Und sonst so … November 2017

Metal ist eines der der lebendigsten Genres, die es gibt. In der Folge ist es bei der mittlerweile enormen Zahl an Veröffentlichungen schier unmöglich geworden, sämtliche Alben in ausführlichen Reviews vorzustellen. In unserer Rubrik „Und sonst so …“ kommen deswegen in Form von Kurz-Kritiken ein paar der Alben zur Sprache, die trotz Zeitmangel und Überangebot nicht unter den Teppich fallen sollten.


Swedish Death Candy - Swedish Death Candy

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Die britischen Psychedelic-Rocker SWEDISH DEATH CANDY haben ihr Debüt ganz pragmatisch nach sich selbst benannt. Das Artwork macht dem Genre bereits alle Ehre, aber auch musikalisch beschreitet das Quartett diesen Weg sehr gekonnt. Mal erinnern sie an Black Sabbath, dann an Pink Floyd und nicht zuletzt bei den Soli an die Kölner Urgesteine Can. Viel Platz für eigene Kreativität lässt das Album nicht zu, dennoch ist es ein kurzweiliger und intensiver Trip geworden, mit dem Freunde psychedelischer Rockmusik durchaus zufrieden sein dürften.

[Christian Denner]


Boytronic - Jewel

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Bereits seit 1983 zählen BOYTRONIC zu den erfolgreichsten deutschen Electronic-Bands, nicht zuletzt durch ihre Erfolgssingle „You“. Ihr bisher neuntes Studioalbum „Jewel“ bildet das erste neue Material seit elf Jahren und zeigt sich dabei facettenreicher als so manches Synth-Pop-Release. Mal ist es dezenter Gitarreneinsatz („The Universe“), düstere Atmosphäre („Dark Passion“) oder Vocoder-Einsatz („Disco City“), die diese Abwechslung bedingen. Trotzdem ist der Spirit der späten 80er bzw. frühen 90er immer spürbar. Für alle, die in Synthie-reicher Erinnerung schwelgen möchten, bietet „Jewel“ einige brauchbare Momente.

[Christian Denner]


Wending Tide - The Painter

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WENDING TIDE will mit seiner vier Songs starken EP „The Painter“ die komplette Bandbreite menschlicher Gefühle wie Freude, Traurigkeit, Liebe und Sehnsucht ausdrücken. Für dieses Unterfangen bewegt sich der Neuseeländer im Bereich des Post-Black-Metal. Damit trifft er nicht nur durch die druckvollen Riffs und die satte Produktion ins Schwarze. Auch die Atmosphäre verbindet die verschiedenen Aspekte des menschlichen Seins sehr gekonnt. So sollte Underground Black Metal klingen. Auf den ersten Longplayer darf man gespannt sein.

[Christian Denner]


Annihilator - For The Demented

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Nach dem letzten Album „Suicide Society“, das eher mäßig gelungen war, ist “For The Demented” endlich wieder eines, das Spaß macht. Die Lyrics von Mastermind Jeff Waters, der sich selbst nach wie vor offenbar am geilsten findet, sind zwar wie üblich zum Fremdschämen, aber man kann einfach nicht leugnen, dass er ein großartiger Musiker ist, der Killerriffs wie am Fließband abliefert und seine Platten auch soundtechnisch immer auf höchstem Niveau produziert. Insofern gilt für jeden Fan von modernem, melodischem Hochglanz-Thrash: zugreifen!

[Simon Bodesheim]


Björk - Utopia

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War „Vulnicura“ noch BJÖRKs „Trennungsalbum“, so bezeichnet sie „Utopia“ als ihr „Tinder-Album“. Die auf Dauer etwas monoton wirkenden Streicherarrangements des Vorgängers wurden hierfür wieder zurück zu abwechslungsreicherer Instrumentierung zurückgeführt, wobei dieses Mal dafür Flöten im Mittelpunkt stehen. Gleichzeitig ist das Album aber auch selbst für Hörer, die BJÖRKs experimentelle Musik gewohnt sind, sehr sperrig und bedarf sicherlich mindestens einer Hand voll Durchgänge, bevor man halbwegs umreißen kann, was BJÖRK auf „Utopia“ gemacht hat. Wirkliche “Hits” gibt es hier (bis auf “The Gate” vielleicht) keine. Als Avantgarde-Gesamtwerk aber trotzdem überzeugend, beeindruckend und wie immer mit absolut einzigartiger Ästhetik.

[Simon Bodesheim]


Taylor Swift - reputation

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(Pop) Leider hat sich Pop-Queen TAYLOR SWIFT dazu entschieden, auf ihrem neuen Album mehr “artsy” und anspruchsvoll sein zu wollen. Das geht ziemlich auf Kosten ihrer sonstigen Eingängigkeit und Leichtigkeit, gibt musikalisch aber leider nicht so viel her, wie sie das gerne hätte. Hits vom Kaliber eines “Blank Space”, “Shake It Off” oder “I Knew You Were Trouble” fehlen demnach hier. Trotzdem hält „Reputation“ ein paar nette Lieder über üblichem Radioniveau bereit, allerdings nicht genug, um sich das Teil wirklich mehr als einmal anzuhören zu wollen. Außerdem sind die Lyrics, die sich erneut um ihre vollkommen uninteressante Person und ihr Ego drehen, mal wieder oberpeinlich.

