Mit „The Ages Will Turn“ legen die Berliner von THUNDER AND LIGHTNING ihr bereits fünftes Album vor und knüpfen mit diesem direkt an das 2013 erschienene Vorgängerwerk „In Charge Of The Scythe“ (das mit bestens gefallen hat) an. Sowohl in puncto Kompositionen als auch hinsichtlich des Klanggewandes sind die Parallelen auffallend, was in diesem Falle für Kontinuität auf hohem Niveau steht. Die Ähnlichkeiten lassen sich auch für die optische Gestaltung der Scheibe festmachen – wieder dieser leicht irritierende Comic-Stil (für den ich eingestandenermaßen nichts übrig habe), wobei man dem Cover zugute halten muss, dass es insofern ganz nett ist, als es im Bild eine Art Zusammenschau der meisten Song-Themen des Albums versammelt.
Trotz aller Parallelitäten zum letzten Album habe ich dieses Mal nicht ganz so schnell Zugang zu den einzelnen Stücken gefunden. Dabei hat sich denkbar wenig geändert, so man überhaupt von Veränderung sprechen sollte. Noch immer zocken THUNDER AND LIGHTNING geradlinigen, druckvollen Heavy Metal, der hin und wieder auf Bombast setzt und noch immer von der kräftigen Stimme von Norman Dittmar getragen wird. Womit sich mein anfängliches Fremdeln mit „The Ages Will Turn“ erklären lässt, ist mir noch nicht völlig klar, wirklich sperrig sind die neuen Songs nicht, sie erschließen sich stellenweise lediglich nicht direkt. Sei´s drum! Frischen Wind erzeugt das teils geradezu thrashige Riffing, das bereits den Opener „Welcome To The Darkside“ auszeichnet und sich noch bei „Silent Watcher“ sowie „Eternally Awake“ wiederfindet. Diese Härtezulagen stehen der Band gut zu Gesicht und harmonieren zudem bestens mit dem deutlichen Fokus auf ausgewogene Melodie-Arbeit, der das Songwriting hauptsächlich charakterisiert.
Und auch auf „The Ages Will Turn“ gelingen dem Quintett wieder eine Handvoll eingängiger Metal-Songs, denen man anmerkt, dass die Band seit gut einer Dekade im Geschäft ist. Die Riffs sitzen punktgenau, der Songaufbau ist wirksam und spannungsreich und mit Brechern vom Schlage „One Blood“ mit seinem Shout-Chören und dieser In-your-face-Attitüde liegen THUNDER AND LIGHTNING bei Fans des knackigen Heavy Metals goldrichtig. Auch das laut Info-Zettel dem Video-Spiel „Bioshock Infinite“ gewidmete „Columbia“, das durch seinen Wechsel zwischen ruhigen und aggressiven Parts besticht und einige großartige Melodiebögen sein Eigen nennt, trägt zum positiven Gesamteindruck der Scheibe bei – der auch dadurch nicht wirklich getrübt wird, dass sowohl der Titeltrack als auch das folgende „Hysteria“ ein wenig zu vorhersehbar klingen und gewisse Abnutzungserscheinungen aufweisen. Denn danach endet das Album in dem großartigen „Mary Celeste“, das die Geschichte des gleichnamigen 1872 verlassen im Atlantik treibenden Segelschiffes nacherzählt und gekonnt Heavy- und Doom-Riffs verwebt – stimmungsvoller kann ein Metal-Album kaum ausklingen. Ich kann meine Empfehlung von 2013 also wiederholen: Wer auf druckvollen Heavy Metal steht, der sollte dieser Band eine Chance geben!
Wertung: 8 / 10