Epic-Black-Metal-Bands, welche Summoning, die Vorreiter des Genres imitieren, gibt es wie Sand am Meer. Obwohl FORLORN CITADEL bisher gerade mal zwei Demos veröffentlicht hat, scheint es sich bei dem australischen Soloprojekt um einen der vielversprechenderen Nacheiferer seiner österreichischen Vorbilder zu handeln. Warum Mastermind Solace FORLORN CITADEL nicht direkt als Black-Metal-Projekt betrachtet, woher seine Faszination für verlassene Burgen kommt und was man sich von dem kommenden, ersten Full-Length erwarten darf, erfahrt ihr unter anderem im folgenden Interview.
Der Name deines Soloprojekts FORLORN CITADEL fängt die Stimmung deiner Musik ziemlich treffend ein. Was fasziniert dich so an verlassenen Festungen?
Ich war schon immer von der Vorstellung von Dingen angezogen, die einst groß und von Leben erfüllt waren und jetzt leer und verfallen sind.
Du kommst ursprünglich aus Grönland und lebst nun in Australien, nicht wahr? Dort gibt es wohl nicht gerade viele Burgen und Ruinen, oder? Wie kam es also dazu, dass du dieses Interesse dafür entwickelt hast?
Ich komme eigentlich aus Australien, aber Wanderer von Moonlight Drowns lebte in Grönland, also hast du die Verbindung wohl daher. Wie dem auch sei, in Australien gibt es keine Ruinen aus dem Mittelalter, die geografische Entfernung hat den „fantastischen“ Aspekt alter Schlösser und Königreiche für mich wahrscheinlich verstärkt.
Dein Pseudonym Solace (dt. „Trost“) ist hingegen eher untypisch für ein Black-Metal-Projekt. Gibt es einen bestimmten Grund, aus dem du dich so nennst?
Obwohl ich Sounds nutze, die typischerweise mit Black Metal assoziiert werden, empfinde ich weder FORLORN CITADEL noch Moonlight Drowns als besonders aggressiv oder negativ, was eigentlich eine typische Charakteristik von Black Metal ist. Stattdessen liegt mein Schwerpunkt auf Gefühlen der Melancholie und Fantasie, eines anderen Zeitalters, sodass ich denke, dass Solace in dieser Hinsicht gut passt.
Neben FORLORN CITADEL hast du zwei weitere Black-Metal-Projekte, Moonlight Drowns und Silence.Cold.Alone., und kürzlich hast du mit Spells Of Fog ein Dungeon-Synth-Projekt gegründet. Warum ist es aus deiner Sicht sinnvoll, deine Musik in verschiedenen Projekten herauszubringen?
Ich bin sehr auf die Ästhetik bedacht, wenn es um Projekte geht. Wenn ich etwas schreibe, das nicht genau zu meiner Vorstellung davon passt, wie dieses Projekt sein sollte, fällt es mir schwer, es zu integrieren. Ich finde es viel einfacher, meine Songideen je nach Stil in verschiedene Projekte aufzuteilen, anstatt sie alle zusammen in ein inkonsistentes Projekt zu packen.
Musikalisch scheinst du sehr stark von Bands wie Summoning inspiriert zu sein. Was hat dich dazu animiert, selbst auch derartige Musik zu machen?
Es war keine bewusste Entscheidung, dieser Musikstil kam einfach von selbst heraus. Beim Schreiben von „Amateur-Black-Metal“ ist es oft einfacher, eher „epische“, symphonische Musik zu schreiben, da man im Allgemeinen nicht durch Instrumentierung, andere Bandmitglieder oder die Notwendigkeit, live zu spielen, eingeschränkt ist.
Summoning sind bekannt dafür, dass sie ihre Perkussionen nicht mit Schlagzeug oder Drumcomputer kreieren, sondern mit dem Keyboard. Wie sieht es diesbezüglich bei dir aus?
Als jemand, der es wirklich genießt, eine Vielzahl von VSTs zu benutzen und mit Sounds herumzuspielen, versuche ich in FORLORN CITADEL, mich an die Grundlagen zu halten. Es kann leicht passieren, dass man sich immer mehr hinreißen lässt, und ich wollte, dass FORLORN CITADEL „altmodisch“ und „ausgeblichen“ klingt und auf subtile Weise ein Gefühl der Nostalgie hervorruft. Die Perkussion auf der EP „Songs Of Mourning“ war nur ein gewöhnliches Cubase-Drumkit, auf dem neuen Album, das ich schreibe, verwende ich ein Drumkit vom Korg-M1-Keyboard.
Gibt es vielleicht auch weniger offensichtliche Einflüsse, die dein Künstlertum prägen?
