Zum 25jährigen Jubiläum der Band machen DEINONYCHUS ihren Fans ein besonderes Geschenk: Stolze zehn Jahre nach dem letzten Werk ist unlängst mit „Ode To Acts Of Murder, Dystopia And Suicide“ tatsächlich noch Album Nummer Acht erschienen. Bandkopf Marco Kehren erklärt, warum es so lange gedauert hat, was man sich weiter von DEINONYCHUS erwarten darf und was er heute mit seiner Zeit bei Bethlehem verbindet.
Gratulation zu 25 Jahren DEINONYCHUS. Hättest du dir das je träumen lassen, als du die Band gegründet hast?
Nein, überhaupt nicht…. Ich habe DEINONYCHUS damals gegründet, weil ich mich mit Malefic Oath damals musikalisch nicht einigen konnte und meinen eigenen Weg gegangen bin. Damals dachte Ich noch, och, lass mal ein Demo machen und sehen wo es lang geht. Dass dann drei Monate später schon der erste Plattenvertrag mit Cacophonous Records unterschrieben war und jetzt nach 25 Jahre acht Alben und noch sämtlicher Kleinkrams raus gekommen ist … ne, das hätte ich nicht erwartet. Umso mehr, weil ich DEINONYCHUS als eine Leidenschaft sehe und keinesfalls als „Kohlekraftwerk“.
Du hast es eben angesprochen: Mit „Ode To Acts Of Murder, Dystopia And Suicide“ ist nun, zehn Jahre nach dem letzten Album, euer achtes Werk erschienen. Warum hat das so lange gedauert?
Ich hatte irgendwie vor den Aufnahmen von „Warfare Machines“ 2006 schon das Gefühl, dass ich aufgebrannt war. Die Lust zum Spielen und die Lust am Metal war irgendwie weg! Trotzdem habe ich damals noch das Album gemacht und es ist auch gut geworden. Aber danach habe ich alles ad acta gelegt.
Ich habe mich dann 2008 mit ein Projekt namens Nihil Novi Sub Sole, mit dem ich eine Mischung aus Ambient, Industrial und Martial gemacht habe, auf ganz neue Wege begeben. 2010 habe ich mit dem Projekt ein Album gemacht und einige Live-Auftritte in Deutschland und Spanien absolviert. 2011 habe ich dann versucht, mit DEINONYCHUS einen Neustart zu machen, aber das war dann doch noch zu früh. 2016 hat es dann geklappt weil ich wieder die Motivation und Lust hatte, die jahrelang gefehlt hatte. Auch das generelle Interesse in Metal war wieder voll vorhanden. Zeitweise habe ich ja nur noch Ambient-Sachen gehört. Ja … musste wohl alles so sein.
Seit wann hast du dann wieder aktiv an DEINONYCHUS gearbeitet – was war die effektive Entstehungszeit des Albums?
Ich glaube, dass ich effektiv im April 2016 angefangen habe, Songs zu schreiben, und eigentlich ging das alles relativ schnell. Ich meine, mich erinnern zu können, dass ich, von den Texten abgesehen, schon Anfang August das komplette Album fertig hatte. Lange schon lungerten irgendwelche Ideen im Kopf, die ich dann erstmals umzusetzen versucht habe. Da ich zehn Jahre lang keine Gitarre mehr in der Hand gehabt hatte, war das mit dem Spielen anfangs ein wenig frustrierend, aber irgendwann kam alles einfach heraus.
Markus Stock hat die Keyboards zu dem Album eingespielt – kam das spontan im Studio, oder ist Markus fester Bestandteil der Band?
Das ist tatsächlich spontan im Studio entstanden. Ursprünglich wollte ich Alessio Fagrelli aus Italien für den Job haben. Er hat auch das 2004 erschienene Album „Insomnia“ eingespielt. Wie dem auch sei … aus der Situation heraus habe ich im Studio eben Markus gefragt, damit das Album einfach komplett fertig im Kasten ist, anstatt das Material nach den eigentlichen Aufnahmen nochmal an Alessio schicken zu müssen – der war zur Zeit nämlich in London. Markus hat die Sachen souverän eingespielt, er weiß einfach, was DEINONYCHUS braucht und hat das perfekt umgesetzt – sowohl musikalisch als auch produktionstechnisch. Ich würde ihn auf jeden Fall wieder engagieren!
Das Album wurde auch bei Markus in der Klangschmiede E produziert – warum hast du dich für dieses Studio entschieden?
Die Entscheidung war eigentlich eine leichte: Ich wollte, nachdem ich die letzten zwei DEINONYCHUS-Alben in Rom eingespielt hatte, wieder in Deutschland aufnehmen. Und da ich schon mal mit Markus gearbeitet habe (er hat auch das 2002er-Album „Mournument“ produziert) und ich das Album vom Sound her noch immer klasse finde, habe ich mich wieder für ihn entschieden. Das Schlagzeug haben wir allerdings bei Christian Moos im Spacelab Studio in Grefrath (u.a. Pestilence) aufgenommen. Der Mann kann einfach bombenmäßige Schlagzeugsounds produzieren!
