagt sind – Chelsea Wolfe und Emma Ruth Rundle lassen grüßen.

Einer der Haupteinflüsse von LOUISE LEMÓN ist definitiv der Soul, was sich auch in der rhythmischen Struktur mancher Choruspassagen, zum Beispiel in den Singles „Montaña“ oder „Not Enough“, bemerkbar macht. Instrumental stellt dabei zumeist ein Piano das Fundament, ergänzt um Schlagzeug, Orgel-, Gitarren- und vereinzelte Synthesizer-Klänge. Das Instrumental „Susceptible Soul“ verdient mit seinen bluesigen Gitarren und dem jazzigen Piano noch einmal besondere Beachtung und würde sich als Soundtrack für eine neue „True Detective“-Staffel oder auch einen David-Lynch-Film ganz gut machen.

Ansonsten hat man es auf „A Broken Heart Is An Open Heart“ vor allem mit balladeskeren Stücken zu tun. Doch was im ersten Moment ein wenig repetitiv wirkt, hat bei genauerer Betrachtung mehr Substanz als vermutet: Der Teufel liegt mal wieder im Detail, denn die Arrangements bieten viele spannende Kleinigkeiten, die durchaus für Abwechslung sorgen und die von Producer Randall Dunn (der zuvor bereits mit Sunn O))), Myrkur oder auch Chelsea Wolfe zusammengearbeitet hat) tontechnisch schön herausgearbeitet wurden. Trotzdem würde der Nummer langfristig ein wenig abwechslungsreicheres Songwriting ganz gut zu Gesicht stehen – das ist allerdings Meckern auf recht hohem Niveau.

Die Produktion von „A Broken Heart Is An Open Heart“ hat auch durch die Verwendung von überraschend viel Reverb etwas Antiquiertes – was allerdings auch beabsichtigt ist, denn Dunn ist ein großer Freund von Vintage-Equipment. Und da die Songs im Studio tatsächlich live eingespielt und nicht im Overdub-Verfahren aufgenommen wurden ergibt sich ein analoges und organisches Klangbild, welches für das eine oder andere Ohr eventuell ein wenig zu poliert oder oldschool wirkt – Geschmackssache.

LOUISE LEMÓN hat mit „A Broken Heart Is An Open Heart“ eine Sammlung von kompakten, catchy Songs veröffentlicht, welche sich perfekt für die Momente im Leben eignen, in denen man musikalisch nicht überfordert werden möchte – und dies ist keinesfalls negativ gemeint. „A Broken Heart Is An Open Heart“ ist Popmusik im besten Sinne, auch wenn man sich für die Zukunft ein ganz klein wenig mehr Varianz im Songwriting wünschen würde. Wer Lana Del Rey mag, dies aber nicht zugeben möchte, hat jetzt mit LOUISE LEMÓN eine von der Metalszene durchaus akzeptierte Alternative – immerhin durfte die Schwedin ihr Album auch auf dem Roadburn Festival präsentieren, was ja schon fast einem Ritterschlag gleichkommt.

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Wertung: 7.5 / 10

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