Fragt man das dänische Ein-Mann-Projekt NORTT nach dem Stil, in dem die bisherige Diskografie einzuordnen ist, erhält man eine Antwort, welche die Vielfalt des oftmals als Gekreisch ausgeschimpften Genres Metal verdeutlicht: Pure Depressive Black Funeral Doom Metal. Was nach übertrieben viel Charakteristika klingt, bringt die Essenz des Comeback-Albums „Endeligt“ allerdings mehr als treffend auf den Punkt.
NORTT veröffentlichte sein Debüt 2003 und im Zwei-Jahres-Rhythmus folgten noch zwei weitere Platten, ehe ab 2009 dieser Zyklus unterbrochen wurde und NORTT fortan verstummte. Zehn Jahre nach „Galgenfrist“ und passend zur trüben Musik im Dezember herausgebracht, meldet sich das Projekt mit dem vierten Album zurück. Darin steckt so viel NORTT, als hätte die vergangene Dekade keinerlei Einfluss auf Mastermind Nortts musikalische Visionen gehabt.
Mehr noch: „Endeligt“ scheint diese Zeit zur Reife verwendet zu haben, denn die neun Tracks ergeben in Summe den wohl düstersten Soundtrack, der zu keinerlei cineastischen Veröffentlichung gehört. Ähnlich wie im Falle von Ævangelist oder auch Gnaw Their Tongues kreiert NORTT keine sensationellen Riffes, keine im Ohr bleibenden Hooks, keine Melodien für die Ewigkeit, sondern Atmosphäre, eine einnehmende Atmosphäre. Allerdings anders als bei den beiden genannten Bands verzichtet das dänische Projekt auf den Einsatz von Samples oder einer ausgefalleneren Instrumentierung. Stattdessen wird diese greifbar kühle, sich aufbauende und dabei eher anmutig denn monströs erdrückend wirkende Stimmung durch vereinzelte Akkorde und den ausgebreiteten Klangteppich des Pianos geschaffen.
Passend zur dieser musikalischen Gestaltung bleibt Nortt auch textlich weiterhin dieses Kind von unsagbarer Traurigkeit, welches seine Todessehnsucht noch immer in seinen Lyrics verarbeitet; diese inhaltliche Schwärze ist das in Worte-Fassen der Musik, für die NORTT steht. Düster, bedrückend, schleppend – auch wenn dies nicht die typischen Beschreibungen für ein Hörerlebnis darstellen, schafft „Endeligt“ den Spagat zwischen Trübsinn und Lust auf Mehr. Nachdem das Album nach knapp 40 Minuten durchgelaufen ist, fühlt sich der Hörer zwar ermattet, aber nicht so niedergeschlagen, dass eine weitere Runde NORTT den persönlichen Seelenfrieden gefährden könnte (was im Falle eines „Hymns For The Broken, Swollen And Silent“ schnell geschehen kann).
Kurzum: Zehn Jahre Wartezeit auf ein Album dieser Güte kann die Fans von NORTT nur versöhnlich stimmen. Außerordentlich stimmungsvoll und vereinnahmend spielt sich „Endeligt“ zügig in die Herzen von Anhängern der Funeral- und Depressive-Bewegung innerhalb des Black Metals.
Wertung: 8 / 10