Trotz der sich stetig weiterentwickelnden Genres im Metal wird der Markt für klassischen Death, Thrash, Heavy, Black oder Power Metal möglicherweise in irgendeiner Form immer vorhanden sein. Gleichwohl müssen sich Labels wie auch Hörer dieser Musik zunehmend durch etliche schlechte oder zumindest mittelmäßige Bands wühlen, bevor sie mal auf eine treffen, die diesen Stil besser beherrscht als der Großteil der Konkurrenz und allein dadurch aus der Masse heraussticht.
Denn wer sich keine eigenen Erkennungsmerkmale zulegt, der muss zumindest auf sehr hohem Niveau unterwegs sein, um sich vermarkten zu können. NOCTURNAL GRAVES aus Australien konnten für ihr drittes Album „Titan“ einen Deal mit dem gefragten Metallabel Season Of Mist ergattern. Doch hat das Trio (inzwischen Quartett) das auch wirklich verdient?
Kurz und knapp: Ja, hat es. Sein Old School Death Metal auf „Titan“, der schön schneidend und trotzdem kraftvoll produziert ist, erweist sich als gelungen und mitreißend. Gleichermaßen auf schnelles und mittleres Tempo verteilt, brettern die Death-Metaller mal thrashig, mal leicht angeschwärzt durch acht unterhaltsame Songs mit knapp 40 Minuten Spielzeit. Auffällig ist dabei, dass die kürzesten Songs die am besten funktionierenden sind. „Roar Of The Wild“ eröffnet mit einem wilden Whammy-Bar-Solo und wartet mit einigen sehr starken Riffs auf. „Souls Tribulation“ und das rasante „Silence The Martyrs“ stehen dem in wenig nach.
Doch auch die etwas längeren Tracks wissen zu gefallen. Der Opener „Resistance“ baut mit seinen bewusst auf wenige Töne reduzierten Schrammelriffs eine düstere Atmosphäre auf. Der abschließende Titeltrack dagegen bietet noch mal ein zusammenfassendes Quasi-Best-Of der vorherigen sieben Songs der Platte. Zwar neigen NOCTURNAL GRAVES in den längeren Stücken dazu, ihre Songabschnitte nicht ganz so geschmeidig und flüssig zu verbinden, jedoch verkommen ihre Kompositionen nie zu unzusammenhängenden Ideensammlungen.
„Titan“ wird den Death Metal keineswegs revolutionieren – darauf zielen NOCTURNAL GRAVES auch gar nicht ab. Wer aber bei all den Entwicklungen im Metal auch den klassischen Stil nicht missen möchte, aber nicht die Nadel im Heuhaufen aus langweiligen Bands suchen will, der kann mit dem dritten Werk der Formation wenig falsch machen. Das haben wohl auch Season Of Mist erkannt, die hier einmal mehr ihr Händchen für eine gelungene Bandauswahl beweisen.
Wertung: 8 / 10