EMYN MUIL – bereits der Bandname nimmt vorweg, dass es sich bei dem Soloprojekt von Nartum um eine Hommage an Tolkien handelt. Auf seinem zweiten Album „Elenion Ancalima“ holte uns der Italiener mit seinem von Summoning inspirierten Black Metal in die wundersame Welt von Mittelerde. Im folgenden Interview erfahrt ihr mehr über über die fünf Musikprojekte von Nartum, seine musikalischen Vorbilder, den „Silmarillion“-Bezug seiner neuen Platte und seine Meinung zur „Der Hobbit“-Trilogie.
Dein Pseudonym ist Nartum, du bist Solomusiker. Viele unserer Leser werden dich wohl noch nicht kennen, darum stell dich bitte kurz vor.
Nun, da gibt es eigentlich nicht so viel zu sagen… Seit ich vor zehn Jahren herausgefunden habe, dass Falkenbach ein Soloprojekt ist, wollte ich selbst etwas kreieren und mich meinen Lieblingsmusikgenres verschreiben. Es begann mit meinem Projekt Ymir, welches mein erstes Experiment in Form von Atmospheric Black Metal mit Folk-Einflüssen war. Ich habe Nartum als Pseudonym gewählt, weil in der schwarzen Sprache von Morder „Abwesenheit“ bedeutet (es kann aber vielfach interpretiert werden).
Welche Bands, Musiker und andere Künstler haben dich nachhaltig beeinflusst?
Nun, in Bezug auf EMYN MUIL selbstverständlich Summoning und Lord Wind, in meinen anderen Projekten von Vratyas Vakyas (Falkenbach), Moonsorrow, Burzum und Wardruna.
Natürlich hole ich mir aber auch aus anderen Dingen Inspiration, zum Beispiel bei Videospielen (vor allem der „Elder Scrolls“ Saga und „Dragon Age“ – bezüglich Art-Design) und Filmen, vor allem kolossalen Fantasy-Filmen (der erste „Conan“ mit Arnold Schwarzenegger und die Verfilmungen von „Der Herr der Ringe“ von Peter Jackson).
Was sind deine Stärken und Schwächen als Musiker?
Naja, ich kann nicht behaupten, dass ich ein „Pro“ bin. Ich spiele ein bisschen Gitarre, gerade so gut, dass es für meine Zwecke reicht, aber ich liebe es, zu komponieren, das ist meine Stärke. Andererseits habe ich einige Probleme beim Schreiben der Texte. Ich versuche, mich mit jedem Release zu verbessern.
Unter dem Namen „Nartum Art – Music Projects“ planst du insgesamt fünf Musikprojekte, die jeweils stilistisch und thematisch unterschiedlich ausgerichtet sind. Warum ist es nötig, so viele getrennte Projekte ins Leben zu rufen?
Jedes Projekt repräsentiert eines meiner Lieblingsgenres im Black Metal – Viking, Epic, Space Doom, Old School und Ritual Ambient. Ich wollte diese Stilrichtungen schon immer ergründen und mich ihnen widmen, denn sie alle sind Teil meiner Persönlichkeit und miteinander verbunden.
Drei davon – Ymir, Valtyr und EMYN MUIL – existieren bereits. Wie würdest du diese drei kurz und bündig beschreiben?
In Ymir beleuchte ich den introspektivsten Teil meiner Gedanken, es ist eine Art urtypische Reise durch den Weltraum, denn ich war schon immer sehr begeistert von Sci-Fi-Filmen.
Valtyr steht für meine Leidenschaft für die nordische Mythologie und die dazugehörige Historie, es ist also meine persönliche Hommage an diese Kultur.
EMYN MUIL repräsentiert meine Liebe für die Sagen von Tolkien und seine epischen Geschichten. Es ist in gewisser Weise mit Valtyr und mit meinem noch kommenden Ritual-Ambient-Projekt verbunden. Deshalb sind mir alle meine Projekte sehr wichtig.
Kannst du uns schon etwas über die noch ausstehenden zwei Projekte verraten?
Die letzten beiden Projekte werden die „Nartum Art – Music Projects“ vervollkommnen, denn sie stehen für zwei meiner liebsten Musikgenres: Old School Black Metal und Ambient/Neofolk. Die Bandnamen stehen schon fest, aber es wurde noch nichts dafür komponiert, da ich immer noch an EMYN MUIL arbeite. Die werden also noch etwas auf sich warten lassen…
Wovon hing bzw. hängt es ab, wann diese Projekte umgesetzt werden?
Zuallererst Zeit und Energie. Wegen meines derzeitigen Jobs kann ich mich momentan nur EMYN MUIL widmen. Wenn mir eine Inspiration für eine bestimmte Melodie kommt, versuche ich natürlich, sie aufzunehmen und für später beiseite zu legen.
