Review The Haunted – Strength In Numbers

  • Label: Century Media
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Thrash Metal

THE HAUNTED sind, schon seit sie 1998 ihr hoch geschätztes, selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlichten, eine feste Größe im schwedischen Thrash Metal. Nachdem die Truppe 2012 durch den Ausstieg von Sänger Peter Dolving, Gitarrist Anders Björler und Drummer Per Möller Jensen beinahe zerbrach, retteten die Rückkehr ihres ehemaligen, vorübergehenden Vokalisten Marco Aro sowie die Aufnahme von Gründungsmitglied Adrian Erlandsson und Ex-Six-Feet-Under-Gitarrist Ola Englund die Zukunft der Band. Mit dem in dieser Besetzung aufgenommenen Killer-Album „Exit Wounds“ fand sie zu neuer Stärke zurück. Nun wollen THE HAUNTED diesen Weg mit dem mittlerweile neunten Studioalbum „Strength In Numbers“ fortführen, dabei ihre Fans aber mit neuen Ideen überraschen.

Dass dafür meist frischer Wind durch neue Musiker nötig ist, zeigt sich auch hier deutlich. Die Band entschied sich, im Gegensatz zur Vorgehensweise beim Vorgänger, ihren neuen Gitarristen Englund mehr ins Songwriting einzubinden. Als die drei spürbarsten Folgen dieser Maßnahme entpuppen sich das Erzielen eines weitaus düstereren Sounds, eine Reduktion des Tempos und schließlich auch eine stärkere Hinwendung zu schwedischem Melodic-Death-Metal, wie ihn zuletzt Dark Tranquillity auf „Atoma“ spielten.

Waren diese Melodeath-Einflüsse zwar schon von Anfang an immer wieder auffindbar, rückt das Quintett sie nun klar vom Hinter- in den Vordergrund: Gerade bei Songs wie „Preachers Of Death“, „Spark“ oder dem fetzigen Titeltrack machen THE HAUNTED keinen Hehl daraus, dass sie genau wissen, wie sich schwedischer Melodic Death Metal der Marke At The Gates – von denen immerhin noch Bassist Jonas Björler Teil der Band ist – wunderbar mit Neo-Thrash kombinieren lässt.

Besonders der Midtempo-Aspekt macht dem Album aber leider zu schaffen. Es waren gerade auf den Frühwerken der Band und ebenso auf „Exit Wounds“ überwiegend die rasanten, brutalen Songs, die den Reiz von THE HAUNTED ausmachten. Wie sehr der Qualitätsverlust mit dem Tempo einhergeht, zeigt sich am deutlichsten in der Mitte des Albums: Auf das glasklar herausstechende, High-Speed-Thrash-Albumhighlight „Tighten The Noose“ folgt mit „This Is The End“ ein träger, zäher Versuch, Midtempo-Sludge-Einflüsse in den Sound einzubinden.

Das will der Truppe allerdings so gar nicht gelingen. Auch ein bretterndes „Brute Force“ oder das mit einem klassischen Lamb-Of-God-Mainriff aufwartende „The Fall“ zieht man schon nach wenigen Durchgängen einem eher auf Atmosphäre abzielenden „Monuments“ oder einem stampfenden „Means To An End“ vor.
Eine verlässliche Konstante ist bei all dem aber glücklicherweise die hochwertige Produktion. Mit glasklaren, transparenten und dennoch zu einer druckvollen Einheit zusammengemischten Instrumenten erfüllt die Groove-Metal-Platte mit Leichtigkeit die Anforderungen einer modernen, verwöhnten Hörerschaft.

„Strength In Numbers“ kann leider das enorm hohe Niveau des Vorgängers „Exit Wounds“ nicht halten. Dafür sorgen THE HAUNTED hier aber mit einigen Experimenten in Sachen Klang und Stimmung dafür, dass die Platte trotz allem selten langweilig wird. Dass sie nach wie vor im modernen Thrash Metal zu den ganz Großen gehören, daran dürfte auch beim neunten Werk niemand ernsthaft zweifeln, denn stark sind die Nummern fast alle. Beim nächsten Mal darf es dann aber gerne wieder ein wenig rabiater zugehen.

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Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

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