Der gebürtige Gautinger Rüdiger Sinn kratzte in den vergangenen Jahren schon mehrfach an der Tür zum Erfolg: Als Singer/Songwriter oder mit seinem Alternative-Rock-Projekt Erscheinungsmuseum erlangte er zumindest im Raum München regionale Bekanntheit. Mit seinem Kompagnon Zlatko Pasalic (ehem. Lucky Fish) und der gemeinsamen Band STRAY COLORS startet der Musiker sechs Jahre nach dem Band-Debüt nun einen neuen Anlauf, die deutschen Radiostationen mit qualitativ hochwertiger, hausgemachter Musik aus Deutschland zu versorgen.
Die Zeichen dafür, dass es diesmal klappen könnte, stehen gut: Der Bayerische Rundfunk (Band der Woche bei Puls) und die Süddeutsche Zeitung feiern die Band bereits für ihr neues Album „Atomic Bombs & Pirouettes“. Völlig zu Recht, wie man rasch selbst feststellt: Irgendwo und nirgendwo in den Weiten zwischen ausgefeiltem Indie, fröhlichem Balkan-Pop und melancholischem Alternative Rock angesiedelt, begeistern STRAY COLORS Song um Song durch stets wechselnde Atmosphäre, aber gleichbleibend hohe Qualität.
Stimmlich sorgt der regelmäßige Wechsel am Mikrophon zwischen dem gesanglich versierten Gitarristen Zlatko Pasalic und dem eher emotional agierenden Fronter Rüdiger für die nötige Vielfalt. Musikalisch stellt die große stilistische Bandbreite der Band sicher, dass „Atomic Bombs & Pirouettes“ so schnell nicht langweilig wird: Getragen von Sinns Bilderbuch-Singer/Songwriter-Stimme und einer andächtigen Trompete weiß etwa das besinnliche „Spacemen Cemetery“ genauso zu überzeugen wie das direkt darauf folgende, eher flippige „Whiskey Sour“ mit seinem sommerlichen Ska-Einschlag.
In nur zwei Wochen haben STRAY COLORS „Atomic Bombs & Pirouettes“ eingespielt – mit einer Leichtigkeit und Souveränität, die sich in jeder einzelnen der insgesamt elf Nummern widerspiegelt. Unterstützt wurden sie dabei von einigen Gästen, die dem Album mit seinem wunderschön lebendigen Sound noch ein Extra-Leben einhauchen: Gregor „Amadeus“ Böhm etwa, der gleich zu Beginn in „The Things We Love“ ein flottes Gitarrensolo beigesteuert hat, oder Georgi Yalamas, der im abschließenden „Light Years“ das Schlagzeug durch beeindruckendes Beatboxen ersetzt.
Mit ihrer zweiten Veröffentlichung bieten STRAY COLORS sanfte, aber keinesfalls seichte Unterhaltung. Ganz im Gegenteil: „Atomic Bombs & Pirouettes“ berührt, in seinen fröhlichen wie auch seinen melancholischen Momenten. Mehr kann man sich von Indie-Rock wahrlich nicht wünschen. Aber Achtung: Es besteht akute Suchtgefahr!
Wertung: 8.5 / 10