„Nartum Art – Music Projects“ suggeriert, dass auch du auch noch etwas anderes als Musik kreierst. Stimmt das und falls ja, was?
Ja, das ist wahr, ich beschäftige mich gern auch mit anderen Kunstformen wie Malen oder Lederhandwerk. Ich würde gerne mal ein echtes Kunststudio namens Nartum Art Studio eröffnen, dort würde ich Tattoos, Musik, Graphikdesign und Lederhandwerk machen. Das wäre für mich das ideale Leben in einer idealen Welt, aber leider muss ich mich der Realität stellen und es als einen Traum ansehen. Aber manchmal werden Träume ja wahr, oder nicht? Wir werden sehen…
Kommen wir genauer auf EMYN MUIL zu sprechen. Du huldigst damit den Werken Tolkiens und der Musik von Summoning, Caladan Blood, etc., richtig? Wieso war es dir ein Bedürfnis, in ihre Fußstapfen zu treten und inwiefern unterscheidet sich deine Musik von ihrer?
Dass meine Hauptinspiration von Summoning kommt, kann ich wohl nicht abstreiten, ihre Musik hat mich komplett gefesselt und mein Bewusstsein im Hinblick auf Mittelerde erweitert. Ich dachte mir sofort, dass das der beste Weg war, um die dunkleren Seiten von Tolkiens Geschichten zu vertonen.
Caladan Blood halte ich für ein echt gutes Projekt mit einem beeindruckenden Debüt, ich mag ihre Musik sehr und sie hat mir geholfen, ein paar Stilmittel zu entdecken, die ich zuvor nicht in Betracht gezogen hatte.
Ehrlich gesagt habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, inwiefern ich mich von dieser oder jener Band unterscheiden kann, es ist einfach nur mein Hobby und kein Sprungbrett für großen Erfolg in der Metal-Szene. Ich mag es einfach, Musik so umzusetzen, wie sie mir in den Sinn kommt, darum geht es mir, und ich bin zufrieden mit meiner kleinen Schar an Fans.
„Elenion Ancalima“ ist das neue Album von EMYN MUIL. Die größten Unterschiede zum Debüt „Túrin Turambar Dagnir Glaurunga“ sind wohl, dass die Songs diesmal viel länger sind und dass eine Gastsängerin zu hören ist. Warum diese Veränderungen?
Tatsächlich, am Debüt wurde zum Teil kritisiert, dass die Songs zu kurz seien… Bevor ich mit dem Komponieren anfing, machte ich eine Art Umfrage in meiner Fangemeinde, bei der ich sie gefragt habe, ob sie lieber viele kürzere oder wenige längere Songs hören wollten. Das war hilfreich, dadurch habe ich erkannt, wie ich am besten fortfahren sollte.
Ich hatte immer vor, in all meinen Projekten alles allein zu machen, da sie, wie bereits erwähnt, sehr persönlich und zum Teil introspektiv sind. Für den zweiten Release als EMYN MUIL brauchte ich jedoch Frauengesang und ich hatte das Glück, dass Hildr Valkyrie mich bereits nach einer Kollaboration gefragt hatte. Ich bin sehr froh, dass ich sie in den Prozess miteinbezogen habe, sie hat mich überrascht und meine Erwartungen sogar übertroffen.
Gibt es noch etwas, das die beiden Alben deiner Meinung nach unterscheidet?
Ja, die Synthesizer-Parts und die Drums haben sich generell verbessert.
Der Titel der Platte entstammt Tolkiens „Silmarillion“. Was genau hat es damit auf sich, worum geht es in den Texten?
Man merkt ja schon am Bandnamen, am Albumtitel (der sich mit „der hellste aller Stern“ übersetzen lässt), an den Songtiteln, am Artwork, an den Schriftzügen und so ziemlich an allem anderen, dass EMYN MUIL die pure Tolkien-Anbetung ist. Die Texte handeln von der Geschichte von Akallabêth, in einer Zeit, in der die letzten Lichtstrahlen der menschlichen Reinheit in den Augen der Götter, der Valar, geschwärzt und schließlich aus der Welt von Arda ausgelöscht wurden. Es geht darum, wie Elenna oder Númenórë, das „Land des Sterns“ und das „Land der Gnade“ aus den Annalen der Geschichte Mittelerdes getilgt wurden. Akallabêth ist eine Kurzgeschichte, die auf J.R.R. Tolkiens „Silmarillion“ und seine früheren Werke zurückgeht. Sie hält den Niedergang der einst großen Insel Elenna und des Reichs Númenor (später in der gemeinen Zunge Mittelerdes als Westernesse bekannt), das die Edain bewohnten und das wie ein fünfzackiger Stern geformt war, fest. Die Númenor, auch Dúnedain genannt, waren die Vorfahren einiger Charaktere aus den späteren Werken Tolkiens wie zum Beispiel Aragorn. Die fiktiven Aufzeichnungen stammen von Elendil dem Großen (dem Vater von Isildur und Anárion und Vorfahre von Aragorn), Akallabêth selbst ist eine Übersetzung des andûnaischen Wortes für „der Gefallene“. Die Geschichte, ein moderner Atlantis-Mythos, spielt im Höhepunkt des zweiten Zeitalters, in dem die Númenor, die „Könige der Menschen“, in ihrem Stolz und aufgrund eines trügerischen Rates den Bann der Valar verletzen und schließlich dazu führen, dass die ganze Insel vom Meer verschluckt wird. Jene, die den Niedergang von Númenor überleben, machen sich auf nach Mittelerde, wo sie die Länder des Exils gründen: Arnor im Norden und Gondor im Süden.
