Review ARL3CCH1NO – Psyche (EP)

[Post-Rock/Elektro/Doom] ARL3CCH1NO – was sich zunächst wie ein neues Modewort der Millennials liest, entpuppt sich bei genauer Betrachtung als post-industrieller Stilmix und die italienische Übersetzung von Harlekin. Die EP „Psyche“ prägt ein Soundbild, das cineastisch anmutet und gleichzeitig leicht zugänglich ist.

Zweifellos wäre Regisseur David Lynch ein großer Fan der musikalischen Weltuntergangsszenarien, die ARL3CCH1NO nach dem eher moderat-melancholischen Einstieg mit dem instrumentalen „Psyche“ entwerfen. Es sind weniger die fünf Stücke alleine, die bleibenden Eindruck hinterlassen, sondern die gesamte Atmosphäre und die lebhaften Assoziationen, die das Trio erweckt. Post-Rock und elektronische Beats treffen hier auf Doom, Metal und alles, was sich sonst noch im Kosmos von ARL3CCH1NO richtig anfühlt. Dazu zählt unter anderem ein Saxophon und erfreulich viel Gitarrenarbeit. Der Gesang von Chanteuse Stephanie ist dabei ähnlich vielseitig wie die Kompositionen, bewegt sich von einfühlsam wie in „Overload“ bis eindringlich in „Medication“. Die größten Einflüsse der drei Süddeutschen liegen zweifellos bei Combos wie Nine Inch Nails, Massive Attack oder Mogwai, doch „Psyche“ ist mehr als nur ein weiterer Abklatsch oder „Klingt wie“-Verschnitt der genannten Szenegrößen. Es ist vielmehr ein mit Liebe, Herz und Hirn zusammengestelltes und in sich geschlossenes Kleinod, das in keiner Sekunde den Eindruck erweckt, es wäre auch nur in den kleinsten Teilen zufällig so entstanden.

Der Titel der EP spiegelt die Inhalte der Songs wider, die sich von Schmerz, Isolation bis zu abstrakten Fantasien erstrecken – und damit dem entsprechen, was die düstere Verpackung verspricht. Die getragene Instrumentalisierung und methodische Umsetzung des gewünschten Klangkosmos verleiht den Inhalten den notwendigen Ausdruck. Wenig überraschend haben ARL3CCH1NO bis dato vorwiegend atmosphärische Soundtracks produziert. „Psyche“ entwickelt sich schnell zu einer intensiven Reise in eine postapokalyptische Welt, die auch als Einstieg in dieses Genre mehr als gut geeignet ist. Diese EP braucht sich nicht zu verstecken, sondern kann sich hören lassen – muss aber auch gehört werden, um sie verstehen zu können.


Wir weisen darauf hin, dass in der hier besprochenen Band ein Redaktionsmitglied von Metal1.info aktiv ist. Selbstverständlich sind wir auch in solchen Fällen stets um professionelle Distanz bemüht. Eine direkte Einflussnahme des betreffenden Redakteurs auf Text oder Wertung schließen wir aus.

Wertung: 9 / 10

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