Nachdem 2014 ihr erstes Album seit gut 30 Jahren erschienen ist, sind die deutschen Speed-Metaller von WARRANT wieder fester Bestandteil der Szene. Gemeinsam mit den ebenfalls aus dem Ruhrpott stammenden UNIVERSE (die eine ähnlich lange Bandgeschichte vorweisen können) und der Münsteraner Truppe ANI LO PROJEKT steigt man an diesem Samstagabend gemeinsam auf die Bühne, um dem leider nicht allzu zahlreich erschienenen Publikum einzuheizen.
Den Anfang macht mit dem ANI LO PROJEKT die Band um die aus Bulgarien stammende Sängerin Anna Lozanova, die sich im Bereich des Symphonic Metals bereits einen Namen erspielen konnte. In Bulgarien gehört die Sängerin zu den bekanntesten Stimmen der Szene, eine vergleichbare Bedeutung hat sie in Deutschland allerdings noch nicht erringen können. An ihrem Können liegt das wohl eher nicht, denn Lozanova hat ein kräftiges, durchdringendes Organ, mit dem sie gekonnt zwischen härteren und getrageneren Parts zu wechseln weiß. Allerdings will der vorgetragene Symphonic Metal nicht so recht zünden und vor allem der Anteil an Traditionalisten im Publikum steht gerade den sehr großzügig genutzten Samples mehr als skeptisch gegenüber. Und tatsächlich ist es für die Live-Atmosphäre eher problematisch, wenn auf einmal donnernde Chöre aus den Boxen dringen – aber weiterhin nur eine Sängerin auf der Bühne steht. So gibt es zwar sehr höflichen Applaus vom Münsteraner Publikum, wirklich überspringen will der Funke trotz des sauber gespielten Materials aber nicht.
Als UNIVERSE auf die Bühne gehen, wird es vor derselben spürbar enger und die Reaktionen des Publikums deutlich wärmer und energischer. Die aus der Band Axe Victims hervorgegangene Gruppe, die seit 2010 wieder aktiv ist, spielt schnörkellosen, wenngleich melodischen Heavy Metal mit ordentlicher Hard-Rock-Seite. Das kommt vor allem beim Kutten tragenden Teil des Publikums gut an und sorgt das ganze Set hindurch für erhobene Fäuste. Die Songs bewegen sich durchgehend im Mid-Tempo-Bereich und setzen vor allem auf leicht zu fassende Refrains und schnelle Gitarren-Soli. Leider ist die Rhythmusgitarre die ganze Spielzeit über kaum hörbar, während der Lead-Sound sogar den Bass an die Wand drückt. Neben diesen technischen Unschärfen machen UNIVERSE aber letztlich alles richtig, spielen neben UNIVERSE-Material auch einen Song aus der Zeit von Axe Victim und werden dementsprechend bejubelt. Besonders große Spannungen lassen die eher simplen Songs der Band zwar nicht zu, aber darauf kommt es (zumindest an diesem Abend) auch nicht an.
Trotz Headliner-Position, es fällt auf, dass das Rare Guitar eher leerer geworden ist, als WARRANT auf die Bühne treten. Trotzdem legt die Band um Bassist und Sänger Jörg Juraschek – unterstützt vom Maskottchen, dem Axt schwingenden Henker, der immer wieder auf der Bühne zu finden ist – mit großer Spielfreude los und ballern ihren Speed Metal der ersten Stunde ins zwar kleiner gewordene, aber dafür wild bangende Publikum. Juraschek zeigt sich bestens bei Stimme und WARRANT präsentieren ihre Songs tight und enorm druckvoll. Und das, obwohl man mit einem Ersatzschlagzeuger spielt, da Schlagzeuger Thomas Rosemann krankheitsbedingt ausgefallen ist. Der Mann an der Schießbude spielt das Set nach nur fünf Tagen Vorlaufszeit kompetent und zielsicher herunter – Hut ab! Neben Klassikern aus den 1980er-Jahren spielt die Band auch eine Handvoll Songs vom aktuellen Album „Metal Bridge„, wobei mir vor allem „Asylum“ sehr gut gefällt. Mittlerweile ist der Sound bestens ausgependelt, alle Instrumente haben ausreichend Raum und nur hier und da knackt mal etwas in der PA. Trotz der für einen Samstagabend eher unterdurchschnittlichen Besucherzahlen zelebrieren WARRANT eine echte Old-School-Party, die vor allem auf Fan-Nähe und gute Laune setzt. Nach nur zehn Songs ist dann leider schon Schluss – nach lediglich fünf Tagen Probezeit mit dem Aushilfsschlagzeuger nur zu verständlich. Und als man sich spontan dazu entschließt, einfach einen der zuvor gespielten Songs noch einmal zu spielen, ist das Publikum damit sichtlich zufrieden.
- Come And Get It
- The Rack
- Cowards Or Martyrs
- Asylum
- Scavenger´s Daughter
- Satan
- All The Kings Horses
- Torture In The Tower
- Nuns Have No Fun
- The Enforcer
Alles in allem hat der Abend gehalten, was er versprochen hatte und vor allem die Fans traditionellerer Klänge sind mit UNIVERSE UND WARRANT voll auf ihre Kosten gekommen. Zudem besticht das Rare Guitars, eigentlich ein (wie man vermuten könnte) Gitarrenladen, durch sein Ambiente und den zumeist guten Sound. Ein Abend also, dem man gerne mehr Besucher gewünscht hätte.