Konzertbericht: In Extremo w/ Mr. Irish Bastard

27.07.2018 Ebern, Schloss Eyrichshof

Die Burgentour von IN EXTREMO steht auch 2018 wieder an und so findet man sich am 27.07. auf Schloss Eyrichshof in Ebern ein, das eine hervorragende Kulisse für eben diese Tour darstellt. Dabei ist die 2018er Burgentour bereits die elfte in den 23 Jahren der Band. Der Hof des kleinen Schlosses beherbergt zahlreiche Stände, die die Besucher mit Essen, Getränken und Merch versorgten, sodass es in den eineinhalb Stunden zwischen Einlass und Konzertbeginn an nichts mangeln muss – eine gute Grundlage für das Konzert.

Bevor sich aber die bekannten Sieben auf der Bühne die Ehre geben, liegt es an MR. IRISH BASTARD und ihrer „Fine Irish Drinking Music“ die Stimmung anzuheizen und die Leute vor der Bühne im beschaulichen Schlosshof in Stimmung zu bringen. Pünktlich um 20:00 erklingt der erste Ton aus den Boxen. Die fünf Herren und zwei Damen aus Münster legen sich gleich voll ins Zeug und bringen sich selbst und dem Publikum gute Laune. Der Folk-Punk zündet und nachdem mit „Pirates of the Irish Sea“ klargestellt wird, mit wem man es zu tun hat, sind die Fronten geklärt. Freilich hat man es als Opener nicht einfach und es dauert etwas, bis Bewegung ins Publikum kommt, das von der Hitze an diesem Tag noch etwas träge scheint, aber die schwierige Aufgabe gelingt.

Das liegt vor allem auch daran, dass sich die Bandmitglieder selbst feiern und offensichtlich Spaß haben, an dem was sie auf der Bühne veranstalten: sie ziehen Grimassen, interagieren hervorragend mit sich selbst und dem Publikum und ergeben sich damit der guten Laune, die fundamentaler Bestandteil der Songs ist. B.B. springt herrlich aufgedreht mit dem Akkordeon auf der Bühne herum, während Hatey und Mona dagegen mit Violine und Tin Whistle noch etwas stoisch wirken und sicherheitshalber auf ihren Plätzen bleiben.

Bei Liedern wie „I Hope They Sell Beer in Hell“ oder „We Are the Drunks” wird der Frontbastard in typischer Pubmanier stimmlich von seinen Bandkollegen unterstützt, sodass auch das Publikum vor der Bühne schnell raus hat, wann und wie mitzusingen ist. Das funktioniert auch bei “I Only Like You When I’m Drunk“ vom 2018er „Desire for Revenge“ hervorragend – da darf dann auch schonmal zugeprostet werden. Thematisch gesehen bleibt es gleich, als „I Hope They Sell Beer in Hell“ das Konzert abschließt und MR. IRISH BASTARD schwitzend, aber sehr zufrieden die Bühne verlassen, wissend, dass sie ihren Job als Opener innerhalb der sehr kurzen 30 Minuten sehr würdig erfüllt haben.

Der Umbau der Bühne dauert etwas und gegen 21:00 geht es dann los. Das bisschen Warten ist gleich zu Beginn wieder vergolten und der gut gefüllte Schlosshof bekommt mit der „Feuertaufe“ gleich einen handfesten Einstieg, der INEXTREMO-typisch von stimmiger Pyro begleitet wird. Man merkt sofort, dass IN EXTREMO eine recht einzigartige und vorallem treue Fanbase haben – bunt gemischt von Jung bis Alt wird ab der ersten Sekunde jeder einzelne Ton und vorallem die unverkennbare Stimme vom Einhorn am Mikro zelebriert. Textsicher wird ein jedes Wort vom Publikum getragen, sodass die zum Schneiden dichte Atmosphäre entsteht, für die die IN EXTREMO Konzerte bekannt sind. Die Bühne mit dem ausgezeichneten Stagelight, der stimmigen Deko und der gut eingesetzten Pyro trägt ihr Übriges dazu bei und wirkt in der Kombination ausgezeichnet. Einziges Manko ist der Sound, der zwar zentral sehr gut abgemischt ist, klar und mit gutem Druck daherkommt, aber seitlich der Bühne zu wenig präsent ist und dort damit einiges an Volumen vermissen lässt.

