Review Sun Of The Sleepless – To The Elements

  • Label: Lupus Lounge
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Black Metal

Dass eine Schwarzmetall-Ein-Mann-Band aus dem Untergrund nach langen Jahren der Totenstille doch noch ein Lebenszeichen, ja vielleicht sogar das erste vollwertige Album, von sich gibt, ist keine Seltenheit – und meistens schreit kein Hahn danach. In diesem Fall dürfte es wohl anders sein, denn Markus Stock alias Ulf Theodor Schwadorf, der Mann hinter Empyrium und The Vision Bleak, Produzent zahlreicher Metal-Meisterwerke, veröffentlicht mit „To The Elements“ 13 Jahre nach dem letzten Release endlich das lang ersehnte Debütalbum seines Poetic-Black-Metal-Projekts SUN OF THE SLEEPLESS. Doch ein großer Name ist selbstverständlich keine Garantie für gute Musik. Was also steckt wirklich hinter dem Underground-Legendenstatus von SUN OF THE SLEEPLESS?

Kurz gesagt: alles, was man sich von einem traditionsbewussten, aber doch zeitgemäßen Black-Metal-Werk erwarten darf – und mehr. Schon die schwermütigen Gitarrenmelodien und die erhabenen, chorartigen Gesänge im Opener „The Burden“ nehmen vorweg, was später zur Gewissheit wird: „To The Elements“ ist nicht weniger als ein Meilenstein, der (abgesehen von Satanismus) alles verkörpert, was das Genre im Kern ausmacht. Mit energetischem, unterschwellig melancholischem Tremolo-Picking („Motions“) fegt SUN OF THE SLEEPLESS wie eine Naturgewalt über den Hörer hinweg, während ein steter Steinhagel aus Blast-Beats auf ihn herabprasselt und Schwadorf mit seinen charakteristischen, kraftvollen Screams romantische, naturmystische Reime vertont.

Mystik ist indes ein sehr treffender Begriff, um damit die Musik von SUN OF THE SLEEPLESS zu bezeichnen. Die monotonen, aber nie zu lange ausgezehrten Kompositionen haben nämlich tatsächlich etwas Geheimnisumwobenes, Magisches an sich, sodass man immerzu das Gefühl hat, dass „To The Elements“ weit mehr ist als nur ein paar auf Tonträger gebannte Noten. Das ist nicht nur im mysteriösen „The Owl“ mit seinen bedrückenden Clean- und Akustikgitarren spürbar, sondern auch im anfangs schleppend-stampfenden „Where In My Childhood Lived A Witch“ und im feindseligen, bedrohlichen „In The Realm Of The Bark“.

Natürlich kann (und soll!) Schwadorf seine Affinität zu Neofolk nicht verbergen: Das beinahe schon zeremonielle „Forest Crown“ lässt uns mit seinen beschwörenden Cleans und schwermütigen Akustikgitarren für knapp drei Minuten die Glanzzeit von Empyrium noch einmal durchleben. Im abschließenden „Phoenix Rise“ entfalten dann die epischen Leads und die majestätischen Backing-Chöre, mit denen SUN OF THE SLEEPLESS den Hörer auch schon in den übrigen Tracks in ehrfürchtiges Staunen versetzt, in Verbindung mit einem nur allzu bekannten Tolkien-Zitat ihre vollendete Pracht.

Ehrfurcht gebietend, mystisch, geheimnisvoll, episch, unheilvoll, melancholisch, kraftstrotzend, natürlich – die Lobeshymne aus Adjektiven, mit denen man dieses musikalische Kunstwerk bedenken möchte, will einfach kein Ende nehmen. Selbst die Produktion (bei Black-Metal-Soloprojekten im Underground das Sorgenkind schlechthin) ist hier in jedweder Hinsicht makellos – bei Sound-Großmeister Schwadorf eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Doch auch sonst gibt SUN OF THE SLEEPLESS hier nicht den geringsten Anlass zu negativer Kritik. „To The Elements“ setzt in kaum mehr als 40 Minuten all das um, woran die meisten Schwarzwurzel-Kapellen ihre ganze Karriere über scheitern, und zeigt damit eindrucksvoll, dass im Black Metal auch heute noch zeitlose Klassiker geschaffen werden können.

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Wertung: 10 / 10

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3 Kommentare zu “Sun Of The Sleepless – To The Elements

  1. Haha, cool, ich finde alleine diesen Song schon besser als alles von The Vision Bleak zusammen :D Und auch wenn Empyrium sicher stilbereitend und vor allem zu Beginn ihrer Karriere auch richtig gut waren, war später doch ein wenig viel Beliebigkeit dabei, die höre ich hier nicht. Überraschend gut, danke für die Review, mal wieder eine aktuelle Platte, die ich mir sicher zulegen werde.

  2. Natürlich ist auch mir Schwadorf ein Begriff. Auch wenn sein Künstlername der mit Abstand seltsamste überhaupt ist, muss ich sagen das dieses Werk hier wirklich ein Ohr wert ist. Wenn nicht sogar zwei.

    Habe weder Empyrium je gehört noch TVB. Bin daher mal ohne jegliche Erwartungen ran. Und bin vielleicht gerade deshalb sehr positiv überrascht.

    Ein durchaus sehr gelungenes Teil. Es haut mich nicht so aus allen Latschen und hinterlässt auch keinen sabbernden Mund mit einer blutigen Kinnlade, die gerade den Tisch durhbrochen hat wie beim Anhören von Alcests ersten Werken. Aber wie gesagt sehr sehr tolles Teil.

    Klare Empfehlung

    1. Hallo, Eviga!
      Freut mich sehr, dass dir die Platte auch so zusagt. Ob Alcest besser oder schlechter sind, hängt wohl vom jeweiligen Album ab, aber grundsätzlich sind sie auch eine meiner Lieblingsbands. Die Wirkung, die durch die Musik erzeugt wird, unterscheidet sich bei den beiden Bands aber auch sehr stark, also kann man sie wohl getrennt voneinander bewerten.
      Falls dir „Forest Crown“ gefällt, kann ich dir nur wärmstens empfehlen, dich auch mit Empyrium auseinanderzusetzen. Die klingen zwar nicht so zeremoniell, aber in puncto Neofolk sind Empyrium nicht wegzudenken. Und The Vision Bleak sind ebenfalls sehr zu empfehlen. ;)

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