Konzertbericht: Watain w/ Rotting Christ, Profanatica

03.11.2018 Leipzig, Hellraiser


Es ist der Herbst der Touren, auf denen sich zwei Genregrößen die Klinke in die Hand geben. Im Old School Death Metal zerlegen gegenwärtig Vader und Entombed A.D. die Clubs, während Hypocrisy und Kataklysm mit zugänglicherem Death Metal Europa verwüsten. Nun schicken sich auch zwei Giganten des Black Metal an, den Kontinent zu in Schutt und Asche zu legen – WATAIN und ROTTING CHRIST geben sich die Ehre. Ebenfalls mit von der Partie sind zudem PROFANATICA.

Letztere beginnen den Abend pünktlich um 19:30 Uhr und zeigen in der folgenden dreiviertel Stunde, wie ein verkehrt gesetzter Fokus ein Gesamtwerk in ein schlechtes Licht rücken kann. Denn die Amerikaner gewinnen immer dann an Druck, wenn sie das Tempo drosseln und mit mehr Groove agieren. Leider geschieht das allerdings viel zu selten. Den größten Teil ihres Sets verbringt das Trio damit, sich mit durchgetretenem Gaspedal relativ rudimentär vor sich hin zu ballern. Dass immer dann, wenn Schlagzeuger Paul Ledney voll durchzieht, außer seinen Drums nichts mehr zu hören ist, hilft in diesem Zusammenhang auch nicht. Trotzdem hat das Set PROFANATICAs seine starken Momente, sodass es am Schluss ordentlich Applaus gibt.

Schon vor Beginn der Show von ROTTING CHRIST herrscht erwartungsvolle Spannung vor der Bühne, die sich mit dem Erscheinen der Griechen auf der Bühne in Form von Jubel entlädt. Auch die legendären Südeuropäer können dem Zuhörer die grobe Keule über den Schädel geben und tun dies auch ausführlich. Allerdings betten sie ihre Brachialität immer in eine erhabene Epik ein, die zudem mit einem rituellen Charakter einhergeht. Dieser verleiht dem Black Metal der Band eine zusätzliche Mystik, die perfekt mit den Gruppenshouts harmoniert. ROTTING CHRIST merkt man an, dass sie Erfahrung auf der Bühne haben und diese gereicht ihnen zum Vorteil, da sie wissen, wie man ein Publikum anspornt. Dabei wirkt der Auftritt jedoch zu keiner Zeit übermäßig routiniert, vielmehr hat die Band ganz offensichtlich nach wie vor jeden Menge Freude am eigenen Schaffen. So wünscht man sich nach dem Ende von „Grande Spiritus Diavolos“, dass das Set noch nicht zu Ende wäre, doch dem ist leider so.

Viel Zeit zum Trauern bleibt den Anwesenden allerdings nicht, denn bei der nachfolgenden Band ist schon das Herrichten der Bühne überaus sehenswert. So findet sich neben den obligatorischen beiden Dreizacken und diversen umgedrehten Kreuzen auch ein überdimensioniertes metallenes Bandlogo wieder, welches knapp hinter dem Schlagzeug von zwei Trägen baumelt. Nachdem zusätzlich an jeder erdenklichen Stelle ein Feuer entzündet wurde stürmen WATAIN nach einem stimmungsvollen Intro die Bühne und die Anspannung des Publikums expoldiert ebenso wie die Band, die den Anwesenden mit „Storm Of The Antichrist“ und „NUclear Alchemy“ direkt zwei absolute Brecher entgegenschleudert, ehe es mit „The Child Must Die“ etwas ruhiger zugeht. In diesem Stile strukturieren die Schweden auch ihr gesamtes Set. So folgen auf ganz alte Nummern („Agony Fires“) neuere („Wolves Curse“) und neuste („Furor Diabolicus“) Tracks. Dabei fällt auf, dass auch WATAIN – selbstverständlich – jede Menge straightes Geknüppel bieten, dieses allerdings immer wieder mit groovigen Parts und rockigen Elementen auflockern, sodass sich keine lange Weile einstellen kann. Zudem reißen Songs wie „Malfeitor“ die Anwesenden einfach mit. Das lassen sich auch Rotting Christ nicht entgehen, die sich geschlossen die Show anschauen und auch bereitwillig mit allen Fans, die darum beten, Fotos machen. Nach rund 70 Minuten verschwindet die Band, während Sänger Erik Danielsson noch ein wenig rituell vor sich hin zelebriert und dann auch unter tosendem Applaus die Bühne verlässt.

  1. Storm Of The Antichrist
  2. Nuclear Alchemy
  3. The Child Must Die
  4. Puzzles Ov Flesh
  5. Furor Diabolicus
  6. Sacred Damnation
  7. The Golden Horns Of Darash
  8. Towards The Sanctuary
  9. On Horns Impaled
  10. The Serpent’s Chalice

Brauchte man beim Opener PROFANATICA durchaus ein wenig guten Willen, um die Show zu genießen, begeisterten die Auftritte von ROTTING CHRIST und WATAIN ohne Wenn und Aber. Heute wurde Black Metal sowohl von seiner brachial-brutalen als auch mystisch-rituellen Seite gezeigt – oder wie Watain sagen würden „zelebrier“ und das auf höchstem Niveau.

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Fotos von: Christoph Emmrich

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