Review Amenra – Mass VI

AMENRA, die Hohepriester des belgischen Musik- und Kunstkollektivs Church Of Ra, laden zur nächsten Messe. Nachdem ihre Mitstreiter von Wiegedood und Oathbreaker neue Alben vorgelegt und AMENRA selbst einen Ausflug in akustische Gefilde gewagt haben, steht nun der nächste verstärkte Langspieler der Post-Metaller an. Bereits der Titel „Mass VI“ weist darauf hin, dass die Belgier ihren Stil konsequent weiterführen – und behutsam, aber stimmig weiterentwickeln.

Zu Beginn erzeugen AMENRA mit ruhigen Gitarrentönen eine bedrückende Stimmung, deren Intensität von einer schier übermächtigen Wall Of Sound zur Explosion gebracht wird, die jegliche Luft aus den Lungen drückt. Colin Van Eeckhouts manisches, im Mix vergrabenes Schreien und Kreischen zieht auf „Mass IV“ einmal mehr eine zusätzliche emotionale Ebene in die ohnehin packende und mitreißende Musik ein. Das Tempo ist schleppend, die Gitarrenflächen schier endlos, der Bass tief und brummend. Als plötzlich alles ruhig wird und Colin einen geflüsterten, hohen und fast brechenden Klargesang einsetzt, wird die verzweifelte Stimmung von aufkeimender Hoffnung durchzogen, nur um erneut von Wut, Resignation und erdrückenden Soundwänden verschluckt zu werden.

„Mass VI“ ist von derartigen Kontrasten durchzogen. Durchgängig in einem verschleppten Tempo gehalten, treffen ruhige Parts auf pure Gewalt sowie gigantische Flächen auf zurückgenommene Töne. Obwohl AMENRA bereits auf den Vorgänger-Alben eine Laut-Leise-Dynamik eingesetzt haben, verleiht die Prominenz des Klargesangs „Mass VI“ einen ganz speziellen Charakter. Dennoch setzen die vier fast zehnminütigen Songs alle auf das gleiche Prinzip: von bewusst minimalistischen und repetitiven Riffs geprägt, herrscht keine große Variation. Diese Einheitlichkeit nutzen AMENRA allerdings dazu, einen beeindruckenden Albumfluss und eine umwerfende Atmosphäre zu kreieren.

Einzelne Momente auf „Mass VI“ stechen schließlich doch heraus: Wenn in „A Solitary Reign“ eine doomige Melodie den dominierenden Klargesang unterstützt und im Hintergrund verzweifelte Schreie erklingen, zeigen AMENRA eine verletzliche Seite von sich, die in dieser Form bisher nicht zu hören war. Die beiden flämischen Spoken-Word-Interludes entzerren die bedrückende Stimmung, ohne für Entspannung zu sorgen. „Plus Près De Toi“ startet mit fast Black-Metal-artigen Gitarren, während AMENRA im abschließenden „Diaken“ mithilfe von heftigen Riffwalzen „Mass VI“ zu einem abrupten, schmerzhaften und stimmigen Höhepunkt führen.

„Mass VI“ ist unverkennbar AMENRA, unverkennbar Church Of Ra und ein überwältigendes Album zwischen Sludge, Doom und Post Metal. Obwohl die großen Highlights fehlen und sich alle Songs stilistisch oft bis aufs Haar gleichen, ist auch die sechste Messe der Belgier ein Pflichtkauf für alle Freunde melodischer, harter und atmosphärischer Musik.

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Wertung: 8.5 / 10

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