Wenn sich renommierte (Ex-)Musiker namhafter Bands zusammentun, um gemeinsam neuen Output zu liefern, ist es nur verständlich, dass die Erwartungshaltungen hoch sind. Eine nicht unerhebliche Anzahl an Hörern hat sich entsprechend gefreut, dass Sängerin Anette Olzon (Ex-Nightwish) und Gitarrist Jani Liimatainen (Ex-Sonata Arctica) sich zu THE DARK ELEMENT zusammengeschlossen haben. Das gleichnamige Debütalbum macht jedoch deutlich, dass jene Erwartungen, die große Namen schüren, auch zu groß sein können.
Der Titelsong und Album-Opener ist auch das erste Stück, welches THE DARK ELEMENT der Hörerschaft vorgestellt hatten. Obwohl sich der Song durch einige markante Melodien sowie einen ohrwurmtauglichen Refrain hervortun kann, fehlt ihm doch dieses gewisse Etwas. Es stellt sich das Gefühl ein, dass es sich um keinen Song handeln würde, der ohne prominente Namen als Back-Up großartig die Runde machen würde. Und genau da liegt der Hund begraben, denn leider trifft das in der Summe auf einen nicht unerheblichen Anteil des Debüts zu – was angesichts der Dramatis personae, die hinter der Platte stehen, durchaus sehr schade ist. Von vollends belangloser Musik ist nicht zu sprechen, dennoch schafft es „The Dark Element“ nur vereinzelt, wirklich bleibende Akzente zu setzen. Hierfür wirken die Songs in der Summe dann doch ein wenig zu routiniert, zu austauschbar oder so, als hätte man das dargebotene Material in ähnlicher Weise schon gehört. Kurzum: Die Nummern, die Anette Olzon und Jani Liimatainen zusammengesammelt haben, sind in der Tat gut, aber schlichtweg nur selten herausragend.
Eine dieser Ausnahmen stellt „My Sweet Mystery“ dar, dessen feierlich-hymnischer und gleichzeitig anmutig wirkender Refrain bereits nach einmaligem Hören in den Ohren verankert bleibt. Das balladeske „Someone You Used To Know“ lässt durch persönliche, aufrichtig wirkende Lyrics aufhorchen und vermittelt einiges an Emotionen. Ebenfalls in diesem Kontext zu nennen ist „The Ghost And The Reaper“, welches durch imposanten Choreinsatz die Aufmerksamkeit innerhalb des sonst eher bodenständigen Albums auf sich zieht und zu gefallen weiß. Songs wie diese haben durchaus Einiges auf dem Kasten und machen letztlich bewusst, wie viel ungenutztes Potenzial in der Langrille steckt. Denn leider müssen sich derartige Nummern den Platz mit Songs, größtenteils aus der schwächeren zweiten Hälfte, wie „Halo“ oder „I Cannot Raise The Dead“ teilen, die in der Summe eben nett anzuhören sind, jedoch zu oft nicht wirklich aus dem Knick kommen wollen.
Die Fähigkeiten der beteiligten Musiker beeinträchtigen das Projekt keineswegs. Sowohl Jari Liimatainen als auch die Gastmusiker leisten ganze Arbeit an den Instrumenten und dass Anette Olzon in Sachen Gesang so Einiges an Power abliefern kann, stellt sie auf „The Dark Element“ abermals souverän unter Beweis. Im Einzelnen machen fast alle Songs früher oder später Spaß, dennoch hinterlässt das Werk einen nicht ganz ungetrübten Eindruck, denn man will es den Musikern nicht abnehmen, dass sie ihr Potenzial voll ausgeschöpft haben. Man darf aber optimistisch sein, dass sich die Qualität bei einem weiteren Album mit mehr herausragenden Nummern steigern könnte. Ein stabiles Fundament stellt „The Dark Element“ hierfür in jedem Fall dar.
Wertung: 6.5 / 10