Review Jag Panzer – The Deviant Chord

  • Label: Steamhammer
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Heavy Metal

01Es sah eine ganze Weile düster aus für die US-Metaller von JAG PANZER. Zwar hatte man sich nach dem Abgang von Ausnahmegitarrist Chris Broderick im Jahre 2008 (der bis 2014 bei Megadeth die Saiten bediente) wieder gut gefangen und veröffentlichte 2011 mit „The Scourge Of The Light“ auch noch einmal ein Album, aber irgendwie schien die Luft raus zu sein. Nur kurz darauf löste sich Band offiziell auf – nur um knapp zwei Jahre später wieder reanimiert zu werden. Sah es zunächst so aus, als ob man dabei auf das Aushängeschild der Band schlechthin, Sänger Harry Conklin, verzichten und sich einen neuen Frontman suchen müsste, so wurde 2015 verkündet, dass The Tyrant doch wieder in den Ring steigt. Die Band, bei der sich inzwischen auch wieder Joey Tafolla eingefundet hat, der bereits das kultige Erstwerk „Ample Destruction“ einspielte, scheint durch all das Auf und Ab der vergangenen Jahre aber keinen Schaden genommen zu haben. Denn: Das neue Album „The Deviant Chord“ schlägt in puncto Songwriting und Hit-Dichte einen Bogen zurück zu Klassikern wie „The Fourth Judgement“ oder dem genialen „Thane To The Throne“.

Mag das Cover des mittlerweile zehnten Albums auch zu eher mitleidigen Äußerungen Anlass geben (wirklich gute Covers hatten JAG PANZER eigentlich nie), so zeigt der Opener „Born On The Flame“ innerhalb weniger Augenblicke das überbordende Potential, das in dieser Band steckt. Der Song ist zwar eine eher simple Nummer, bietet aber alles, wofür man JAG PANZER lieben sollte. Sattes Power-Metal-Riffing, Lead-Gitarren, die – bei einem Musiker wie Tafolla wenig verwunderlich – immer an der Grenze zum Wahnsinn kratzen und über allem die unverkennbare Stimme von Harry Conklin, der keinen Tag gealtert zu sein scheint, so kraftvoll und voluminös klingt seine Stimme. Sein Gespür für feine Phrasierungen und Melodiebögen wirkt ebenso unverbraucht; jedenfalls gelingen ihm bei „Far Beyong All Fear“, dem groovigen und äußerst eingängigen Titelstück oder dem balladesken (und mit einer Lasur Kitsch versehenem) „Long Awaited Kiss“ teils grandiose Gesangslinien.
Dass man sich hier und da an frühere Songs der Amerikaner erinnert fühlt und ein Song wie „Black List“ genau so beispielsweise auf „The Fourth Judgement“ hätte stehen können – geschenkt. Diese Parallelen sind ohnehin eher Trademarks als Selbstplagiate und zudem auf einem so hohen Niveau, dass man Fragen nach Originalität gerne gering schätzt und in seligen Reminiszenzen schwelgt. Zu diesen Anleihen an frühere Tage gehören auch die für das Klangbild der Band typischen dezenten Chöre, die großen Anteil an der Eingägigkeit der Platte haben und Stücken wie „Divine Intervention“ oder „Salacious Behavior“ ihre charakteristische Eigenheit verleihen.

Dass bei JAG PANZER anno 2017 die Zeichen auf Sturm stehen, signalisiert die Band nicht nur in Zeilen wie „stronger now than ever before“ (aus „Born On The Flame“), die man ohne Weiteres als Selbstkommentierung verstehen darf, auch die Entscheidung der Band, eine Cover-Version des irishen Folk-Songs „Foggy Dew“ aufzunehmen, schlägt in diese Kerbe. Als musikalischer call to arms ist diese Nummer nur als Statement zu verstehen: Wir sind noch da! Der Song, dessen irische Klangsignaturen einen deutlichen Kontrapunkt zum geradlinigen Metal der übrigen Stücke bilden, bietet zudem erneut die Gelegenheit, den gesamten Stimmumfang von Conklin in Szene zu setzen. Und nachdem mit „Dare“, das noch einmal alle Register zieht und dessen Refrain zum besten des Albums gehört, die CD ausgeklungen ist, steht fest: So stark wie auf „The Deviant Chord“ waren JAG PANZER schon seit Jahren nicht mehr! Reinhören!!

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Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Manuel Förderer

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