Und sonst so … Mai 2018


Metal ist eines der der lebendigsten Genres, die es gibt. In der Folge ist es bei der mittlerweile enormen Zahl an Veröffentlichungen schier unmöglich geworden, sämtliche Alben in ausführlichen Reviews vorzustellen. In unserer Rubrik „Und sonst so …“ kommen deswegen in Form von Kurz-Kritiken ein paar der Alben zur Sprache, die trotz Zeitmangel und Überangebot nicht unter den Teppich fallen sollten.


Skyborne Reveries - Winter Lights

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Aus dem australischen Adelaide kommt mit SKYBORNE REVERIES das Solo-Projekt von Nathan Churches, der sich dem atmosphärischen Black Metal verschrieben hat. Sein zweites Album „Winter Lights“ ist ein verzweifeltes und doch verträumtes Werk, dass harschen Black Metal mit lieblichen Ambient-Spielereien umgarnt, die beispielsweise an Twinkle Twinkle Little Rockstar erinnern.  Insgesamt ist es ein solides und über weite Teile stimmiges Zweitwerk geworden, dass natürlich mit der Güteklasse hochkarätiger Produktionen nicht mithalten kann. Dafür ist die Hingabe zur gebotenen Musik in jeder Note erlebbar.

[Christian Denner]


The Sidekicks - Happiness Hours

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Von Cleveland siedelten THE SIDEKICKS nach Columbus um und können mittlerweile auf eine fast 15-jährige Geschichte zurückblicken. „Happiness Hours“ wurde das neue Album betitelt und versprüht genau dieses Gefühl: Mit jeder Menge Indie-Einfluss und poppigen Anleihen verschafft das Quartett dem Hörer ein gutes Gefühl. Das liebliche Artwork passt ebenso perfekt zum Longplayer, der zwar wenig Innovatives bietet, dafür aber mit seiner fröhlich-entspannten Art durchaus überzeugen kann. Genießt den Sommer, das ist der passende Soundtrack dazu.

[Christian Denner]


Black Orchid Empire - Yugoen

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„Breibandrock vom Feinsten“ – so lies sich „Archetpe“, das Debüt von BLACK ORCHID EMPIRE, recht trefflich beschrieben. Nun legen die Herren mit „Yugon“ nach und bieten dem geneigten Hörer erneut Rockmusik mit genug Crunch, um interessant zu sein und gleichzeitig ausreichen Raum für große Melodiebögen und ruhige Passagen zu bieten, mit denen man das Radio-Rock-Publikum ansprechen kann. Das positioniert das Londoner Trip klanglich sehr nahe an den Foo Fighters oder auch den frühen Muse. Wer an einem warmen Sommerabend oder am See gern auch mal etwas entspannteren Rock aus den Boxen kommen lässt, sollte hier reinhören

[Christoph Emmrich]


Rose Tattoo - Blood Brothers (2018 Bonus Reissue)

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2006 verstarb unerwartet und tragisch Ian Riley, seines Zeichens Bassist der legendären Australischen hard Rocker ROSE TATTOO. Daher hat der Titel des 2007er Albums „Blood Brothers“ einen ganz persönlichen Touch. Wie immer überzeugt die Band auch auf diesem Album mit rauem, bluesigen Hard Rock. Die nun vorgelegte Reissue enthält zusätzlich den den elf Albumtracks noch sechs Livesversionen der Songs dieses Albums. Gerade diese zeigen, worum es bei ROSE TATTOO geht: vollen Einsatz, Blut und Schweiß sowie energiegeladene Liveshows. Für Fans der Band, die diese Platte noch nicht haben, sicher eine lohnenswerte Neuauflage.

[Christoph Emmrich]


The Lazys - Tropical Hazards

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Mit einen Höchstmaß an Energie sowie einer Großzahl an satten Riffs kommen THE LAZYS um die Ecke und strafen ihren Bandnamen mit „Tropical Hazards“ direkt Lügen. Der Albumtitel wiederum ist absolut zutreffend, denn die Platte hat ordentlich Wums und kommt gleichzeitig sehr lässig daher – quasi der perfekte Soundtrack für den Sommer. Produziert wurde die Scheibe von Ian D’Sa (Billy Talent), der auch gemeinsam mit Eric Ratz (Danko Jones, Monster Truck) für die Produktion verantwortlich zeichnet. Hört man diese EInflüsse? Auf jeden Fall. Bieten THE LAZYS irgendetwas neues? Sicher nicht. Macht „Tropical Hazards“ Spaß? Definitiv! Wer auf AC/DC oder Airbourne steht, wird hiermit seine Freude haben.

[Christoph Emmrich]


Falco - Sterben um zu leben

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FALCO ist quasi der Erfinder deutschen Raps, stürmte er doch bereits 1985 mit „Rock Me Amadeus“ die Charts, auch in den USA. Mehr oder weniger bekannte deutsche Rapkünstler wollen jetzt mit „Sterben um zu leben“ den Einfluss des Österreichers auf die hiesige Szene Tribut zollen. Interessant ist, dass nicht nur simple Cover-Versionen eingespielt wurden, sondern FALCO selbst bei jedem Lied mitwirkt. Die Songs werden mit modernem Klang in die heutige Zeit geführt, wobei in Sachen Beats und Texten sehr kreativ gearbeitet wurde. So sind einige interessante Tracks entstanden, wie „Der Kommissar“ mit Sido oder „Junge Römer“ mit Zugezogen Maskulin, aber auch einige glattgebügelte Nummern, die den Originalen nicht wirklich gerecht werden („Rock Me Amadeus“ mit Sun Diego, „Jeanny“ mit Ali As).

