Ob ein Label seinem Schützling, in dem Fall einer unbekannten Underground-Band, tatsächlich einen Gefallen tut, wenn sie deren Musik in einem Atemzug mit Periphery, Tesseract sowie Trivium nennt? Schon der Vergleich mit einer dieser drei Bands lässt die Erwartungshaltung auf eine Ebene anschwellen, welche diese unbekannte Underground-Band namens ZENIT kaum gerecht werden kann.
Also nein, das italienische Quartett aus Rom sägt mit ihrem Debüt „Black Paper“ nicht an dem Thron, auf dem es sich die Djent-Ikonen Periphery und Tesseract gemütlich gemacht haben. Aber nicht, weil es ZENIT am musikalischen Potenzial für schmissige Modern-Metal-Hits fehlt, sondern eher, weil Sänger Fracassi zwar engagiert, aber keinweswegs ein Spencer Sotelo oder Dan Tompkins ist. Als reines instrumentales Djent-Album könnte „Black Paper“ wesentlich mehr Zugkraft entwickeln als in der jetzigen Form.
Nicht, dass Fracassi unfähig zu singen ist. Vielmehr ist es eher das Gefühl, dass sein Gesang nichts für den jeweiligen Song tut; der Gesang hilft weder beim Erschaffen eines Klimax noch verleitet er zum Moshen oder ist kräftig genug, um ausdrucksstark neben dem gut abgemischten Schlagzeug und der druckvollen achtsaitigen Gitarre bestehen zu können. Dass ZENIT dieses Album unter der Regie eines renommierten Produzenten wie Marco Mastrobuoo aufgenommen haben, der bereits Hour Of Penance sowie Fleshgod Apocalypse gut in Szene gesetzt hat, ist auf jedem der acht Songs heraus zu hören.
Ebenso heraushörbar ist aber auch der technisch schwache Gesang, der nur dann eine Wohltat ist, wenn er nicht zu hören ist. Sobald die Instrumentalfraktion ordentlich in die Felle und Saiten schlägt, entwickeln ZENIT eine Kraft, die mächtig durch den Körper fährt. Die Italiener haben ein gutes Gespür für harmonische Steigerungen („Wraith“, „Crow’s Perch“), effektvoll eingesetzte Samples und Plini-deske Zwischenspiele („King Of Lies“) sowie schlichtweg coole Tracks („The Prophecy“).
„Black Paper“ ist mit einer Spielzeit von 34 Minuten knackig genug geraten, um ZENIT nicht überdrüssig zu werden. Dieses Debüt entfaltet sein Potenzial besonders nach dem zweiten, dritten Durchlauf und am besten dann, wenn der Hörer Fracassis Gesang ausblendet. Reduziert auf die Arbeit an den Instrumenten legen ZENIT einen astreinen Einstand hin, dessen größter Haken einzig und allein der schlichtweg unnötige Gesang ist.
Wertung: 6.5 / 10