Review Lento – Fourth

Leuten, denen bei dem überaus selten fallenden Schlagwort Instrumental Atmospheric Sludge Metal nichts in den Sinn kommt, sei vergeben, schließlich existiert wohl kaum eine bemerkenswerte Zusammenstellung verschiedener Subgenre. Dennoch: So wie es für jeden Topf den passenden Deckel gibt, so musiziert auch irgendwo in den terrestrischen Gefilden eine Band, die genau das, nämlich Instrumental Atmospheric Sludge Metal, auf einem Silberling verewigt. Und das nicht bei den üblichen Verdächtigen, bei den Amerikanern oder den Skandinaviern, sondern in Italiens Hauptstadt.

Bereits seit 2004 nehmen LENTO dort Musik auf, die mit einem gigantischen Alleinstellungsmerkmal aufwarten kann. Nicht so doomig wie Omega Massif, nicht so psychedelisch-melodisch wie Ufomammut, dafür aber wesentlich schleppender als Pelican und noch druckvoller als Godflesh – irgendwo dazwischen ist die Diskografie des mittlerweile zum Trio geschrumpften Projektes einzuordnen. Und auch ihre vierte Scheibe, folgerichtig „Fourth“ betitelt, unterstreicht diese Einzigartigkeit von LENTO.

Die Schwierigkeit im instrumentalen Bereich liegt besonders darin, dass – plump formuliert – die Arbeit an den Instrumenten gut genug sein muss, um das Fehlen eines Gesangs verkraften zu können, denn wie viele Bands wären ohne charismatischen Gesang plötzlich nur noch in Ordnung, aber nicht mehr mitreißend? LENTO schaffen es seit ihrem Debüt „Earthen“ (2007) durchweg, trotz ohne gesanglicher Unterstützung kantige Platten auf den Markt zu bringen, die trotz fehlendem herkömmlichen Song-Gerüst stets begeistern können.

Ihr Vorgehen hat sich auf „Fourth“ demnach erneut nicht geändert, was bedeutet, dass die Italiener an ihrem persönlichen Erfolgsrezept festhalten. Mag genau dieses Vorgehen bei vielen Bands zum Aufschrei führen, da ihnen Stagnation und Ideenlosigkeit vorgeworfen werden, verhält es sich bei LENTO deswegen anders, da deren Erfolgsrezept prinzipiell das Ausloten der musikalischen Grenzen darstellt. Nicht anders ist ihr Vorgehen auf den zehn neuen Tracks, die stets mit noch soviel Eingängigkeit versehen sind, dass der Hörer den Eindruck hat, tatsächlich Herr über das gebotene Chaos aus Sludge und Post-Metal zu sein.

Brutal und erdrückend, zugleich aber auch fragil und stimmig, so zeigen sich LENTO auch auf „Fourth“ von ihrer besten Seite. Wer musikalischen Grenzgängern wie Krallice viel abgewinnen kann und sich nach mehr als gewöhnlicher Rhythmik in gewohnter Struktur sehnt, ist bei den Italienern mehr als gut aufgehoben!

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Wertung: 8 / 10

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