Review Hoth – Astral Necromancy

Die Talentsuche im Metal-Underground kann sich manchmal frustrierend gestalten. Vielen Bands, die mit spannenden Ansätzen aufwarten, mangelt es am technischen Know-how und an den finanziellen Mitteln, um ihr Potential voll zur Entfaltung zu bringen. Zu den verhältnismäßig wenigen Interpreten, bei denen sowohl die Idee als auch deren Umsetzung bisher stets vorbildlich funktioniert haben, zählen die Melodic-Black-Metaller HOTH. Mit „Oathbreaker“ haben die nach einem Eisplaneten aus dem Star-Wars-Universum benannten Amerikaner zuletzt ein packendes Konzeptalbum geschaffen. Nun folgt mit „Astral Necromancy“ das dritte Album, auf welchem sich die Zwei-Mann-Band abermals einer geschlossenen Thematik widmet – allerdings mit einer merklich anderen Herangehensweise.

Während das Duo auf „Oathbreaker“ eine fortlaufende Geschichte erzählt hat, welche den Protagonisten mit jedem Song tiefer in die Dunkelheit führte, spielt sich das Nachfolgealbum bereits von Anfang an in purer Finsternis ab. Ganz so wie im gebieterischen, imposanten Artwork kommt das andersartige Setting auch in der Musik zum Ausdruck. Zur Vertonung ihres Weltraum-Okkultismus haben sich HOTH dazu entschieden, ihre Songs geradliniger und kompakter zu gestalten, was sich bereits am energetischen Opener „Vengeance“ unschwer erkennen lässt: Griffiges Tremolo-Picking, epische Lead-Melodien und eine kräftige, aber nicht übersättigende Portion Double-Bass und Blast-Beats sowie kernige Screams, die ob ihrer Erhabenheit ein wenig an Abbath denken lassen, bilden den gemeinsamen Nenner der insgesamt elf Tracks.

Die Grundformel ist somit eigentlich gar nicht so besonders, doch was HOTH daraus machen, geht nach wie vor weit über den Genre-Standard hinaus. Hier sitzt wirklich jeder Ton und in puncto Melodieführung geben sich die Melo-Blacker nicht mit faulen Kompromissen zufrieden. Davon abgesehen, dass die Performance der schwarzmetallischen Sci-Fi-Enthusiasten absolut tight ist und die Produktion sogar mit noch mehr Biss als auf dem Vorgänger daherkommt, haben HOTH auch das Experimentieren nicht verlernt.

„Vengeance“ überrascht etwa mit mächtigem Klargesang, der sogar den gutturalen Gesang mit seiner rohen Kraft in den Schatten stellt, wohingegen „Journey Into The Eternal Winter“ seinem hochtrabenden Titel im Refrain mit majestätischen Männerchören alle Ehre macht. Auch vor eiskalten, strahlenden Keyboardflächen („The Horrid Truth“), finsterem Orgelspiel („Passage Into Entrophy“) und jazzigen Clean-Abschnitten („The Void Between The Stars“) machen HOTH auf ihrer interplanetarischen Höllenfahrt keinen Halt.

Dass „Astral Necromancy“ aufgrund seiner durchwegs konstanten Grundstimmung nicht die packende Dramaturgie von „Oathbreaker“ an sich hat, stellt letztlich den einzigen Aspekt dar, in dem HOTH sich nicht selbst übertroffen haben. Wie schon auf ihren ersten beiden Alben haben sich die Melodic-Black-Metaller nicht den geringsten Fehltritt erlaubt, sondern schlichtweg das getan, was sie am Besten beherrschen: Hochmelodische, epische Songs schreiben und sie gänzlich ohne Makel einspielen. Für das Kunststück, extreme Musik zu kreieren, die zwar leicht zugänglich und einprägsam, aber keinesfalls als trivial zu bezeichnen ist, hätten HOTH jedenfalls eindeutig mehr Aufmerksamkeit verdient – eine Hoffnung, die sich mit ihrem Drittwerk vielleicht endlich verwirklicht.

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Wertung: 9 / 10

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