Metal ist eines der der lebendigsten Genres, die es gibt. In der Folge ist es bei der mittlerweile enormen Zahl an Veröffentlichungen schier unmöglich geworden, sämtliche Alben in ausführlichen Reviews vorzustellen. In unserer Rubrik „Und sonst so …“ kommen deswegen in Form von Kurz-Kritiken ein paar der Alben zur Sprache, die trotz Zeitmangel und Überangebot nicht unter den Teppich fallen sollten.
Father John Misty - God's Favorite Customer
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FATHER JOHN MISTY, bürgerlich Joshua Tillmann, wurde als Schlagzeuger der Fleet Foxes bekannt. „God’s Favorite Customer“ ist sein mittlerweile 13. Soloalbum und das vierte als FATHER JOHN MISTY. Der Folk-Musiker startet das Album getragen und melancholisch mit „Hangout At The Gallows“. In diesem Stil führt er die insgesamt 10 Songs weiter, das Piano ist durchgehend präsent, die rockige Seite wird dezent und gekonnt verwoben. Hinzu kommen Elemente aus Gospel, Soul und Country, die „God’s Favorite Customer“ zu einem rundum schlüssigen und künstlerischen Release machen.
[Christian Denner]
Keys Of Orthanc - Dush Agh Golnauk
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Das kanadische Ein-Mann-Projekt KEYS OF ORTHANC thematisiert die Geschichten des legendären „Herr der Ringe“-Autors Tolkien, fokussiert sich aber passenderweise auf die düstere Seite von Mittelerde. Sein Debüt „Dush Agh Golnauk“ handelt von den Nazgul und ihrem Anführer, dem Hexenkönig von Angmar. Und tatsächlich schafft es Dorgul einen in die Welt von Mordor mitzunehmen. Musikalisch wird durch schneidende Riffs, keifende Vocals, klirrende Drums und den Einsatz von Piano eine passende Atmosphäre erzeugt. Darüber hinaus ist bspw. „Mor Gashnum“ in der Schwarzen Sprache vertont, die Sauron einst für seine Untertanen entwickelte. Ein rundum gelungenes Black-Metal-Album, dass von seiner rauen Atmosphäre und den technischen Fähigkeiten gleichermaßen lebt. Definitiv nicht nur für Tolkien-Enthusiasten zu empfehlen!
[Christian Denner]
Astpai - True Capacity
Genre:
Eingehüllt in weißen Rauch präsentieren die Punk-Rocker ASTPAI aus Wiener Neustadt ihr neues und sechstes Studioalbum „True Capacity“. Auf 17 Jahre Bestehen kann die Band mittlerweile zurückblicken, die zu den aktivsten und bekanntesten der österreichischen Szene gehört. Die zehn neuen Songs sind stark von Melodie geprägt und grundsätzlich gut produziert – bleiben aber dennoch ohne nennenswerte Höhepunkte. Der Gesang scheint stellenweise etwas neben der geplanten Tonlage zu landen. Ein wenig mehr Abwechslung hätte ASTPAI gut gestanden. Dieses Punk-Rock-Album geht in Ordnung, ist aber kein Muss.
[Christian Denner]
Nervosa - Downfall Of Mankind
Genre:
Das brasilianische Frauentrio hat mit “Downfall of Mankind” einen wahren Berserker von einem Album erschaffen und lässt diesen nun durch die Thrash-Metal-Szene wüten. Mit Luana Damettos zahlreichen (Hyper-)Blasts, Prika Amarals Tremoloriffs sowie Fernanda Liras Growls und Screams zieht es die Platte an vielen Stellen mehr in den Death als in den Thrash Metal hinein. Sowohl technisch als auch in Sachen Songwriting und geballter Energie zeigen die drei Musikerinnen, dass sie ihrer männlichen Konkurrenz in absolut nichts nachstehen und am Großteil sogar mit Leichtigkeit vorbeiziehen.
[Simon Bodesheim]
Craft - White Noise and Black Metal
Genre:
Gut gemachter Black Metal aus Schweden, der sich hauptsächlich im Midtempo aufhält und stets mit groovigem Riffing und druckvollem Schlagzeug punktet. So richtig vom Hocker zu reißen schafft das Album allerdings nicht. Dafür hat man derartiges einfach schon zu oft gehört. Die 08/15-Black-Metal-Krächzer des Sängers tragen auch nicht gerade dazu bei, dieses Problem der Platte zu lösen. Das kann man sich alles durchaus anhören, aber Season of Mist hat oft genug besseres im Angebot – auch im Black-Metal-Sektor.
[Simon Bodesheim]
Orange Goblin - The Wolf Bites Back
Genre:
Mag das endlos wirkende Meer an immer gleich klingenden Stoner-Rock- und Stoner-Metal-Bands manch einen auch auf Dauer ermüden – auf ORANGE GOBLIN ist dennoch stets Verlass! Die generell im höheren Tempo angesiedelten Songs rocken allesamt und wissen zu begeistern, sodass die 40 Minuten wie im Flug vergehen. Da jagt ein Hit den nächsten. Damit fügen die inzwischen bereits seit über 20 Jahren aktiven Briten ihrer Diskographie einen weiteren bockstarken Eintrag hinzu.
