Review Marilyn Manson – Heaven Upside Down

Ein Rockstar feiert Jubiläum: 23 Jahre nach seinem Debüt-Album „Portrait Of An American Family“ veröffentlicht MARILYN MANSON im Jahr 2017 sein zehntes Studioalbum. Ursprünglich unter dem (wohl nicht ganz zufällig gewählten) Titel „Say10“ für Februar angekündigt, mussten sich die Fans schlussendlich noch über ein halbes Jahr länger gedulden, ehe sie nun „Heaven Upside Down“, wie das Werk schlussendlich betitelt wurde, in Händen halten dürfen.

Optisch bleibt sich MARILYN MANSON treu: Das Bandlogo wurde, wie bisher noch für jedes Album, auch diesmal modifiziert. Als Artwork dient, wie schon beim Vorgängerwerk „Pale Emperor“, eine Schwarz-Weiß-Fotografie des Künstlers. Diesmal jedoch ein biederes Portrait, ganz ohne verfremdende Bearbeitung – so, wie man es sonst eher aus dem Pop-Bereich kennt: Von Adele etwa, oder MANSONs großem Idol David Bowie („Heroes“). Schockrocker? Gruselimage? War da was?

Was den Hörer mit den (wohl nicht ganz zufällig ausgerechet) zehn Songs in musikalischer Hinsicht erwartet, fügt sich gut in das durch das Artwork erzeugten Bild: Zwar geriert sich der ehemalige Eltern-Schreck und Amoklauf-Sündenbock, was seine Themenwahl und Ausdrucksweise angeht, auch auf „Heaven Upside Down“ äußerst unartig und verfällt beim Singen überraschend oft in einen aggressiven Tonfall – ansonsten klingt das Album aber ähnlich gemäßigt wie sein Vorgänger.

Wie schon „Pale Emperor“, das mit lässig-unverkrampften Songs zu gefallen wusste, entstand auch „Heaven Upside Down“ in Zusammenarbeit mit dem Produzenten und Filmmusikkomponisten Tyler Bates. Konkret dürfte das bedeuten, dass Bates – seit 2016 als Gitarrist auch Teil von MANSONs Live-Band – erneut für die Komposition des gesamten Instrumentalmaterials verantwortlich zeichnet.

So verwundert es wenig, dass  „Heaven Upside Down“ stilistisch nicht weit vom Vorgänger entfernt ist. Auch das neue Album versucht sich atmosphärisch irgendwie in die Zeit zwischen „Antichrist Superstar“ und „Holy Wood“ zu mogeln – unbestritten die Hochphase von MANSONs Karriere. Das gelingt jedoch nur stellenweise: Bei „WE KNOW WHERE YOU FUCKING LIVE“ etwa, das dezent an den „Fight Song“ denken lässt. Bei „Je$u$ Chri$i$“, das mit seinem chaotischen Charakter auch ein etwas modernisierter „Antichrist Superstar“-Song sein könnte. Oder bei „Blood Honey“, das eher Parallelen zum Stil der „Mechanical Animals“-Phase aufweist.

Dass das Werk die zeitlosen Über-Songs vermissen lässt? Verschmerzbar. Um sich jedoch auf Augenhöhe mit den Meisterwerken von damals messen zu können, klingt „Heaven Upside Down“ im Ganzen schlicht zu brav. Zumal sich zwischen die starken Nummern des Albums, zu denen neben den erwähnten Stücke auch der ehemalige Titeltrack („Say10“) und der an die „Eat Me, Drink Me“-Phase erinnernde Ohrwurm „Kill4Me“ zählen, auch einige sehr bandtypische, aber eher unspektakuläre Tracks geschlichen haben.

Auf „Heaven Upside Down“ mit seinen zehn Songs und 47:27 Minuten Laufzeit nimmt MARILYN MANSON endlich Abstand von der bisher stets kultivierten Überlänge seiner CDs und reduziert den Raum für Füllmaterial so drastisch. Deswegen ist jedoch noch lange nicht jeder Song ein Hit. Erneut stellt Komponist Bates dafür sein Talent unter Beweis, sich in den MARILYN-MANSON-Kosmos einzudenken. Wirklich neue Akzente setzt er dabei zwar kaum. Dafür leben seine Songs von den breit gefächerten Querverweisen auf alte MANSON-Werke und dürften so die Nostalgiker wie die neu eingestiegenen Fans gleichermaßen zufriedenstellen.  Und genau das ist es, was MARILYN MANSON, um dessen Karriere es noch vor wenigen Jahren nicht all zu gut stand, gebraucht hat.

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Wertung: 8 / 10

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