Die 2004 gegründete Band BLESSTHEFALL aus Scottsdale, Arizona ist keine unbekannte Variable mehr, können sie doch bereits auf fünf Alben und zwei EPs zurückblicken. Mit dem sechsten Longplayer veröffentlichen Beau Bokan und seine vier Kollegen jetzt erstmals über das renommierte Label Rise Records. „Hard Feelings“ verbindet laut dem Frontmann den gewohnten Stil des Quintetts und einen neuen Sound, der einen von den sprichwörtlichen Socken haut. An der Produktion arbeitete Tyler Smyth gemeinsam mit Matt Good und Howard Benson. So sind zehn Songs entstanden, die jetzt auf dem Prüfstand stehen.
Dabei offenbart bereits der Opener „Wishful Sinking“ einige Schwächen: klebrige „Oh-Oh“-Chöre, weit in wehleidige Popmusik reichenden Klargesang und deplaziert wirkende Electro-Parts. Die brachialen Momente inklusive Growls sind wirklich hochklassig, aber leider in diesem Song wenig präsent. Leider folgen auf diesen ernüchternden Einstieg weitgehend belanglose Stücke, die teilweise hart an der Grenze des Erträglichen kratzen. Einzelne Songs brillieren gegen Anfang oder Ende mit brachialen Parts, die gleichermaßen überraschen und die Qualität deutlich anheben („Feeling Low“, „Cutthroat“). Diese vereinzelten Glanzstücke plus einer eigentlich überragenden Produktion holen die Kastanien aber unter dem Strich auch nicht mehr aus dem Feuer.
Wenig innovativ sind die zehn neuen Songs noch dazu bzw. klingen zum Großteil derart gleichförmig, dass man keinen großen Unterschied zwischen den einzelnen Titeln ausmachen kann. Ausnahme ist nur die Halbballade „Keep Me Close“, deren nachdenklicher Unterton mit Piano-Einsatz glaubhaft unterstrichen wird. Der hier zum Einsatz kommende Breakdown inklusive verzweifelter Screams ist zweifellos der Höhepunkt des Albums. Das abschließende „Welcome Home“ weicht zwar nicht weit von den Vorgängertiteln ab, bindet aber ein tolles Solo ein und überzeugt vor allem durch seine positive Energie.
Mit „Hard Feelings“ ist BLESSTHEFALL ein Kunststück gelungen, aber leider kein positives. Seelen- und belangloser Post-Hardcore mit Pop-Einschlag trifft auf eine durchdachte und intensive Produktion. Wenn sich die US-Amerikaner mehr auf die harten Töne oder zumindest eine bessere Mixtur beider Herangehensweisen fokussiert hätten, dann wäre wesentlich mehr Interessantes für den Musikfan entstanden. Der Albumtitel ist nicht nur für die Inhalte der Songs bezeichnend, sondern auch für die Gefühle, die beim Hören des Longplayers entstehen.
Wertung: 4 / 10