Review Jess And The Ancient Ones – The Horse And Other Weird Tales

  • Label: Svart
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Rock

Der ganz große Hype um Retro-/Vintage-Rock mit okkulten Texten und weiblichem Gesang ist ja schon seit einiger Zeit wieder vorbei. Dennoch gibt es immer noch eine ganze Reihe hörenswerter Bands, die dieser Spielart frönen. Neben den legendären The Devil’s Blood oder Blood Ceremony, sind JESS AND THE ANCIENT ONES sicherlich eine dieser Bands. Die Finnen haben seit ihrer Gründung 2010 zwei herausragende und eigenständige Alben veröffentlicht. Nun legen sie mit „The Horse And Other Weird Tales“ das berüchtigte dritte Werk vor.

Schon der Blick auf das sehr fantasievolle Cover macht deutlich, wohin die Reise auf dieser CD gehen wird. Und tatsächlich, im Vergleich zum Vorgänger „Second Psychedelic Coming: The Aquarius Tapes“, taucht „The Horse And Other Weird Tales“ noch tiefer ein in den Kosmos aus 60er-/70er-Vibe, Psychedelic und teils recht komplexen Songstrukturen. Ein Großteil der Lieder bewegt sich im drei-Minuten-Bereich, lediglich zweimal wird die sieben-Minuten-Marke geknackt. Deshalb wird zwar nur eine recht magere Spielzeit von knapp 31 Minuten erreicht, aber die hat es in sich.

Allgemein lässt sich sagen, dass die Platte recht flott ausgefallen ist. Songs wie „Shining“ oder „(Here Comes) The Rainbow Mouth“ haben ordentlich Dampf und reißen einen sofort mit. Besonders auffällig bei „(Here Comes) The Rainbow Mouth“ ist der spektakuläre Einsatz der Orgel. Überhaupt ist dieses Instrument auf allen Songs stark im Vordergrund und verleiht ihnen so einen noch stärkeren 60er-/70er-Touch. Man höre nur das Orgelsolo in „You And Eyes“, einfach phänomenal!

Als zweites fallen beim Hören von „The Horse And Other Weird Tales“ die vielen Samples auf.  JESS AND THE ANCIENT ONES haben dabei eine recht, wie soll man sagen, illustre Auswahl getroffen. Während „Radio Aquarius“ erzählt ein Mann, wie es ist, auf einem Drogentrip zu sein. Am Beginn von „Minotaure“ grunzt einem der Minotaurus entgegen. Am spektakulärsten ist aber wohl der Sprecher im letzten Song „Anyway The Minds Flow“. Dies ist nämlich niemand anders als Mark Chapman. Der Mann, der John Lennon erschossen hat. Er führt aus, wie er sich nach den Schüssen auf Lennon gefühlt hat und wie sein Leben danach weiterging. Sicherlich gewagt, so einen Mann zu Wort kommen zu lassen, aber unbestreitbar stimmig und passend für das Album. Durch all diese Samples erhält „The Horse And Other Weird Tales“ einen beinahe hörspielartigen Charakter, der das Hören der Scheibe schon fast zu einem Happening macht.

Vom musikalischen Standpunkt aus zeichnen sich die Songs durch teils recht abrupte Tempo- und Rhythmuswechsel aus. Auch jazzige Passagen sind wieder vertreten, fast noch stärker als auf dem Vorgängerwerk. Wie schon gesagt, sind die Nummer recht kurz ausgefallen. Und genau hier liegt in einigen Fällen das Problem, das Ende kommt einfach zu plötzlich. Besonders bei „(Here Comes) The Rainbow Mouth“ und „Minotaure“ scheint es so, als ob mitten im Stück aufgehört wurde. Das ist sehr schade, da beide Tracks wirklich Spaß machen und gerne noch zwei bis drei Minuten länger hätten sein können.

An sich ist „The Horse And Other Weird Tales“ aber ein wirklich gelungener Release. JESS AND THE ANCIENT ONES untermauern damit einmal mehr ihre Ausnahmestellung in der Szene. Allein die Gesangsleistung von Fronterin Jess ist einmal mehr große Klasse. Natürlich ist diese Mischung aus Rock, Psychedelic, jazzigen Momenten, Synthie-Sounds und einer großen Portion 60er-/70er-Vibe keine einfache Kost, aber es lohnt sich, sich in das Album reinzuhören.

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Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Juan Esteban

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