Dass England ein wahres Wunderland in Sachen Core ist, dürfte inzwischen allseits bekannt sein. Man denke nur an Bands wie Architects, Asking Alexandria oder While She Sleeps. Auch FEED THE RHINO stammen aus England, genauer gesagt aus Kent. Die Band veröffentlicht nun ihr viertes Album seit ihrer Gründung im Jahre 2008. Und wie die schon die Vorgänger, ist auch „The Silence“ ein nur schwer fassbares Album.
Der Grund dafür wird schon während des ersten Hördurchgangs klar: FEED THE RHINO mischen hier Hardcore, Post-Rock, Djent und Metalcore wild durcheinander. Das muss jetzt prinzipiell nichts Schlechtes sein, leben doch viele Bands genau von diesem speziellen Stilmix. Um wieder auf das Thema England zurückzukommen, seien hier nur Architects als Beispiel genannt. Bei FEED THE RHINO jedoch dauert es deutlich länger, bis man einen Zugang zu ihrer Musik findet.
Das liegt gar nicht mal so sehr an der Qualität der Songs, sondern eher daran, dass diese oftmals sehr zerstückelt wirken: „Heedless“ zum Beispiel startet mit einem für einen Hardcore-Song recht typischen Riff, das sofort Lust auf einen Mosh-Pit macht. Dann bricht aber plötzlich ein hochmelodischer Refrain mit Clean-Gesang durch und verpasst der Stimmung erstmal einen Dämpfer. Dieses Stilmittel wird bei fast allen Songs von „The Silence“ angewendet. Eigentlich ist man das inzwischen ja gewohnt, ist doch die Verbindung von harten Strophen und weichem Refrain das gängige Schema eines Metalcore-Songs – und doch ist es im Falle von FEED THE RHINO oftmals unpassend. Denn gerade bei Songs, in denen nur einer der beiden Stile verwendet wird, zeigt sich die große Klasse der Band.
Man höre nur das brachiale „Nerve Of A Sinister Killer“, hier haben die Riffs Gelegenheit sich zu entfalten und Sänger Lee Tobin kann zeigen, was er stimmlich draufhat. Seine Growls entsprechen nicht dem gängigen Schema des Vokalisten einer Hardcore-Band, dafür ist seine Stimme zu kratzig und dünn. Aber hier sind wir wieder bei dem Punkt, dass FEED THE RHINO das auch gar nicht sein wollen, eine typische Hardcore-Band. Ansonsten würden sie auch nicht Songs wie „Losing Ground“ schreiben. Dieser weist nämlich besonders viele Post-Rock-Anteile auf und wird dadurch zu einer wirklichen Hymne. Auch der Refrain von „Fences“ schlägt in diese Kerbe und überzeugt durch eine mitreißende Melodie und eine tolle Gesangsleistung von Lee Tobin. In diesem Falle stören eher die harten Strophen als der melodische Refrain. Womit wir wieder bei der Achillesferse des Albums wären.
„The Silence“ ist also keine einfache Platte, das wird sie auch nach mehrmaligen Hören nicht. Es wäre aber nun falsch zu sagen, die Songs wären kopflos oder übertrieben kompliziert. FEED THE RHINO spielen einfach ihre ganz eigene Art von Musik. Zu verkopft für den Hardcore aber auch zu brachial für den Post-Rock. Und genau das macht FEED THE RHINO spannend. Fans von genreübergreifender Musik sollten hier also auf jeden Fall reinhören.
Wertung: 7 / 10