Die Leipziger Black-Metaller von GRABAK treiben tatsächlich schon seit 1997 ihr Unwesen in Deutschland. Und seitdem stehen sie für qualitativ soliden Black Metal und interessante Live-Auftritte (im Übrigen sind sie bereits mit Bands wie Dissection und Dark Funeral zusammen aufgetreten). Und auch ihr Cover-Artwork ist für den geneigten Fan des satanischen Black Metal immer ein Augenschmaus, entweder erschreckend oder aber haarscharf an der Blasphemie (und wahrscheinlich der Zensur) vorbei. So auch die Vorderseite ihres neuesten Werkes „Bloodline Devine“, welches eine kopfüber gekreuzigte Frau darstellt, auf die eine Hand zeigt. Das lässt natürlich viel Raum für Interpretationen und regt den Geist an. Tatsächlich gibt es verschiedene Cover-Versionen, so mussten für den amerikanischen Markt die Brüste der Frau mit Flammen überdeckt werden. Dazu darf sich jeder seinen Teil denken.
Auf das aktuelle Album “Bloodline Divine“ mussten die GRABAK-Fans allerdings etwas länger warten. Der Vorgänger „SIN“ stammt aus 2011, wurde aber kaum öffentlich wahrgenommen, da die Plattenfirma Insolvenz anmelden musste. 2016 wurde „SIN“ dann erneut veröffentlicht, nachdem die Band ein neues Label gefunden hatte. Nun folgte Ende 2017 endlich auch das neue Werk „Bloodline Divine“ und man darf gleich anmerken, dass GRABAK nichts von ihrer ursprünglichen Hingabe und Kraft verloren haben.
Nach einem düster-atmosphärischen, aber noch sehr zurückgenommenen, instrumentalen Intro knüppelt es mit „Via Dolorosa“ ordentlich los. Echter, soll heißen nicht getriggerter Schlagzeug-Klang sorgt temporeich für ordentlich schiebenden Background, während die Basslinien und Gitarrenriffs präzise und wie Bombenhagel auf den Hörer abgefeuert werden. Rohes, enthusiastisches Growl-Geschrei rundet das satte Black-Metal-Hör-Erlebnis ab. Alles fügt sich in ein kompositorisches Konstrukt, welches runtergeht wie Öl. Hier merkt man, dass die Band nie etwas anderes wollte und dass ihnen das Höllenfeuer quasi im Blut liegt und in Form von Musik zum Leben erweckt werden will. Das ergibt brachiale Kompositionen wie „Corpsebride“ (hier ist der Name Programm!) oder „Sinnocence“ (Extrapunkt für Wortspiele wie dieses!).
Auf „Seelensammler“ wird der Hörer zwischen den ansonsten englischsprachigen Lyrics mit deutschem Text und sogar mit gesprochenen Parts überrascht. Das Ganze hat etwas von einer erzählten Geschichte, die mit Black Metal dekoriert wurde. Sehr fein!
Davon abgesehen lassen GRABAK aber auch instrumental keine Langeweile aufkommen. Da werden immer kleine Gimmicks eingebaut wie kurze choral oder orchestral klingende Einlagen im Hintergrund versteckt, oder Sounds, die an akustische Gitarren erinnern. Auch sind die Melodielinien sehr harmonisch und gleiten seidenweich durch die Gehörgänge. Also keineswegs handelt es sich auf dem 51-minütigen Album nur um Brutalo-Geknüppel, sondern man serviert ausgefeilte Kompositionen mit allen Mitteln, die dem Black Metal zur Verfügung stehen, sowie einigen Elementen mehr. Da das Ganze auch qualitativ gut produziert ist, ist es ein wahrer Ohrenschmaus, den Kenner des Genres wohl gerne kosten mögen.
Zwar wurde das Rad hier nicht neu erfunden, aber „Bloodline Divine“ ist allemal besser als manch zusammengewürfelter, Hauptsache Möchtegern-Böse-Pseudo-Black-Metal einiger anderer Bands. Unbedingt mal reinhören (Anspieltipp: „Seelensammler“).
Wertung: 7 / 10