Ich bin von allen möglichen Musikrichtungen und Sounds beeinflusst, ich denke, dass jedes Genre etwas zu bieten hat. Vor allem Max Martin ist ein großes Vorbild für meinen Ansatz des Songwritings als „Handwerk“.
In welchen Aspekten unterscheidet sich deine Musik deiner Ansicht nach von der deiner Vorbilder?
Ich hoffe, es gelingt mir, mich von vielen verschiedenen Künstlern inspirieren zu lassen und zu etwas Neuem zu formen.
Wie gehst du an das Songwriting heran – was ist diesbezüglich der Kern deiner Songs?
Es fängt normalerweise bei einem musikalischen Hauptthema an, und ich versuche, einen Song darauf aufbauend zu strukturieren. Meine Songs haben normalerweise nicht so eine große Anzahl verschiedener Abschnitte, also geht es darum, Elemente zu finden, die ich in vielen verschiedenen Kontexten verwenden und wiederholen kann, sodass ich den Song trotzdem interessant und dynamisch halten kann.
Welches deiner Stücke ist deiner Meinung nach dein bisher gelungenstes?
Ich denke, „I: Battle“ hat wirklich das allgemeine Gefühl eingefangen, das ich auf der EP ausdrücken wollte, aber ich denke, dass viele der neueren Stücke den Song übertreffen.
Auf der ersten Demo mit dem Titel „Dusk“ hast du noch reinen Dungeon Synth gespielt, auf „Songs Of Mourning“ hingegen Epic Black Metal. Warum kam es zu diesem Wandel?
Ursprünglich sollte FORLORN CITADEL ausschließlich ein Dungeon-Synth-Projekt sein. Nachdem ich die Demo geschrieben hatte, habe ich das ganze Projekt irgendwie vergessen. Nach ein paar halbherzigen Versuchen, mehr zu schreiben, stieß ich auf ein paar unfertige Demos, die ich vor Jahren kreiert hatte. Diese Demos wurden zu „Songs Of Mourning“, und obwohl sich das Genre völlig geändert hatte, entsprach die Atmosphäre immer noch weitgehend dem, was ich mit der Demo „Dusk“ erreichen wollte.
Über Northern Silence wurden nunmehr beide Demos als Compilation neu veröffentlicht. Wie kam es dazu, dass du gerade dieses Label für die Zusammenarbeit gewählt hast?
Northern Silence kam auf mich zu, um mein Debütalbum zu veröffentlichen. Ich war sehr geschmeichelt, da es sich um ein Label handelt, vor dem ich viel Respekt habe und von dem ich im Laufe der Jahre ein großer Fan wurde. Sie dachten, es wäre eine gute Idee, die Demos zusammenzupacken und sie zu veröffentlichen, um einen Hype für das erste volle Album aufzubauen – mit bereits existierenden physischen Inhalten.
Die Compilation beinhaltet außerdem ein neues Artwork. Wie kam es dazu, dass du gerade dieses Bild gewählt hast und wer hat es kreiert?
Northern Silence schlug es vor und ich liebte es. Ich denke, es war ein guter Schritt, um das Projekt von Summoning und den ganzen anderen Bands abzugrenzen, die immer Landschaftsbilder von Albert Bierstadt als Cover verwenden.
Du arbeitest mittlerweile auch schon an deinem Debüt-Full-Length. Was darf man sich davon erwarten – wird es eher wie „Dusk“ oder „Songs Of Mourning“ klingen?
Obwohl ich mit dem Ergebnis von „Songs Of Mourning“ sehr zufrieden bin, gibt es keinen Zweifel daran, dass es deutlicher Verweis auf Summoning war. Mit dem Album strebe ich einen eigenständigeren Sound an, während ich die Atmosphäre beibehalte, die die Leute an der EP schätzen. Ich habe das Gefühl, dass es mehr folkige Einflusse geben wird, ein bisschen wie auf „Dusk“.
An dieser Stelle würde ich mit dir gerne noch ein Brainstorming durchgehen. Was fällt dir zu den folgenden Begriffen ein?
Bestes Summoning-Album: Nicht unbedingt die populärste Meinung, aber „Oath Bound“ war das erste Album, das ich von Summoning gehört habe, also ist es für mich das wichtigste.
Lo-fi: Verblasst
Nostalgie: Verblasst
Derzeitiges Lieblingsalbum: Mesarthim – The Density Parameter
Mittelalter: Magisch
FORLORN CITADEL in fünf Jahren: Ich würde eigentlich gerne live spielen und arbeite gerade daran, das zu verwirklichen.
Nochmals vielen Dank für dieses Interview. Die letzten Worte würde ich gern dir überlassen:
Vielen Dank für das Interesse und die Unterstützung.
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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