[Christian Denner]


Distillator / Space Chaser - Split Album 2018

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Die Niederländer DISTILLATOR beweisen sich auf dieser Split-Veröffentlichung mit SPACE CHASER als wahnsinnig starke Thrash-Metal-Band, die in absurder Geschwindigkeit und Präzision bei traumhafter Produktion durch clevere Riffs saust. Beide Bands haben für das Split-Album drei eigene Songs, einen Cover-Song (DISTILLATOR: Slayers “Black Magic” (grandios!), SPACE CHASER: Negative Approaches “Tied Down” (nett…)) und ein Intro beigesteuert. Leider fällt die Qualität merklich ab, sobald die zwar auch ganz coolen, aber deutlich schwächeren und mehr im Hardcore verorteten SPACE CHASER aus Berlin in der zweiten Hälfte übernehmen. DISTILLATORs erste Hälfte dagegen ist absolut meisterlicher, technisch brillanter Thrash Metal!

[Simon Bodesheim]


Second To Sun - The Black

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Wenn ein Black-Metal-Album mit einer „shittyfluted“ Version des 20th-Century-Fox-Themes beginnt, weiß man, dass man es gleich mit einer sehr ungewöhnlichen Version dieses Genres zu tun bekommt. Tatsächlich beweisen die Post-Black-Metaller hier stellenweise ziemlichen Mut, wenn sie Panflöten oder die ein oder andere skurrile Idee in die Musik einbinden. Wie so oft bei Experimenten funktioniert davon leider nicht alles. Insgesamt ist der ehemals instrumentalen, seit diesem, vierten Album mit einem Sänger erweiterten Band aus Russland mit “The Black” aber ein überwiegend spannendes, interessantes, wenn auch nicht durchgehend homogenes Album gelungen.

[Simon Bodesheim]


Defiatory - Hades Rising

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“Nur eine weitere Slayer-inspirierte Thrash-Metal-Band” könnte man zu DEFIATORY sicherlich sagen, aber im Gegensatz zur 08/15-Thrash-Metal-Band haben diese Songwriting um ein Vielfaches besser drauf und punkten mit gleich mehreren Hits. Und Hits im Thrash Metal schreiben ist gar nicht mal so leicht, gerade weil vieles dort so ähnlich klingt, zum Teil sogar kaum noch unterscheidbar ist. Sogar Slayer selbst haben das auf ihrem letzten Album nicht so gut hinbekommen. Durch das Einbinden von Melodic Death und Black Metal gelingen DEFIATORY auf “Hades Rising” zudem einige darüber hinaus sehr coole Momente, auch wenn gerade der Melodeath-Aspekt die Songs nicht immer zwangsweise verbessert, sondern sie stellenweise auch mal zu kitschig macht. Trotzdem: Eines des stärksten Alben des bisherigen Jahres.

[Simon Bodesheim]


Suotana - Land Of The Ending Time

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Manch einer mag sich immer gefragt haben, wieso auf eine einflussreiche Band wie Wintersun nie eine Welle aus Nachahmern folgte. Vielleicht, weil derartige Musik zu aufwändig zu produzieren und komponieren ist? SUOTANA jedenfalls versuchen sich auf ihrem zweiten Album auch an jener Mischung aus finnischem Melodic bzw. Symphonic Death/Black, Folk und Power Metal, die Jari Mäenpää schon auf Wintersuns Debüt perfektioniert hatte. Das machen sie auch wirklich gut und bekommen eine ähnliche Atmosphäre hin. Aber letztlich sind SUOTANA eben kein Jari und deshalb erreicht “Land of the Ending Time” zu keinem Zeitpunkt die Eingängigkeit und musikalische Brillanz eines “Wintersun”, “Time I” oder “The Forest Seasons”. Wer derartige Musik aber mag und neben Wintersun nie eine vergleichbare Band gefunden hat, dem dürfte das hier trotzdem gefallen. Denn gut gemacht ist das allemal.

[Simon Bodesheim]


Bleeding Through - Love Will Kill All

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BLEEDING THROUGH fusionieren auf ihrem neuen Album Metalcore und Symphonic Black Metal, was momentan in der Core-Szene ein Trend zu sein scheint. Die Herangehensweise der Kalifornier resultiert in merklich weniger Kitsch-Refrains, dafür aber mehr Druck und Atmosphäre. Die erfreulich verspielte Entwicklung von Metal- und Deathcore darf in Zukunft gerne so weitergehen. Auch ist hier endlich mal die Produktion nicht so übertrieben glatt, was zur Abwechslung ganz angenehm ist. „Love Will Kill All“ könnte auch jenen gefallen, die mit Core sonst wenig am Hut haben. Zumindest reinhören sollte man mal.

[Simon Bodesheim]


Micawber - Beyond The Reach Of Flame

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MICAWBER spielen modernen Death Metal mit all seinen typischen Stärken und Schwächen. Soll heißen: Die Riffs sind ziemlich saftig und fett, das Ganze kommt kompakt in unterhaltsamen 38 Minuten daher und walzt ziemlich gut. Was (wie so oft) stört, ist der glattgebügelte Sound, da hätte etwas Organischeres dem Album gut getan. Ansonsten aber einfach ein sehr tolles, fetziges Death-Metal-Album, das Spaß macht. Eine klassische Genre-Platte also. Da kann man nicht viel falsch machen, wenn man mit Death Metal etwas anfangen kann.

[Simon Bodesheim]


Publiziert am von Simon Bodesheim, Christian Denner und

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