Konzertbericht: Long Distance Calling w/ Motorowl

02.12.2018 Augsburg, Kantine


Bereits im Frühjahr sorgten LONG DISTANCE CALLING für gefüllte Hallen und Begeisterungsstürmen bei ihren Fans mit den ersten Teil ihrer „Boundless“-Tour. Im November und Dezember 2018 startet die Band nun den zweiten Streich, der sie für vier Wochen quer durch Europa führt. Am 2. Dezember gastierten die Münsteraner in der Augsburger Kantine und sorgten mit ihren wuchtigen Rocksongs für einen hochkarätigen Konzertabend, an dem auch der Support-Act MOTOROWL einen großen Anteil trägt.

Mit ihrem psychedelischen Doom-Rock erinnert das Quintett stark an die legendären Black Sabbath, paart diesen 70er-Jahre-Sound aber gekonnt mit modernen Einflüssen.  Das Augsburger Publikum ziehen sie von den ersten Takten an mit ihren tonnenschweren Riffs in ihren Bann und der Flammensaal ist zu diesem Zeitpunkt bereits gut gefüllt – ebenso wie die Bühne, steht MOTOROWL doch nur ein sehr begrenzter Raum zur Verfügung. Mit jedem Song trauen sich mehr Zuschauer nach vorne und die Bewegung nimmt folgerichtig immer weiter zu. Vor allem Sänger/Gitarrist Max Hemmann kann mit seiner hingebungsvollen Performance und seinem intensiven Organ punkten. Auch Drummer Martin Scheibe beeindruckt nicht nur mit seinen Schlagzeugfertigkeiten, sondern ebenfalls mit seinen massiven Oberarmen, die für noch mehr Druck und Rhythmik in den schleppend-energiegeladenen Songs sorgen. Die Lichtshow zeigt sich verhalten, taucht die Musiker meist in ein monotones Licht und ist angenehm unaufgeregt gestaltet. Ein passender Einstieg an diesem Abend einer noch jungen Band, die auf diesem Niveau sicher noch für einige Furore im Rock- und Metal-Genre sorgen kann.

Als LONG DISTANCE CALLING schließlich nach kurzer Umbaupause die Bühne betreten bricht lautstarker Applaus los, den die vier Musiker wortlos mit dem ersten Song „Into The Black Wide Open“ durchbrechen. Große Verschnaufpausen wird die Band aus Münster ihren Zuschauern an diesem Abend auch nicht bieten, sind die Ansagen doch meist nur auf ein simples Dankeschön und das Ansagen des nächsten Titels beschränkt. Zu stören scheint das aber keinen der Anwesenden, entsprechend wird die Musik gefeiert und mit vielen Tanzbewegungen sowie Headbangen gewürdigt. Diesem Bewegungsdrang kommen vor allem die Gitarristen Florian Füntmann und David Jordan nach, während der mittig platzierte Bassist Jan Hoffmann eher stoisch wirkt, aber sich doch gelegentlich zu einem kleinen Lächeln durchringen kann. Soundtechnisch ist die Band an diesem Abend über jeden Zweifel erhaben.


Seien es die wuchtigen Riffparts oder die verträumten Ambient-Spielereien, alles wird punktgenau und mit einer Gänsehaut-Intensität abgeliefert. Die Lichteffekte sind entsprechend der vielen Taktwechsel und musikalischen Momentaufnahmen deutlich wilder und abwechslungsreicher als noch bei der Vorband, entwickeln aber auf ihre Art ein stimmungsvolles Eigenleben, welches sich mit der Musik zu einem fast kunstvollen Charakter bündelt. Bei der Setlist bewegen sich LONG DISTANCE CALLING vom aktuellen Album „Boundless“ über das selbstbetitelte Vorzeigewerk bis hin zur ersten Demo „Dmnstrtn“. Highlight des Abends ist das ohrwurmverdächtige „Arecibo (Long Distance Calling)“, dem mit „The Metulsky Curse“ einer der ersten Songs des Quartetts folgt, ehe der Abend mit dem ausufernden „Beyond The Void“ einen würdigen Abschluss findet.

  1. Into The Black Wide Open
  2. Ascending
  3. Trauma
  4. In The Clouds
  5. Black Paper Planes
  6. Fire In The Mountain
  7. Ductus
  8. I Know You, Stanley Milgram!
  9. Out There
  10. Skydivers
  11. Arecibo (Long Distance Calling)
  12. The Metulsky Curse
  13. Beyond The Void

Von der Auswahl des Support-Acts bis hin zur eigenen Setlist stimmt alles an diesem Konzertabend, der nach rund drei Stunden mit den letzten Klängen zu seinem Ende kommt. LONG DISTANCE CALLING sind auch nach 12 Jahren eine der Vorzeigebands deutschen Instrumental-Rocks und eine intensive Live-Formation, die beweist, dass auch ohne Gesang keine Langeweile aufkommen muss. MOTOROWL stehen dem mit ihrem Hippie-angehauchten Doom-Rock in nichts nach, sodass das Publikum für rund 20,- € zwei qualitative und zeitlich üppige Gigs erleben konnte. Gerne dürfen die beiden Bands wieder ihren Weg in die bayerisch-schwäbische Hauptstadt finden, die Augsburger würden es ihnen sicher danken.

Publiziert am von Christian Denner

Fotos von: Christian Denner

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