[Simon Bodesheim]
Funeral Mist - Hekatomb
Genre:
Alle Welt redet (zu Recht) über das neue Marduk-Album „Viktoria“. Ganz heimlich, still und leise veröffentlichte jedoch Marduk-Fronter Mortuus unter seinem Alter Ego Arioch gerade einmal eine Woche vorher mit seinem Soloprojekt FUNERAL MIST – vollkommen ohne vorhergehende Promo-Phase – mit „Hekatomb“ nicht nur das erste Album seit neun Jahren, sondern musikalisch eine ernstzunehmende Konkurrenz für „Viktoria“. Stilistisch als eine Art dezent atonaleres „Frontschwein“ 2.0 konzipiert, brettern er und Ex-Marduk-Drummer Lars Broddesson durch diverse grandiose Black-Metal-Songs und liefern so nahezu unbemerkt eines der besten Alben des Jahres ab.
[Simon Bodesheim]
Dead Shape Figure - Cacoëthes
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Auf „Cacoëthes“ finden sich ein paar richtige Killersongs. Aber im Gegensatz zu den meisten anderen Bands, die ihre musikalischen Qualitäten (egal ob hohe oder geringe) konstant durch das ganze Album hindurchziehen, verhält sich dieses hier eher schwankend. Neben besagten starken Songs finden sich nämlich leider auch eher schwache auf der Platte, die zum Teil unschön an die modernen In Flames erinnern. Sieht man über die drei weniger gelungenen Tracks hinweg, hat man es hier jedoch mit einem hörenswerten Melodeath-Album zu tun, das ganz genreuntypisch auch noch massiv groovt und trotz der finnischen Herkunft von DEAD SHAPE FIGURE eher wie amerikanischer oder schwedischer Melodic Death Metal klingt.
[Simon Bodesheim]
Ováte - Ováte
Genre:
Man hört auf „Ováte“ man einen klaren Enslaved– und Satyricon-Groove heraus. Was jedoch noch präsenter ist, ist ein Taake-Vibe – und das nicht zufällig, denn OVÁTE ist ein Projekt der Taake-Live-Musiker Aindiachaí (Gitarre, Bass) und Brodd (Schlagzeug). Da beide nicht singen können (oder wollen), haben sie sich zur Unterstützung für ihre fünf Songs jeweils einen Gastsänger geholt, darunter Helheim-Bassist und -Sänger V’gandr sowie naheliegenderweise auch Taake-Mastermind Hoest. Obwohl in Sachen Tempo gern mehr Abwechslung hätte reinkommen dürfen, ist den beiden Musikern ein großartiges Debüt gelungen.
[Simon Bodesheim]
Lera Lynn - Plays Well With Others
Genre:
Die Singer-Songwriterin LERA LYNN dürften die meisten durch die zweite Staffel der Serie “True Detective” entdeckt haben, wo sie ab und zu in einer Bar auftrat und mit ihren Songs an der düster-depressiven Stimmung der Staffel entscheidend mitwirkte. Ganz so finster ist “Plays Well With Others” nicht. Aber auch hier spielt sie (zusammen mit anderen Musikern) Stücke, die sich zwischen melancholischem Akustik-Gitarren-Pop und einer Art “Dark Country” im Stile von beispielsweise 16 Horsepower bewegen. Ein wenig schade ist, dass die Texte sich allesamt mal wieder nur um das altbekannte Thema (gescheiterte) Liebe drehen. Musikalisch jedoch erzeugt LERA LYNN auch auf diesem Collaboration-Album jede Menge bedrückende, aber auch sehr sanfte Momente.
[Simon Bodesheim]
Shylmagoghnar - Transience
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Das kennt wahrscheinlich jeder: Man hört etwas und weiß (objektiv), dass es superkitschig ist. Aber irgendwie findet man es trotzdem total schön. So ergeht es sicherlich auch manchen mit „Transience“ dem neuen Album von SHYLMAGOGHNAR. Die Melodien und Akkordfolgen erinnern neben Mistur und Windir, sehr an früheren Melodeath wie In Flames ihn in den 90ern gespielt haben, als auch immer noch eine gewisse folkige Note mitschwang. Düster ist an SHYLMAGOGHNARs Melodic Black Metal dagegen nichts. Das macht aber auch nichts, denn um ehrlich zu sein: Trotz des Kitsches macht es doch ein bisschen glücklich zu hören, dass es heute noch Bands gibt, die solch einen auf schöne Melodien fokussierten Sound zustandebringen.
[Simon Bodesheim]
The Antichrist Imperium - Volume II: Every Tongue Shall Praise Satan
Genre:
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Was für ein dämlicher Bandname, Albumname und ein bescheuertes Albumcover für solche Musik. So kann man seine passende Hörerschaft natürlich auch abschrecken. Hierbei handelt es sich nämlich nicht um stumpfen Black Metal, sondern um eine superanspruchsvolle und komplexe Variante von Technical/Progressive Black, Death und Thrash Metal. Leider beginnt das Album wahnsinnig stark und ab der Hälfte etwa kommt dann nicht mehr viel, das damit mithalten kann. Wer aber auch mal ein bisschen Next-Level-Black-Metal-Shit hören will, sollte dem hier dringend eine Chance geben. Das Projekt, hinter dem unter anderem drei (Ex-)Akercocke-Mitglieder stecken, kann nämlich wirklich verdammt viel. Das Schlagzeug hätte man allerdings nicht so tottriggern müssen.
[Simon Bodesheim]