[Simon Bodesheim]


Scour - Red [EP]

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Auf einer persönlichen Ebene mag es einem widerstreben, ein Projekt von ex-Pantera-Fronter Phil “White Power” Anselmo positiv zu besprechen. Aber diese EP ist nun mal leider einfach wirklich mit das Brachialste und Gnadenloseste, was es seit längerem im Black Metal zu hören gab. Die Supergroup mit Mitgliedern von Cattle Decapitation, Misery Index und Pig Destroyer hat hier wirklich ganze Arbeit geleistet. Wer es mit seinem Gewissen vereinbaren kann und auf rasant-brutalen Black Metal steht, sollte sich dieses 15-minütige Teil mal zu Gemüte führen.

[Simon Bodesheim]


Toe To Toe - Rise Up

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Die erfolgreichste Hardcore-Band Australiens meldet sich zurück und ballert dem Hörer in rund 42 Minuten zwölf neue Tracks um die Ohren. „Rise Up“ nennt sich der mittlerweile fünfte Streich auf Albenlänge und auch dieser zelebriert den Hardcore der 80er. So erinnern Tracks wie „Bastards Luck“ massiv an die New Yorker von Sick Of It All. Auch textlich orientiert man sich an den großen Vorildern und verabreitet in den Lyrics politische ebenso wie Gesellschaftskritik – so richtig zufrieden ist man als Hardcore-Truppe ja nie. Bei selbst mittlerweile 25 Jahren auf dem kollektiven Bandbuckel klingt es immer seltsam, wenn einem die Orientierung an den Vorbildern vergehalten wird – bei TOE TO TOE kommt man aber nicht drumherum, dies immer wieder festzustellen, da die Alleinstellungsmerkmale leider (immer noch) rar sind. Unterm Strich eine ordentliche Hardcore-Platte, aggressiv, schnell und angepisst – so muss das.

[Christoph Emmrich]


Rose Tattoo - Tatts - Live In Brunswick

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1982 spielten ROSE TATTOO eine Show im Bombay Bicycle Club in Brunswick. Wen das juckt? Vermutlich die loyalen Fans, denn diese sind wohl die Zielgruppe für „Live In Brunswick“, eine Veröffentlichung, die dem geneigten Hörer eine Show von vor 35 Jahren bietet. Auf diesem Livemittschnitt sind zwölf Songs in wirklich erstaunlich guter Qualität enthalten, u.a. Hits wie „Assault And Battery“, „Scarred For Life“ und „Rock And Roll Outlaw“, die den geradlinigen und wenig spektaklären Hard Rock der Band zeigen. Aber ob man diese Veröffentlichung dringend braucht, ist angesichts von drei verfügbaren Best-ofs und einem Livealbum fraglich. Den Fans von ROSE TATTOO sollte „Live In Brunswick“ aber die Zeit bis zum neuen Album auf jeden Fall überbrücken.

[Christoph Emmrich]


Stray Train - Blues From Hell - The Legned Of The Courageous Five

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Nur eine Jahr nach ihrem starken Debüt melden sich STRAY TRAIN bereits mit ihrem zweiten Album zurück. Dieses trägt den Titel „Blues From Hell – The Legend Of The Courageous Five“, auf dem die Slowenen erneut mit energiegeladenem Blues Rock überzeugen. Songs wie der straighte Rocker „Electrified“ oder das verspieltere – wenn auch nicht weniger rockige – „Heading For The Sun“ zeigen alles, was man sich von bluesgetränkter Rockmusik wünscht. Satte Riffs und jammige Passagen finden sich hier ebenso wieder wie lässige Soli und coole Grooves. Transportiert wird das Ganze von einem warmen und doch klaren sowie druckvollen Sound – viel besser wird es in puncto Blues Rock nicht.

 

[Christoph Emmrich]


Santa Cruz - Bad Blood Rising

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Inspriert von Bands wie Guns N‘ Roses oder Mötley Crüe entwickelten sich SANTA CRUZ im Laufe der ersten beiden Alben laut Rolling Stone zu einer der „Top-10-Bands, die man kennen sollte.“ Nun liegt mit „Bad Blood RIsing“ der dritte Streich vor und soll die Vorschusslorbeeren rechtfertigen, was auch gelingt. Denn die Finnen spielen einen Sound in der Schnittmenge aus Hard und Glam Rock, allerdings in einem modernen, druckvollen Soundgewand verpackt. Zudem strotzt die Scheibe vor Spielfreude und Energie, die satten Riffs treffen auf ordentliche Melodien und on top gibt es eine rebellische Attitüde, die allerdings bisweilen etwas aufgesetzt wirkt. Sicher eine gute Scheibe, ob es SANTA CRUZ damit aber bis ganz nach oben schaffen, bleibt abzuwarten, denn originell ist hier nichts.

[Christoph Emmrich]


Publiziert am von Simon Bodesheim, und Christian Denner

2 Kommentare zu “Und sonst so … November 2017

  1. danke für den anselmo kommentar :) ich kriegs nämlich wirklich nicht übers herz und wenn dann noch ein paar, der von einem selbst höchst geschätzten musiker, mit mischen … verliert man schon etwas den glauben. Ich weiß auch nicht wie man das, mit der agenda die einige beteiligte fahren, Tollerieren kann.

    1. Das habe ich mich auch gefragt. Und es ist auch wirklich schade, mit einem anderen Sänger wäre die EP ähnlich gut geworden und dann hätte ich kein Problem gehabt, sie mir zu holen.

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