Review Cor Scorpii – Ruin

So sehr man Mistur, verglichen mit der enormen Produktivität von Vreid, die sieben Jahre Wartezeit zwischen ihrem Debüt „Attende“ und dem Nachfolgewerk „In Memoriam“ auch zum Vorwurf machen kann – die Wartezeit hat sich dennoch voll und ganz gelohnt. Bei COR SCORPII, den dritten im Bunde der Windir-Nachfolger, sind nun allerdings zehn Jahre seit ihrer ersten Platte „Monument“ vergangen. Die Erwartungen sind also entsprechend hoch. Und zwangsweise stellt sich die Frage: Wie schneidet ihr zweites Album „Ruin“ im Vergleich zu „In Memoriam“ und Vreids aktueller Platte „Lifehunger“ ab?

Im Gegensatz zu Vreid und genau wie Mistur haben COR SCORPII sich auch auf „Ruin“ nicht allzu weit vom Sound Windirs entfernt. Und das, obwohl von den ursprünglich drei Ex-Windir-Mitgliedern nur noch Keyboarder und Clean-Sänger Gaute Refsnes übriggeblieben ist. Natürlich haben jedoch beide Bands ihre jeweiligen Eigenarten: Während Mistur verstärkt auf den Black-Metal-Anteil des Sognametal-Stils setzen, schmeißen die deutlich Keyboard-lastigeren COR SCORPII fröhlich mit allerlei Melodien um sich. Je nachdem, was man als Hörer persönlich bevorzugt, wird man sich mit der einen oder der anderen Band eher anfreunden können. Beide jedoch machen ihre Sache sehr gut.

Ein „Skuggevandrar“ etwa hätte mit seinen fast schon fröhlich anmutenden Folk-Melodien keinen Platz auf einer Mistur-Platte. Zusammen mit kurzweiligen Tracks wie „Hjarteorm“ oder „Helveteskap“ gehört es aber zu den stärksten Tracks auf „Ruin“. Das flitzende „Ærelaus“ vermag den ohnehin schon sehr hohen Gefälligkeitsfaktor dieser Stücke noch zu übertrumpfen. Zwischen Groove-Parts und sich hartnäckig im Hirn festfressenden Melodien hält es die Balance zwischen den Stilelementen COR SCORPIIs am geschicktesten.

Ähnlich gut funktionieren der Opener und der Schlusstrack des Albums, die beide an der Zehn-Minuten-Marke kratzen. Während „Siste Dans“ sich mit Einfällen wie dem Einsatz eines Akkordeons und sanftem Klargesang von Annika Beinnes über den größten Teil der Laufzeit spannend genug hält, wirkt „Svart Blod (Hovmod Står For Fall)“ dagegen allerdings etwas unausgereifter und etwas zu langgezogen. Tatsächlich deutlich nicht mit den restlichen Tracks des Albums mithalten können lediglich „Fotefar“ und „Ri Di Mare“. Ersteres hat zwar schöne Melodien zu bieten, wirkt aber etwas ziellos. „Ri Di Mare“ auf der anderen Seite hat schlicht zu wenige spannende Riffs vorweisen. Bei einem 53-minütigen Album ist so wenig Filler-Material aber durchaus zu verkraften. Insbesondere, weil die restlichen Songs wirklich großen Spaß für Fans derartigen melodischen Extreme Metals machen.

Wer den Sound Windirs vermisst, der sollte sich vor allem an Mistur, aber auch an COR SCORPII halten. Das beweist „Ruin“ mit einer lässigen Eleganz, die die zehn Jahre Wartezeit zwar nicht zu 100 %, aber dennoch zu großen Teilen rechtfertigt. Man kann also nur hoffen, dass die Norweger für die nächste Platte nicht wieder zehn Jahre brauchen.

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

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