Review Kamelot – The Shadow Theory

In den Sphären des symphonischen, leicht progressiv angehauchten Power Metals waren KAMELOT stets ein Garant für packende Konzeptalben, die weit mehr waren als nur eine Ansammlung solider Einzelsongs. Selbst als die Amerikaner nach „Poetry For The Poisoned“ den Platz hinter dem Mikro neu besetzen mussten, ist es ihnen gelungen, ihren charakteristischen Stil beizubehalten. Daran hat sich auch auf „The Shadow Theory“, ihrem mittlerweile zwölften Album, nichts geändert. Erneut stehen die Songs alle unter einem gemeinsamen thematischen Banner – diesmal geht es um die Schattenseiten der menschlichen Psyche – und abermals haben KAMELOT einige namhafte Gastmusiker für sich gewinnen können.

Wer aufmerksam gelesen und sich an der Form des Präteritums im ersten Satz gestoßen hat, wird die kleine Enttäuschung, die nun folgen wird, wohl bereits an jener Stelle kommen gesehen haben. An sich machen KAMELOT alles mehr oder weniger wie bisher und das auch auf dem Niveau, das man von dem Quintett gewohnt ist: Nach einem durchaus neugierig machenden Intro bekommt man mit „Phantom Divine“ einen klassischen KAMELOT-Song wie aus dem Bilderbuch serviert. Auf eine kraftvolle und zugleich mysteriöse Strophe mit treibenden Riffs und Double-Bass-Drums folgt ein so eleganter wie dramatischer Refrain, in dem Lauren Hart (Once Human) ihre kräftigen Cleans und monströsen Growls zum Besten gibt.

Besser wird es danach jedoch nicht mehr. Zwar finden sich auch in späteren Songs immer wieder fantastische Passagen, die die Band von ihrer besten und kreativsten Seite zeigen (zum Beispiel die folkigen Streicher auf „Burns To Embrace“ oder das spacige Keyboard-Solo im flinken „Kevlar Skin“), doch einige der Nummern wirken demgegenüber wie Filler oder übrig gebliebene Versatzstücke früherer Alben. Während manche Tracks schlichtweg zu vorhersehbar oder schal wirken („Static“), übertreiben es KAMELOT hin und wieder mit dem Bombast („Vespertine“).

Beim Seiltanz über dem Kitsch, den die Symphonic-Metaller bereits in der Vergangenheit öfters in ihren Balladen gewagt haben, stürzen KAMELOT diesmal leider unschön ab („In Twilight Hours“). Dabei kann man nicht behaupten, dass es sich die Truppe auf „The Shadow Theory“ durchwegs leicht gemacht hätte. Der erhöhte Einsatz elektronischer Keyboards ist beispielsweise eine erfrischende, kleine Neuerung und mit „The Proud And The Broken“ gibt es zum Abschluss einen vergleichsweise ausschweigenden Song mit einem wunderbar verspielten Doppel-Solo.

Ihren Status als eine der führenden Symphonic-/Power-Metal-Bands haben KAMELOT mit „The Shadow Theory“ glücklicherweise keineswegs aufs Spiel gesetzt. Tommy Kareviks Gesang ist immer noch makellos, die Instrumentalisierung auch diesmal tight, episch und pompös. Dennoch fällt gerade im konkreten Vergleich zu „Haven“ auf, dass sich auf dessen Nachfolger einige weniger berauschende Ausfülltracks eingeschlichen haben und dass das lyrische Konzept nicht so prägnant zum Ausdruck kommt. Ein zweites „The Black Halo“ oder „Silverthorn“ sollte man sich hier besser nicht erwarten, dann kann man der Platte durchaus etwas abgewinnen.

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Wertung: 7 / 10

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