Liebe Kinder, heute geht es um unser Sonnensystem. CRÜXSHADOWS-Mastermind Rogue gibt für euch den Sternengucker. Auf seinem neuen Album „Astromythology“ laden der US-Amerikaner und sein Team auf eine esoterisch angehauchte Reise in die unendlichen Weiten des Alls ein. Jeder Song ist einem anderen Planeten oder Gestirn gewidmet. Weshalb, bleibt oft fraglich. Und so weit der Bandkopf thematisch auch hinaus möchte, so altbekannt ist die Machart des zugehörigen Soundtracks. Der ist vor allem eines: Cheesy as fuck.
So gibt es bereits mit dem Opener „Helios“ Gruftschlager der ganz perfiden (Ohrwurm-)Sorte auf die Ohren, der kaum ein Boyband-Klischee auslässt: „Wohohoooo“-Chöre, stampfende 4/4-Beats und Harmoniefolgen, wie sie auch Ralph Siegel irgendwann mal auswendig gelernt hat. Die Geige, die immer wieder durch den Mix dudelt, macht die Sache auch nicht erdiger. Das perfide dabei: Wer sich einmal darauf einlässt, wird Tage später noch durch die Gegend laufen und dabei mehr oder weniger laut „Helios the sol invictus. Titan christened, solar light“ vor sich hin singen. Mögliche Folgen: Schiefe Blicke im Büro (harmlos) oder spontane Wegbeschreibungen von Fremden, die dir zeigen wollen, wo es zum nächsten Kristallkugel-Dealer – oder One-Direction-Konzert – geht (schon wesentlich bedenklicher).
Damit wäre anhand der ersten Single-Auskopplung schon beinahe alles gesagt. Denn von ihrer grundsätzlichen Marschrichtung weichen die CRÜXSHADOWS auf „Astromythology“ nicht ab. Nur kosmetische Variationen der Gangart sind ab und an drin: „Singularities“ treibt den 80s-Pop-Faktor auf die Spitze und hinter „Home“ verbirgt sich eine Ballade, die wohl auch den Formatradio-Konsumenten nicht zum Weiterschalten verleiten würde. Ungeahnte Kitsch-Höhen erreicht „My Telescope“, eine Art „Kleine Taschenlampe brenn'“ fürs Goten-Herz: „You loved me… so far away. The sky becomes so big at night. I can only see you through my telescope.“ Den Härtegrad schrauben einzig das Industrial-lastige „Jupiter“ und „Uncertainty (In Space & Time)“ – hier mischt sich doch tatsächlich eine verzerrte Gitarre unter die Synthies – ein wenig nach oben.
Es stellt sich nur die Frage: Kann man einer Platte, die so catchy ist, überhaupt böse sein? Die Antwort: Jein. Für die Szene-Zielgruppe ist „Astromythology“ sicher eine tolle, handwerklich gut gemachte Scheibe. Wer jedoch eher auf die metallischen oder oldschooligen Spielarten der schwarzen Szene steht, wird hier wohl schnell die Nase rümpfen in Anbetracht derartig plakativer Eingängigkeit.
Wertung: 5.5 / 10