Mutig, mutig, diese Herren von GLITTERTIND. Denn die Anhänger ihrer ersten Veröffentlichungen wie dem Debüt „Evige Asatro“ (2003) oder dessen Nachfolger „Landkjenning“ (2009) dürften spätestens seit „Djevelsvart“ (2013) wissen, dass die Norweger kaum noch etwas übrig haben für diesen gewissen punkigen Einschlag früherer Jahre. Stattdessen scheint sich das Quintett um Sänger Torbjørn Sandvik mittlerweile pudelwohl im Bereich des Folk Rocks zu fühlen.
Noch immer schwer angetan von ihrer Heimat besingen GLITTERTIND auch auf ihrem fünften Album „Himmelfall“ ein Stück norwegischer Geschichte. Vorgestellt als ein Konzeptalbum in zehn Akten behandeln GLITTERTIND darauf die Reformation, musikalisch untermauert mit den mannigfaltigen Einsatz von Orgel, Flöte, Blasinstrumenten, Piano und einem Sandvik in beachtlicher Höchstform. Mag sich aus diesen Instrumenten zu Beginn noch ein leichtes Wirrwarr an Ideen im Ohr des Hörers zusammenbrauen, entfaltet „Himmelfall“ eine späte, aber nachhaltige Wirkung.
Nicht auf Anhieb und auch nicht mit dem zweiten Durchlauf nehmen GLITTERTIND den Zuhörer für sich ein, aber wissen diesen so geschickt neugierig zu machen, dass das Album dennoch ein drittes Mal eingelegt wird. Die Norweger schaffen dies durch eine ungewöhnliche Aneinanderreihung musikalischer Einfälle: Während der Opener „Olav Engelbrektsson“ energiegeladen und erstaunlich catchy aus den Boxen poltert, überrascht ein „Likvake“ damit, dass der warme wie fragile Gesang den Fokus dieses Songs bildet, hingegen der Titeltrack ein instrumentales Orgelspiel darstellt, welches an Originalität wohl nur durch das mittelalterliche Kammerspiel in „Ein feste Burg ist unser Gott“ übertroffen wird.
GLITTERTIND verbinden die inhaltliche Intension von „Himmelfall“ mit einer glaubwürdigen Instrumentierung, sodass ihr fünftes Album ein gutes Beispiel für ein in sich stimmiges Werk darstellt. Überschäumend mit Kreativität, die bisweilen Konzentration einfordert und diese nicht immer mit Ohrwurm-tauglichen Songs belohnt, scheinen GLITTERTIND jegliche Grenzen übertreten zu wollen. Dieses Vorhaben mündet in gelungene wie abwechslungsreiche, allerdings auch nicht immer erinnerungswürdige Lieder, sodass „Himmelfall“ durch seine Kreativität zu begeistern und irritieren zugleich weiß.
https://www.youtube.com/watch?v=Qyxhn6_KhhI
Wertung: 7.5 / 10