Der Albumtitel könnte düsterer kaum sein – was treibt dich zu diesen Themen, worin liegt für dich der Reiz der morbiden, brutalen Thematiken?
Also natürlich zum Teil meine Faszination für diese Thematiken, die Welt um mich herum und so weiter. Und vieles wird auch mit meiner beruflichen Tätigkeiten im Strafvollzug zusammenhängen.
Was genau machst du da und inwiefern beeinflusst das deine Sicht auf die Welt, deine Gedanken und damit deine Kunst?
Darauf möchte ich nicht näher eingehen. Ich trenne meinen Job und meine Musik strikt. Es wissen nur die Wenigsten, wo ich arbeite was ich da noch nebenbei treibe. Ich möchte nicht, dass das es in die Öffentlichkeit gelangt und miteinander in Verbindung gebracht wird.
Wie geht es mit DEINONYCHUS jetzt weiter – werden wir uns wieder 10 Jahre gedulden müssen, ehe wir wieder etwas von euch hören?
Da kann ich nur ehrlich antworten: keine Ahnung. Mein Vertrag bei My Kingdom Music ist jetzt, nach 15 Jahren, erfüllt. Ich werde nicht unbedingt auf die Suche nach einem neuen Label gehen. Ich weiß aber auch nicht, ob ich noch länger bei My Kingdom Music bleiben möchte. Also steht’s in den Sternen.
Aber abgesehen von der Labelfrage: Ist die Lust auf Metal noch da, arbeitest du bereits an neuem Material oder kannst es dir zumindest vorstellen?
Die lust auf Metal ist noch da! Aber momentan habe Ich andere Prioritäten, Dinge, die echt vorrangig sind.
Und wie sieht es mit DEINONYCHUS-Shows aus? Hast du darüber schon mal nachgedacht?
Ja…. DEINONYCHUS live umzusetzen, wäre theoretisch kein Problem: Es haben sich bereits einige Musiker gemeldet um da auszuhelfen. Aber hier auch wieder: Momentan haben andere Dinge Vorrang.
Du hast seinerzeit Bethlehems legendärstes Album, „Sardonischer Untergang im Zeichen irreligiöser Darbietung“ eingesungen. Wie stehst du zu dem Album heute?
Ich verbinde mit dem Album mit unzähligen Eindrücke und Erinnerungen, die unbezahlbar sind. Es war eine klasse Zeit mit ganz vielen tollen Leuten um mich herum. Das Album hat quasi die Magie dieser Zeit perfekt eingefangen. Es ist immer noch ein krasses Album, das damals aus purer Leidenschaft entstanden ist!
Bethlehem hatten zuletzt immer wieder Probleme, einen dauerhaften Sänger zu finden. War es je ein Thema für dich, wieder zu Bethlehem zurückzukehren?
Nein, für mich war immer klar, dass ich Bethlehem nur aushelfen wollte und kein Bestandteil der Band war.
Niklas Kvarforth hat mit Bethlehem vor ein paar Jahren einen Re-Release dieses Werkes umgesetzt. Wie findest du seine Versionen und wie denkst du generell über die Neuauflage?
Ganz ehrlich: Ich kenne das Album zwar in dem Sinne, dass ich weiß, dass Niklas es neu eingesungen hat, aber gehört habe ich es nie. Wahrscheinlich auch aus dem Grund, dass ich nichts von solch einer Neuauflage halte. Wie ich schon vorher meinte: Das Album hat zu dieser Zeit eine gewisse Magie gehabt, die wir damals als kollektiv erschaffen haben. Und daran gibt es nichts zu rütteln.
Besten Dank für Zeit und Antworten. Zum Abschluss ein Brainstorming: Was fällt dir spontan zu folgenden Begriffen ein?
Suizid: Selbsterwählten Freitod, den ich respektiere.
Deutschland: Meine zweite Heimat.
Profane Fetmilch: Eine richtig durchgeknallte Zeit, war super!
Keyboards im Black Metal: Können das gewisse Etwas geben oder auch gar nicht!
Angela Merkel: Würde nicht mit Ihr tauschen wollen. In der heutige politischen Landschaft geht vieles einfach schief, vielen wollen sie abschießen, aber sag mir bitte, wer es dann richten soll? Es so machen wie Trump?
DEINONYCHUS in zehn Jahren: Dann gibt es DEINONYCHUS bestimmt nicht mehr. Da gebe ich Dir die Hand drauf!
Die letzten Worte gehören dir – gibt es noch etwas, was du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Ach, da bleibt mir nur zu sagen, dass ich allen das Allerbeste für 2018 wünsche!
Vielen Dank für das Interview!