Summoning schreiben ihre Texte nicht selbst, sondern übernehmen sie direkt von Tolkien. Tust du es ihnen gleich oder erzählst du Tolkiens Geschichten mit eigenen Worten?
Ich versuche, die Geschichte in eigenen Worten zu erzählen, zitiere aber öfters die Gedichte und Bücher. Da ich zuerst die Musik komponiere, muss ich Texte schreiben, die sich perfekt mit dem Rhythmus der Songs vereinen lassen.
Das Album ist kompositorisch wirklich gelungen, die Produktion ist jedoch ein möglicher Kritikpunkt. Zwar klingt alles sehr klar und ausgeglichen, doch gerade die Metal-Elemente sind sehr leise. Warum diese Herangehensweise? Findest du nicht, dass es der Platte dadurch etwas an Biss fehlt?
Die Gitarren sind eher tief im Mix, weil ich die Aufmerksamkeit auf die orchestralen Parts lenken wollte, aber ja, ein eher ausbalancierter Sound wäre zum Teil wohl besser gewesen. Ich arbeite daran, das beim nächsten Release zu verbessern, der wird einen komplett neuen Sound haben, an dem ich mich gerade versuchen. Es wird düsterer und atmosphärischer, langsamer, aber epischer und tiefgründiger. Die Resultate wirken bisher sehr gut!
Hast du die Orchestrierung über Keyboards oder andersartig arrangiert? Und würdest du gerne mal mit einem echten Orchester aufnehmen?
Ja, alle Orchester-Parts wurden mit dem Keyboard gemacht. Natürlich würde ich gerne mal mit einem echten Orchester aufnehmen! Obwohl dabei wohl dieser Charme einer Heimproduktion verloren gehen würde.
Du arbeitest inzwischen mit Northern Silence Productions zusammen. Wie kam es dazu?
Das erste Mal kam ich bei meinem streng limitierten, handgemachten Release von „Túrin Turambar Dagnir Glaurunga“ mit Northern Silence Productions in Kontakt. Sie haben mich per Mail kontaktiert und wollten drei Alben von EMYN MUIL veröffentlichen, dazu noch ein paar andere Sachen wie EPs, Splits etc… So hat das alles angefangen!
Wie wird es nun mit EMYN MUIL weitergehen?
Mit „Elenion Ancalima“ verabschiede ich mich von meinem alten Soundsystem und wende mich dem neuen zu.
Wie bereits gesagt ist das dritte Album bereits in Arbeit und es wird wieder im Universum des „Silmarillion“ beheimatet sein. Ich nehme auch noch ein paar Extra-Songs für eventuelle Splits mit Caladan Blood und anderen Bands (vielleicht Eldamar) auf.
Gut, kommen wir langsam zum Ende. Zum Abschluss nun noch unser traditionelles Metal1.info-Brainstorming:
Die „Der Hobbit“-Trilogie: Hat mich enttäuscht, da sie eine Verbindung zur „Herr der Ringe“-Trilogie sein wollte, aber nicht dieselbe Reife und denselben Ernst hatte (zumal es eigentlich ein Kinderbuch war, das Tolkien für seine Kinder geschrieben hatte), sodass daraus ein fades Marketing-Projekt wurde, das die Herzen der Fans nicht berührt hat, wie ich finde.
Interessantestes Wesen in Mittelerde: Ich würde sagen, Baumbart!
Black Metal: ist Krieg!
Italienischer Metal: Wir haben viele gute und zu wenig bekannte Bands.
Meer: Genau zu Sonnenuntergang, ich liebe auch Berge!
Politik: Jede Nation hat die Regierung, die sie verdient.
Wunderbar, dann nochmals recht herzlichen Dank für deine Antworten. Die letzten Worte gehören dir:
Danke, dass ihr mir dieses Forum zur Verfügung gestellt habt und ein Dankeschön an alle Leser!