Konzertbericht: Milking The Goatmachine w/ TortureSlave, Combustion, I’m Your Nemesis, Harvest Their Bodies

02.02.2018 München, Backstage (Werk)


Zehn Jahre sind vergangen, seit die Ziegen von MILKING THE GOATMACHINE ihren Heimatplaneten Goateborg verließen, um den Menschen Freude durch Musik zu bringen. Aus diesem Anlass startet am 2. Februar im Münchener Backstage die „Now We Are Old School“-Tour, die neben dem kompletten ersten Album weitere Evergreens der tierischen Musiker und insgesamt vier Support-Acts anbieten kann.

Zu Beginn ist das Werk aber noch spärlich gefüllt, die meisten Besucher tummeln sich im hinteren Bereich oder sitzen erwartungsvoll an den Seiten. So hat die lokale Band HARVEST THEIR BODIES auch einen eher schweren Einstand, obwohl sie ihren Deathcore souverän ins Rund feuern und neben einigen Breakdowns auch eine kraftvolle Show anbieten. Gerade Frontmann Florian Weininger macht stimmlich einen sehr guten Eindruck. Der Einstand ist für die Musiker und anwesenden Musikbegeisterten somit gelungen, wenn auch der Applaus und die Bewegung noch sehr verhalten ausfallen. Mit den bekannten Genregrößen können sie sich aufgrund fehlender Hits vielleicht noch nicht messen, aber auf diesem Niveau könnte man von den Bayern noch in Zukunft einiges zu hören bekommen.

Anders gestalten sich die Umstände im Fall der Niederbayern I’M YOUR NEMESIS, die man am ehesten im Melodic Death Metal verorten kann. Zwischen den brachialen Parts kommt auch wiederholt Klargesang zum Einsatz, der ein wenig Zeit zum Verschnaufen anbietet. Leider haben die Musiker zu Beginn mit einigen Soundproblemen zu kämpfen, die aber nach kurzer Zeit behoben scheinen. Eine wehmütige und auch bedrückende Atmosphäre liegt fast allen Liedern der Band zu Grunde. Leider ist die Musik des Quartetts nicht annähernd so extravagant, wie ihre Masken am Anfang den Eindruck machen. Die Zuschauer scheinen trotzdem überzeugt und lassen sich noch zu einem Selfie mit Band hinreißen, die das Foto für das Booklet ihres kommenden Debüts verwenden möchte.

Die ebenfalls aus München stammenden Death-Metaller COMBUSTION nähern sich dem Stil des Hauptacts schon deutlich näher an. Zusehend steigert sich die Bewegung im Backstage Werk, während Sänger Philip und seine vier Kollegen ihren groovenden Todesmetall zum Besten geben. Vor allem „Fed To The Wolves“, ursprünglich mit Goatleeb Udder von MILKING THE GOATMACHINE aufgenommen, und der Titelsong des aktuellen Albums „Warhead“ überzeugen in ihrer komplexen Brutalität. Leider ist der Ziegen-Frontmann trotz seiner Anwesenheit nicht Teil der Live-Darbietung des erwähnten Songs. Stilistisch näher und eindrucksvoller konnte heute kein Act für den Headliner anheizen. Dass der Frontmann dabei ein wenig an Luke Mockridge in einer bösartigeren Variante erinnert und eine anständige Präsenz auf der Bühne zeigt, trägt einen weiteren Teil zu diesem erfolgreichen Gig bei.

Mit TORTURESLAVE ist für diesen Abend eine Gruppe aus der bayerischen Landeshauptstadt als Co-Headliner gesetzt, deren Gründung im Jahr 2017 noch nicht in allzu ferner Vergangenheit liegt. Trotzdem scheint sich die Band schon einen ordentlichen Namen erspielt zu haben, denn der Bereich vor der Bühne hat sich bis hierher sehr anständig gefüllt. Sie selbst bezeichnen ihren Stil als „High Octane Death Metal“, der auch Elemente des Crust- und Mathcore mitbringt. Die Musiker selbst sind sehr aktiv, allen voran Sänger He-Man Powerblast, der nur für kurze Momentaufnahmen stillsteht und sich sogar an den Wellenbrecher begibt, um den Teil eines Songs zu performen. Die Titel sind allesamt sehr prägnant und oft kurz gehalten, bieten dafür aber wenig bis keine Atempausen. Das Publikum befindet sich entsprechend in Dauerbewegung und ein Moshpit jagt den nächsten. Musikalisch mag das Booking von TORTURESLAVE nicht zwangsläufig nachvollziehbar sein, die Energie ihrer Show und die Reaktion der Zuschauer rechtfertigt aber jede Sekunde des heutigen Gigs.

Die Deathgrind-Paarhufer MILKING THE GOATMACHINE eröffnen ihr Set mit dem Intro „It’s Tricky“ von Run-D.M.C., ehe sie den offiziellen Reigen eröffnen. Auffällig ist bereits zu Beginn, dass die Band heute nur aus drei Hornträgern besteht: Goatfreed Udder und Lazarus Hoove fehlen krankheitsbedingt, dafür hilft das ehemalige Mitglied Tony Goatana aus. Auf dem Programm steht heute aus Jubiläumsgründen das komplette Debütalbum „Back From The Goats“. Das sorgt mit „Sour Milk Boogie“ oder „Goats Got No Clits“ bereits früh für wilde Moshpits und ausuferndes Headbangen. Sänger Goatleeb Udder erhebt sich auch für einige Songs vom Schlagzeug und wird so zum wirklichen Frontmann, während The Goatarious B.I.G. den Platz hinter dem Drumkit einnimmt. Weitere Highlights des Abends sind die zwei plakativen und kurz-knackigen „Bingo Bongo“ sowie „Ding Dong“ und die kultigen Cover-Versionen „Surf Goataragua“ und „Milk Me Up Before I Go Go“. MILKING THE GOATMACHINE spielen ihr Set solide, wenn nicht sogar hochkarätig, sind jedoch wenig auf die Interaktion mit dem Publikum bedacht. Die Ansagen beziehen sich größtenteils auf das Benennen des nächsten Titels, Aufrufe zum Mosh- oder Circle Pit sucht man vergebens. Das ist aber auch nicht nötig, denn die Zuschauer sind ordentlich in Bewegung und feiern ihre tierische Helden, wie es ein Jubeljahr gebührt. Als Zugabe wird nach einigen Aufrufen seitens des Publikums noch „Here Comes Uncle Wolf“ serviert, bevor die Menge in die wohlverdiente Nachtruhe geschickt wird.


Das Tourmotto „Now We Are Old School“ liefert ein geballtes Paket aus fünf Bands, die ihr Handwerk verstehen und es entsprechend umsetzen. Nach rund fünf Stunden gebündelter Death-Metal-Power, mal mehr, mal weniger brachial, ist sicherlich auch die Zuhörerschaft bis in die letzte Reihe bedient. Auch wenn sich nicht alle Acts perfekt ins Lineup einbinden, so kann doch von einem gelungenen Abend gesprochen werden. Vor allem MILKING THE GOATMACHINE als Headliner, aber auch COMBUSTION und TORTURESLAVE haben nach einem verhaltenen Beginn das Backstage in einen wahres Todesmetall-Fest erster Güte verwandelt.

Publiziert am von Christian Denner

Fotos von: Christian Denner

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