Review The Dark Red Seed – Becomes Awake

(Psychedelic Rock / Folk / Blues / Weltmusik) Mit ihrer Debüt-EP „Stands With Death“ haben die amerikanischen Dark-Folk-Rocker THE DARK RED SEED auf bemerkenswerte Weise gezeigt, wie sich selbst aus den einfachsten Kompositionen spannende Songs zaubern lassen. Das erste Full-Length-Album „Becomes Awake“ würde hingegen, wie Torsten Larson in unserem Interview ankündigte, wesentlich vielschichtiger und eklektischer ausfallen. Doch selbst jene, die sich diese Voraussage sowie Larsons Vorliebe für orientalische Musik im Hinterkopf behalten haben, dürften beim erstmaligen Hören der inzwischen erschienenen Platte mit hoher Wahrscheinlichkeit die eine oder andere Überraschung erleben.

Obwohl die einzelnen Tracks, die zusammen eine knappe Dreiviertelstunde lang laufen, im Durchschnitt kürzer sind als jene der EP, verarbeiten THE DARK RED SEED darin tatsächlich deutlich mehr ihrer verschiedenartigen Einflüsse. Lässige Psychedelic-Rock-Nummern wie „Dukkha“ stehen neben sperrigen, von abendländischer Mystik durchzogenen Instrumentals („Alap“) und Interludes wie dem mächtigen „The Mouth Of God“, das mit seinem Akustik-Tremolo wie der Auftakt zu etwas wahrhaft Großem klingt. Larson hat keineswegs zu viel versprochen: „Becomes Awake“ beinhaltet zurückgelehnte, staubtrockene Gitarren, exotische Arrangements aus Blas- und Streichinstrumenten und sogar experimentell anmutende Keyboards.

Dass THE DARK RED SEED nicht einfach nur das simple, aber effektive Schema ihrer ersten Veröffentlichung replizieren, ist bezeichnend für den kreativen Einfallsreichtum des Duos – zugleich aber auch ein Wagnis. Als Hörer fühlt man sich im konkreten Fall nämlich ein wenig hin- und hergerissen. Einerseits stellen schwer zugängliche Stücke wie „Alap“ den Zuhörer mit ihrem unkonventionellen Sound durchaus vor eine Herausforderung, andererseits erscheinen gewöhnlichere Songs wie das schunkelnd-bluesige „Darker Days“ beinahe schon zu einfach gestrickt.

Gegen Ende des Albums finden THE DARK RED SEED jedoch ihre Balance – insbesondere das geradlinige, hypnotische und doch kräftige „Awakening“ und das melancholische, sich in seinem Refrain immer mehr steigernde „Diana And Ouroboros Dance“ überzeugen mit dem richtigen Maß Verschrobenheit. Letzten Endes haben THE DARK RED SEED also nochmal die Kurve gekriegt, sodass „Becomes Awake“ alles in allem ein gelungenes Kunstwerk darstellt – zumal man Larsons rauchigem Storytelling-Gesang ohnehin nur schwer widerstehen kann.

All jene, deren Interesse durch „Stands With Death“ geweckt wurde, sind gut damit beraten, auch „Becomes Awake“ ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Dennoch sollte man gewarnt sein: Hier hat man es gewissermaßen mit einer Wundertüte zu tun – THE DARK RED SEED haben darin einige fantastische Schätze versteckt, leider aber auch das eine oder andere verzichtbare Stück. Manche der Tracks sind zu bieder, andere zu chaotisch experimentell und wiederum andere gehen genau den richtigen Mittelweg. Immerhin kann man den beiden verantwortlichen Musikern nicht vorwerfen, dass sie sich auf ihren Vorschusslorbeeren ausgeruht haben. Wer einmal etwas ganz Anderes hören will, wird hier definitiv fündig.

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Wertung: 7 / 10

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