Mit „Collider“ ist der Berliner Post-Punk-Combo Heads. im vergangenen Jahr mehr als nur ein Achtungserfolg geglückt: Das Berliner Power-Trio hat eine großartige Noise-Rock-Platte geschaffen, die international von der Presse gefeiert wurde. Keine schlechte Ausgangssituation für Frontmann und Gitarrist ED FRASER, um sein Solowerk „Ghost Gums“ auf die Menschheit loszulassen – und so viel sei schon mal verraten: die 6-Track-EP lässt durchaus erahnen, wo Frasers musikalische Wurzeln liegen.
Auch wenn „Ghost Gums“ merklich anders klingt als „Collider“, sind gewisse Parallelen hörbar. Hierzu zählen sicherlich der charismatische Gesang von ED FRASER, aber auch das charakteristische Gitarrenspiel (wenn auch weniger noisy als bei Heads.) sowie die unterkühlte Produktion mit viel Reverb, deren Feinschliff, das Mastering, mit Magnus Lindberg (Cult Of Luna) ein alter Bekannter übernommen hat. Und da die Berliner Musikszene eine große, glückliche Familie ist, bekommt Fraser noch Unterstützung vom The Ocean Collective: Paul Seidel stiftet Drumparts und ergänzt somit das Rhythmusfundament von Drummer Spike Rogers und Bassistin Rosa Mercedes, während Peter Voigtmann vereinzelte elektronische Elemente beisteuert.
Musikalisch bewegt sich Fraser irgendwo zwischen Post-Punk und Alternative Rock und ist dabei wesentlich zugänglicher als bei seiner Hauptgruppe. Der schleppende Opener „Swallow“ erinnert durch seine (im positiven Sinne) Monotonie und die bluesig-angecrunchten Gitarren an die US-amerikanische Shoegaze-Stoner-Truppe True Widow, während „I’ll Watch The Storm ´Til You Come“ auch auf „The Great Annihilator“ von den Swans hätte sein können. ED FRASER kopiert dabei nicht lieblos bewährte Elemente oder Strukturen, sondern hinterlässt stets seine eigene Duftmarke. So muss man beim Gesang, der insgesamt eine wesentlich höhere Bandbreite als bei Heads. bietet, immer wieder an Michael Gira von den New Yorker Avantgardisten denken – das liegt aber eher an der Intonation und der Emotionalität, mit der Fraser seine Texte präsentiert.
Schwächen leistet sich „Ghost Gums“ bezüglich Songwriting soweit keine: „Born To A Drover“ und „Tempest“ haben nach ein paar Durchläufen Ohrwurmcharakter, und auch die beiden balladeskeren Nummern (Leonard Cohen lässt grüßen) an dritter und letzter Stelle überzeugen. Schade, dass ED FRASERs Solodebüt nur sechs Tracks auf einer Spielzeit von rund 22 Minuten beinhaltet, ein bisschen mehr hätte es ruhig sein dürfen. Aber möglicherweise ist die EP auch nur ein Appetizer für einen Longplayer, mit dem Fraser (hoffentlich) irgendwann um die Ecke kommt – wäre äußerst wünschenswert.
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