Ein Album von A FOREST OF STARS zu rezensieren, ist in etwa mit einer Klausur im Lieblingsmodul an der Uni zu vergleichen: Man steckt zwar sattelfest im Thema, so sehr, dass man sich selbst privat dazu beliest, doch in der Klausur fallen einem die darin gestellten Fragen dennoch ungeahnt schwer zu beantworten.
Selbst wenn man eingefleischter A FOREST OF STARS-Fan ist und die Diskografie der Band um jeden Neuzugang bereichernd findet, ist es dennoch schwierig, die Begeisterung für diesen avantgarden, stellenweise psychedelischen Black Metal in Worte zu fassen. Dafür sind A FOREST OF STARS zu eigen, zu kantig und dennoch ergreifend und ins Ohr gehend.
Mit ihrem neusten Streich „Grave Mounds And Grave Mistakes“ unterstreichen das die Briten erneut so deutlich wie zuvor, aber dennoch irgendwie anders – irgendwie leichter zugänglich. A FOREST OF STARS machen auf ihrem fünften Album dabei nichts grundlegend anderes als auf dem Vorgänger „Beware The Sword You Cannot See„. Gleichermaßen könnte sich „Grave Mounds And Grave Mistakes“ zwischen das hervorragende Debüt „The Corpse Of Rebirth“ und dem zweiten Album einreihen, ohne deplatziert oder rein gepresst zu wirken.
Nach dem zweiten oder dritten Durchlauf von „Grave Mounds And Grave Mistakes“ dämmert einem auch langsam, warum: Die sieben Damen und Herren um Sänger Mister Curse haben nicht einen Song komponiert, dem es an harmonischen Übergangen, nahezu epischen Songaufbauten und Ohrwurmmotiven mangelt. Die akustischen, entschleunigenden Momente im mittleren Teil von „Precipice Pirouette“ funktionieren innerhalb des Tracks ebenso gut wie das leicht variable Riffing in den letzten drei Minuten des Songs, das von Minute zu Minute an Intensität gewinnt.
Ebenso ist der im Grunde genommen drastische Wandel in „Premature Invocation“, von hallenden Gitarren und groovigen Bass hin zu den gewaltigen Ausbrüchen, alles andere als drastisch im Ohr. Zu brillant gelingt A FOREST OF STARS diese Kombination. Der Groschen fällt bei „Taken By The Sea“ endgültig: Während der Klang sanfter Streichinstrumente sowie der fragile Gesang von Katheryne, Queen Of The Ghosts seit jeher zum Sortiment der Briten gehört, gelingt es ihnen auf „Grave Mounds And Grave Mistakes“ erstmalig, diese Stilmittel nicht nur ergänzend, sondern auch tragend einzusetzen. Die Steigerung in den letzten beiden Minuten zeigt, dass A FOREST OF STARS ihre Stärke nicht nur in schnellen und lauten Umbrüchen besitzen, sondern auch in schlichtweg gefühlvollen Songs.
Dennoch ist mit „Children Of The Night Soil“ sowie „Scripturally Transmitted Disease“ noch genügend Mosh-Material da, dass bis auf wenige bremsende Momente das Tempo hält, sei es durch die typischen Violinen-Intermezzi („Children Of The Night Soil“) oder pulsierende Synthwave-Einlagen („Scripturally Transmitted Disease“).
Nach fordernden wie auch außergewöhnlichen 65 Minuten, die den Hörer zwischen Wahnsinn, Trauer und Okkultismus changieren lassen, steht fest, was zuvor zu erahnen war: „Grave Mounds And Grave Mistakes“ ist ein sehr gutes Album geworden. „Grave Mounds And Grave Mistakes“ ist aber auch ein besseres Album als „Beware The Sword You Cannot See“, was wiederum überrascht. Denn A FOREST OF STARS gelingen trotz Motiv- und Tempowechsel homogene Songs, deren Passagen fließend ineinander übergeben oder aufeinander bauen. Diesen Kniff verwenden die Briten seit Beginn vor elf Jahren, aber auf ihrem fünften Album verfeinerten sie ihn zur nahezu zur Brillanz.
Wertung: 9.5 / 10