(Mathcore/ Progressive Metal) Im Jahre 2003 gelangte ein Stück Musik in die Plattenläden, die weder sonderlich harmonisch, einprägsam noch strukturiert war. Auf den sperrigen und somit hervorragend zum musikalischen Bild passenden Namen „The Trees Are Dead & Dried Out … Wait For Something Wild“ getauft, stellten die darauf befindlichen 14 Tracks das Debüt einer Band dar, die Jahre später als Vorreiter eines Genres bezeichnet werden sollte: SIKTH.
Die sechs Briten ließen drei weitere Jahre ins Land gehen, ehe sie der Platte den Nachfolger „Death Of A Dead Day“ schenkten – und damit das letzte Album vor ihrer Auflösung im Jahr 2008 veröffentlichten. Zehn Jahre später, 2016, ist „Death Of A Dead Day“ nicht nur eine Dekade alt und SIKTH längst wiedervereint, sondern Peaceville Records entschied sich auch für einen Re-Release der Platte inklusive dreier Bonustracks. Grund genug für alle Prog-/Math-/ und Djent-Verrückten sich mit dieser Band zu befassen, die bereits kurz nach der Jahrtausendwende das auf einen Silberling presste, was Jahre später Animals As Leaders, TesseracT, Uneven Structure und Co. in eine kommerziell erfolgreichere Form packten, als es SIKTH (bisher) gelang.
Denn während sich der Hörer bei Meshuggah auf knallharten Djent einstellen kann und bei Periphery mit ansprechenden Klargesang verwöhnt wird, werfen SIKTH all das und noch viel mehr in einen Topf und vermengen alles zu einer erstaunlich homogen klingenden Masse. Bereits der Opener „Bland Street Bloom“ klingt gleichermaßen fordernd wie leicht in die Gehörgänge gehend und offenbart das spielerische Niveau, das auch in den folgenden elf Tracks zelebriert wird: Während die Zweistimmigkeit von Goodman und Hill für eine spannende Abwechslung von hysterisch-wirren Screams, tief in die Magengegend treffende Growls und einem kraftvollen Klargesang führt, scheinen sich beide Gitarristen einen Kampf mit typisch abgehackten Djent-Riffs, stimmungsvollen Leads und abgedrehten Soli zu liefern. Schnell wird erkennbar, dass bei SIKTH die Unbeständigkeit beständig ist; wenn überhaupt in groben Zügen erkennbar, arbeiten die Briten mit Songstrukturen, die fernab jeglicher populärer Muster liegen, schaffen es dabei aber dennoch, irgendwie im Ohr zu bleiben, anstatt es zu überfordern.
„Death Of A Dead Day“ überrascht stellenweise mit fragiler Eingängigkeit („In This Light“) und kompositorischer Geradlinigkeit („Part Of The Friction“), klingt größtenteils aber nach einem Abendteuer, das erstaunlicherweise gut ausgegangen ist. Mit ihrer zweiten Platte beweisen SIKTH somit, dass sich eine Band Prädikate wie progressive, experimentell oder avant-garde erst verdienen muss, bevor sie sich damit schmücken; ein Abfolge abwechslungsreicher Riffs macht noch keinen Progressive Metal, die Verwendung bspw. eines Blasinstruments macht eine Platte noch nicht experimentell und ein facettenreicher Gesang sollte nicht sofort als avant-garde bezeichnet werden. SIKTH hingegen sind all das, weil sie in 53 Minuten diese Elemente in Tracks zusammenführen, die abwechslungsreich, unterhaltsam, überraschend und zugleich fesselnd sind!
Wertung: 8 / 10