Die Band Light Bearer hat das Schicksal getroffen, dass viele Bands aus dem Umfeld des Hardcore ereilt: Sie haben sich viel zu früh aufgelöst. Während Light-Bearer-Sänger Alex CF in etlichen anderen Bands aktiv ist, haben sich einige frühere Mitglieder von Light Bearer nun zu POSEIDON zusammengetan. Unter dem Titel „The Medius Chronicle“ dominiert auch hier ein Narrativ, das inhaltlich den Zusammenbruch der Zivilisation und ihre Rekonstruktion im Rahmen einer Sci-Fi-Oper behandeln soll. „Prologue“, das erste Album der Band aus East London, stellt entsprechend den Auftakt dieser Geschichte dar.
Zunächst arbeiten sich in „The Beginning The End The Colony“ dröhnende Gitarren aus dem Nichts empor, bis sich nach einer Minute vereinzelte Trommelschläge in den Song schmuggeln und eine knappe Minute später eine erste Melodie anklingt. Nach gut knapp drei Minuten schleppt sich die Nummer in bester Sludge-Manier dreckig nach vorne, bevor POSEIDON in Richtung 70s-Doom-Gefilde abbiegen, was sich neben dem zunehmenden Groove auch im vibrierenden Gesang manifestiert. Erst nach neun Minuten erklingt heiseres, wütendes Geschrei. Die tonnenschweren Riffs des Openers werden mit „Mother Mary Son Of Scorn“ von Akustikgitarren und melancholischem Clean-Gesang abgelöst. Dabei verstärken POSEIDON mit minimalem Klaviereinsatz die „Nach, aber auch vor dem Sturm“-Stimmung, was zur Mitte durch Schlagzeug und Slide-Gitarren intensiviert wird.
„Chainbreaker“ setzt die Reise durch die Apokalypse stimmig fort: Nach einem Sample des Studentenführers Mario Savio, wird das Tempo ordentlich angezogen. Dass der Schreigesang so sporadisch eingesetzt wird, verleiht der Mischung aus Sludge und 70s-Doom auf „Prologue“ schlüssige, dynamische Spannungsmomente. Den stärksten Song haben sich POSEIDON allerdings zum Schluss von „Prologue“ aufgehoben: „Omega“ ist ein sechzehnminütiger Par-Force-Ritt durch Stimmungen und Musikstile. Nach Spoken-Word eines Priesters zu Beginn entwickelt sich Eindruck eines langsam aufschäumenden Meers, was durch Drone-Klänge ergänzt wird. Über brachiale Riffs, Tempowechsel und leidenschaftliche Gitarrenmelodien entwickelt sich ein episches – vorläufiges – Finale.
„Prologue“ ist ein extrem starkes Album, das zwischen Sludge, Doom und Drone eine bedrückende (post-)apokalyptische Stimmung erzeugt und stimmig komponiert ist. Noch mehr Gespür für Melodien und demnach auch mehr Abwechslung in den brutalen Riffwalzen können POSEIDON weit nach vorne in ihrem Genre bringen. Dieser „Prologue“ macht auf jeden Fall große Lust auf die Fortsetzung der Geschichte.
Wertung: 8 / 10