Während der erste Teil des Konzertes von eher aktuellen Stücken wie „Störtebeker“ (das unerwartet früh, dafür aber sehr wuchtig und mit passend blau akzentuiertem Bühnenlicht ein bisschen Seemannsfeeling beschwört), „Gaukler“ oder dem Titeltrack des aktuellen „Quid pro quo“ geprägt ist, wendet sich der zweite Teil offensichtlich an die, die IN EXTREMO schon längere Zeit begleiten. Mittlerweile können sich IN EXTREMO auf 12 Alben berufen und haben damit ein entsprechend breites Spektrum an Liedern zur Auswahl. Speziell bei „Ai Vis Lo Lop“ und dem guten alten „Herr Mannelig“ macht das Einhorn deutlich, dass seine sowieso schon unverkennbare Stimme mit dem Altern nur weiter an Volumen und Klang gewinnt. Das typische Vibrieren in seinem Gesang kommt auch auf Schloss Eyrichshof voll zur Geltung und speziell das Lied um die Trolldame mit dem einprägsamen Refrain passt an dieser Stelle und wird vor der Bühne dankbar aufgegriffen.

Mit den Merseburger Zaubersprüchen verschiebt sich die Stimmung kurzerhand, wird wieder ruhig und mystisch und Dr. Pymonte war am Zug, seiner Harfe die Klänge zu entlocken. Der feinfühlige Hüne ergibt sich ganz seiner Musik, während sein Frontmann ihn dem Publikum präsentiert.

Durch die Mondfinsternis an diesem Abend ergibt sich auch eine kleine Änderung der Setlist, sodass „Vollmond“ passenderweise etwas nach hinten verschoben und pünktlich zur Eklipse zum Besten gegeben wird. Auch hier wird das komplette Lied von den Fans gesungen. Zu einem der Highlights der Auftritte von IN EXTREMO dürfte seit 2016 auch immer wieder „Sternhagelvoll“ zählen, das wohl auch den Zustand des ein oder anderem im Publikum wiederspiegelt. Micha genießt es offensichtlich, das Lied anzustimmen und den Rest davon vor die Bühne abzugeben. Das funktioniert tadellos: Während der Refrain lautstark und zwischendrin immer mal wieder durch den Sänger angestachelt in Richtung Bühne brandet, sitzt er selbst mit einem breiten Grinsen und Bier in der Hand auf der Bühne und lässt sich vom Chor tragen. Der wiederum feiert sich im Anschluss gehörig selbst, während es Papierbänder regnet und dieses Mal Applaus von der Bühne in Richtung Schlosshof kommt. Das Lied verfehlt also auch in Ebern nicht den gewünschten Effekt.

Thematisch bleibt es alkoholisch, aber nach „Moonshiner“ verlässt die Band die Bühne – nur um kurz darauf durch laute „Zugabe!“-Rufe wieder dorthin zitiert zu werden. Das Publikum will natürlich mehr, jetzt wo die Stimmung passt. Es folgen noch drei weitere Lieder – unter anderem das live ebenfalls sehr beliebte „Liam“, dessen Instrumentierung und starker Chorus einen sehr guten Einstieg in die Konzertergänzung bietet. Beim abschließenden „Pikse Palve“ setzt man noch einmal stark auf die Pyro, lässt Fontänen steigen. Ein gekonnter Abschluss des Konzerts, der gut eingesetzt nochmal Bewegung ins Publikum bringt und das Konzert sehr tanzbar ausklingen lässt. Das Gebet zum Donner beendet einen sehr gelungenen zweistündigen Auftritt unter dem frenetischen Applaus der Fans, denen dieser Abend wohl im Gedächtnis bleiben dürfte. Auch der Band scheint es sehr gut zu gefallen, bekommen alle sieben das Grinsen bei der Verabschiedung kaum noch aus dem Gesicht.

Das mittlerweile obligatorisch gewordene Bühnenbild mit dem Publikum im Rücken darf dann als Beweis freilich nicht fehlen.

  1. Feuertaufe
  2. Zigeunerskat
  3. Störtebeker
  4. Gaukler
  5. Unsichtbar
  6. Quid pro quo
  7. Lieb Vaterland
  8. Rasend Herz
  9. Rotes Haar
  10. Vollmond
  11. Frei zu sein
  12. Ai Vis Lo Lop
  13. Herr Mannelig
  14. Wind
  15. Merseburger Zaubersprüche
  16. Belladonna
  17. Sternhagelvoll
  18. Moonshiner

  1. Himmel und Hölle
  2. Liam
  3. Pikse Palve

 

Das Erfolgsrezept von IN EXTREMO funktioniert also nach mehr als 20 Jahren immer noch sehr gut und auch dieser Auftritt zeigt das wieder mehr als deutlich: Ein IN EXTREMO Konzert ist etwas ganz Besonderes und die Band kann nach wie vor halten, was der Name verspricht.

Die Burgentour wird in den kommenden Tagen fortgesetzt:

24.08.2018 Weißenfels, Schloss Neu-Augusutsburg
25.08.2018 Hanau, Amphitheater
01.09.2018 Oranienburg, Schloss
07.09.2018 Wittenberg, Schloss
08.09.2018 Creuzburg, Burg Creuzburg

 

Publiziert am von

Fotos von: Andreas Brückner

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