Obwohl Industrial-Rock und -Metal von der technischen Entwicklung elektronischer Instrumente und deren inzwischen unüberschaubarer, klanglicher Vielfalt profitieren sollten, kann man in den letzten Jahren durchaus von einer gewissen Stagnation in diesen Genres sprechen. Aber ein paar alte Industrial-Recken wollen es nochmal wissen und DIEKLUTE geht dabei schon fast als Supergroup durch: Am Mikrofon stehen ein gewisser Jürgen Engler (Die Krupps) und ein Claus Larsen (Læther Strip), während die Klampfe von einem Dino Cazares (Fear Factory, Brujeria, Nailbomb) geschwungen wird. Große Namen, die eine entsprechend große Erwartungshaltung an „Planet Fear“ schüren.
Soviel sei schon mal verraten: Das Rad wird auf dem Debüt von DIEKLUTE sicher nicht neu erfunden. Der Opener „If I Die“ bietet typische EDM-Industrial-Elemente in Form von stampfenden, elektronischen Uptempo-Four-To-The-Floor-Beats, fiesen Synthesizer-Brettern und genretypisch stakkatohaften Palm-Mute-Gitarren-Riffs. Man fühlt sich an Kapellen wie vor allem Die Krupps, aber auch Ministry in den frühen Neunzigern erinnert – alles ganz nett umgesetzt, aber die Frage, ob das jemand wirklich braucht, scheint legitim. „Out Of Control“ hat Deja-Vu-Charakter: Das durchaus charakteristische Anschlagsmuster der Gitarren entspricht eins zu eins dem durchaus bekannten Clawfinger-Remixes des Die-Krupps-Songs „To The Hilt“ aus dem Jahre 1994 – fehlende Inspiration oder Hommage an vergangene Zeiten? Letzteres wäre ja schon fast ein charmantes Detail.
Etwas spannender wird die Geschichte schließlich, wenn DIEKLUTE mal ein bisschen vom Gas runter gehen: „For Nothing“ ist eine coole Midtempo-Industrial-Metal-Nummer mit hasserfüllten Vocals und spannenden Gitarren- und Elektronikspielereien inklusive Ohrwurm-Synthesizer-Line im Chorus. Dass Herr Engler (wieder) authentisch wütend oder kalt klingen kann, hat der gute Mann ja bereits auf dem letzten Die-Krupps-Release „Metal Machine Music“ beweisen können. Die permanent auf der Stimme liegende Verzerrung und die entsprechende Frequenzbearbeitung tragen dabei maßgeblich zur unterkühlten Atmosphäre von „Planet Fear“ bei – leider geht letztere zu Lasten des Klangvolumens, weshalb die Produktion insgesamt etwas dünn und sogar für Industrial-Verhältnisse oldschool wirkt. In der zweiten Albumhälfte gefällt vor allem „Channel Zero“, ebenfalls eine Midtempo-Nummer im KMFDM-Stil mit einfallsreicher Elektronik und Vocalarbeit – aber wirkliche Highlights bleiben leider aus.
Letzen Endes kann „Planet Fear“ die Erwartungen nicht wirklich erfüllen und bleibt hinter anderen Jürgen-Engler-Projekten wie beispielsweise die Kollabo mit Caliban 2016, im Rahmen derer Industrial und Metalcore eine ziemlich coole Symbiose eingingen, zurück. Das Albumdebüt von DIEKLUTE wartet leider mit unterschiedlichen Baustellen auf: Dino Cazares Gitarrenspiel ist nicht wirklich charakteristisch, geschweige denn spannend und kommt qualitativ nicht mal an frühe Fear-Factory-Tracks (also vor „Demanufacture“) heran, das Songwriting ist facettenlos und vorhersehbar, die Produktion glanzlos und dünn. Auch wenn der eine oder andere Song auf den Industrial-Dancefloors dieser Welt sicher funktionieren dürfte, wäre da mehr drin gewesen – zumal Engler seine Sache am Mikrofon nicht schlecht macht. Schade eigentlich.
Wertung: 5 / 10