Review Rivers of Nihil – Where Owls Know My Name

Der Herbst ist angekommen bei RIVERS OF NIHIL: Nachdem sie mit ihrem Debüt „The Concious Seed Of Light“ (2013) den Frühling einleiteten und sich zwei Jahre später im Sommer befanden mit „Monarchy“, legen die US-Amerikaner nun mit ihrem dritten Album den dritten Teil ihres Jahreszeiten-Zyklus vor.

Auf „Where Owls Know My Name“ agiert das Quintett allerdings fernab von lieblichen Kauz-Gesang und liefert erneut das, womit sich die jungen Herren vor fünf Jahren erstmals einen Namen machten: mit abwechslungsreichen Tech-Death. Fans haben vor dem Einlegen des Drittwerks mit Sicherheit noch die gute Steigerung im Hinterkopf, die RIVERS OF NIHIL vom Debüt bis zu „Monarchy“ hinlegten; die Hoffnung, dass auch mit „Where Owls Know My Name“ eine gewisse Steigerung einhergehen könnte, lässt sich nicht von der Hand weisen.

Im ersten Moment dürfte die Kinnlade allerdings nicht wegen dem Eintreten der erhofften Steigerung unten bleiben, sondern wegen dem erwachseneren, etwas düsteren und weitaus weniger verspielten Sound. Die Amerikaner überraschen nämlich nicht mit einer Steigerung ihres bisherigen Schaffens, sondern mit der Hinzunahme neuer Stilelemente. Seien es Pink-Floydeske Gitarrenläufe oder der Einbau eines Saxophons, RIVERS OF NIHIL erweitern ihr Klangspektrum um neue, beinah ungewöhnliche Ingredienzien. Einen deutlichen Schritt in den Hintergrund sind dabei die häufig wechselnden Motivwechsel getreten, die das Debüt der Amerikaner charakterisierten. Dadurch mausert sich „Where Owls Know My Name“ auch nicht zu der Tech-Death-Granate, die hätte erwartet werden können, sondern bedarf einiger Durchläufe mehr, um a) den Schock über die verloren gegangene Tech-Death-Lastigkeit zu überwinden und b) den Zugang zum vergleichsweise schwerer erschließbaren Werk zu finden.

Während „Monarchy“ wie der reifere Bruder von „The Concious Seed Of Light“ klang, erinnert „Where Owls Know My Name“ an den etwas verschrobenen, aber dennoch mit interessanter Aura ausgestatteten Onkel der Beiden. Diese Metapher passt insofern gut, als die ersten beiden Alben tatsächlich in einer deutlicheren Linie zueinander stehen als es „Where Owls Know My Name“ tut. Ohrwurm-taugliche Refrains und raffiniert inszenierte Rhythmenwechsel weichen nun den weniger charakteristischen Gesanglinien von Dieffenbach und Songs, in denen sich einige Längen eingeschlichen haben. Wirkten die Songs der vorherigen Alben zu abwechslungsreich, um langatmig sein zu können, arbeiten RIVERS OF NIHIL auf „Where Owls Know My Name“ mit sich aufbauenden Tracks, die stellenweise in gute finale Parts münden, mitunter allerdings zu gestreckt wirken. Die Entwicklung, dass die Amerikaner pro Album im Schnitt zehn Minuten mehr Musik auf den Silberling hauen, darf unter diesem Gesichtspunkt eher kritisch betrachtet werden.

Längere Songs, die stellenweise leider auch genau so wirken, mit einer Interpretation, die das herbstliche Motiv der Platte allerdings hervorragend zur Geltung bringt; „Where Owls Know My Name“ lässt Kritik und Lob gleichermaßen zu und stellt somit das erste Album von RIVERS OF NIHIL dar, welches nicht grundsätzlich und durchweg gut ist. Vielmehr zeigen die Amerikaner, dass ihre Handfertigkeiten zum Aufbau von wachsenden Tracks noch nicht überzeugend genug sind, um diese Songs mitreißend zu gestalten und um eine Spannung zu erzeugen, die sich bis zur letzten Sekunde halten kann.

Somit deutet „Where Owls Know My Name“ eine Tendenz an, mit der RIVERS OF NIHIL liebäugeln: Weniger Komplexität für mehr Atmosphäre. Dass dieser Wandel noch im Umbruch und nicht abgeschlossen ist, zeigt sich auf dem dritten Album des Quintetts deutlich. Es bleibt weiterhin spannend im Hause RIVERS OF NIHIL.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von

3 Kommentare zu “Rivers of Nihil – Where Owls Know My Name

  1. Die Handfertigkeiten zum Aufbau wachsender Tracks sind nicht überzeugend genug? Selten etwas gehört mit besseren „Handfertigkeiten“. Allein der geniale Einbau des Saxophons, ohne dass dies irgendwie störend wirkt. Gerade weil man die technische Brillianz nicht auf der Oberfläche daher schwimmen lässt. Nach mehrmaligem Durchhören ein Anwärter auf das Album des Jahres (für den Prog/Death Bereich) – 10 von 10 Punkten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert