März 2019

Review Devin Townsend – Empath

„Es gibt keine Zugeständnisse, und wenn ich der Meinung bin, dass ich nicht auf Tour gehen möchte, dann bleibe ich halt zu Hause. Ich mache Musik nur für mich. Ich bin Egoist. Wenn es da draußen Menschen gibt, denen meine Musik gefällt, dann freut mich das. Aber ich mache meine Musik nicht für andere. Ich gehöre niemandem, nur mir allein.“

Und genau diesen Ansatz hört man DEVIN TOWNSEND seit mehr als drei Dekaden an. Seine musikalische Genialität firmierte der Kanadier stets unter wechselnden Projektnamen, die Townsends unterschiedliche musikalische Wesenszüge nur zu gut widerspiegelten. War The Devin Townsend Band noch im Fahrwasser von Strapping Young Lad entstanden, tobte sich das Devin Townsend Project zwischen smoothen Ambient („Ki„), poppigen Hitgranaten („Addicted„) und zuletzt reinen Prog-Metal-Strukturen aus („Transcendence„).

Unter seinem Klarnamen lieferte DEVIN TOWNSEND ebenfalls nicht auf einen Nenner zu bringende Alben ab, sodass es nur stimmig ist, dass die aktuelle Veröffentlichung „Empath“ ihren Platz zwischen den kruden Soundscapes von „Devlab“ und dem wahnwitzigen „Ziltoid The Omniscient“ finden soll.

Dass „Empath“ kommt, und das noch in diesem Jahr, war eine ebenso überraschende Nachricht wie die Mitteilung im vergangenen Oktober, dass das Devin Townsend Project auf Eis gelegt wird. Danach folgten einige Aussagen des Kanadiers, die nicht klüger machten: Was genau will er als nächstes veröffentlichen?

„Empath“ liefert die Antwort: die Essenz seines bisherigen Wirkens. Und noch mehr. Während ein „Genesis“ innerhalb von sechs Minuten das zentrale Nervensystem lahm legt, schafft „Spirits Will Collide“ die dringend benötigte Entspannung in Form eines völlig harmlosen, kitschig-schönen Songs ala „Supercrush!“ („Addicted!“, 2009). Während „Evermore“ und „Sprite“ an vergessene „Epicloud„-Songs erinnern, poltert „Hear Me“ so unvermittelt los, wie es DEVIN TOWNSEND zu Strapping Young Lad-Zeiten durchweg machte. Gelungene Überraschung!

Ebenso überraschend und einen brachialen Stilwechsel einleitend, beginnt „Why“. Ein Stück, welches Danny Elfmann für einen Tim Burton-Film hätte schreiben können: verspielte Klänge, dominantes Orchester, Townsends phänomenale Gesangsstimme, eine beeindruckende Steigerung. Wenn Townsend dieses Stück in einigen Jahren als seine Initialzündung zur Komposition von Filmmusik nennt, sollte das niemanden überraschen. Mit „Borderlands“ groovt sich DEVIN TOWNSEND auf den ersten long track von „Empath“ ein, der ein kleinen Vorgeschmack auf den 23-minütigen letzten Track „Singularity“ gibt. Einem Song, der das Fragile, das Überladende, die Härte und das Verspielte von „Empath“ in einem Liedmonstrum zusammenfasst.

Dieses Album als ein Monstrum zu bezeichnen, ist absolut treffend. In über 70 Minuten tobt sich der Kanadier an allen Ecken aus, die er in seiner bisherigen Diskografie bereits entdeckte und zeigt im Vorbeigehen noch neue verblüffende Seiten, sodass man sich fragt: Wann endet jemals das musikalische Spektrum eines DEVIN TOWNSEND?

„Empath“ ist hochambitioniert, wirr und zugleich wunderschön. Ein Meilenstein, selbst für Townsend-Verhältnisse!

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Wertung: 9.5 / 10

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