Post-Rock/Metal eignet sich nach weit verbreiteter Ansicht gut, um damit vor dem inneren Auge Bilder von weiten, hellen Landschaften zu malen. So in etwa machen es auch EMPHASIS aus Kroatien. Sein drittes Album „Black.Mother.Earth“, benannt nach einem Buch von Kristian Novak, der dieselbe Gegend wie die Musiker sein Zuhause nennt, hat das Quartett seiner Heimatregion gewidmet. Die rosarote Romantiker-Brille dürften EMPHASIS jedoch schon länger abgelegt haben, denn auch wenn sich auf ihrem Drittwerk einige wahrhaft schöne Momente finden, ist es doch wesentlich düsterer und trostloser als viele andere Veröffentlichungen in diesem Genre.
Schon im Eröffnungstrack „Muna“ zeigen EMPHASIS, wo es bei ihnen lang geht: Mit bedrückenden Clean-Gitarren und klagendem, mehrstimmigem Gesang baut sich die Nummer gemächlich auf und steigert sich immer mehr zu einem tragischen Trauermarsch. Dass man sich im Post-Rock Zeit nehmen muss, um einen Song allmählich an seine Klimax heranzuführen, haben EMPHASIS definitiv verinnerlicht. Das treiben die Kroaten sogar so weit, dass sie alle Tracks auf „Black.Mother.Earth“ fließend ineinander übergehen lassen, was die Platte wie einen einzigen, 40-minütigen Longtrack wirken lässt. Dies liegt jedoch nicht etwa daran, dass die Nummern einander zu sehr ähneln würden, ganz im Gegenteil. Immer wieder gehen EMPHASIS mit metallischer Härte vor, also konkret mit heiseren Shouts, dissonant dröhnenden Gitarren und bratendem Bass.
Dennoch finden die Songs immer wieder zurück zu den vielseitigen Clean-Gitarren, die zum Teil absichtlich sehr reduziert eingesetzt werden. Wie es schon das in Grautönen gehaltene Artwork suggeriert, rufen EMPHASIS mit ihren durchdachten Kompositionen ein Gefühl urbaner Hoffnungslosigkeit hervor, ein im Post-Rock häufig anzutreffendes Leitmotiv. Wer bereits zwischen den Zeilen gelesen hat, wird den ersten Kritikpunkt an „Black.Mother.Earth“ inzwischen vielleicht schon entdeckt haben. EMPHASIS machen darauf nämlich vieles richtig – aber nur wenig überragend.
Ganz offensichtlich wissen die vier Musiker, wie man überwiegend instrumentale Post-Rock-Nummern arrangieren muss, um den Spannungsbogen aufrechtzuerhalten. Trotzdem sucht man vergeblich nach dem Besonderen, das EMPHASIS besser machen als ihre Kontrahenten im Genre. Darum macht das Album beim Hören einen durchaus interessanten Eindruck, hängen bleibt jedoch fast nichts. Erschwerend kommt dann noch das ziemlich gepresst klingende Shouting hinzu, auf das man hier besser ganz verzichtet hätte.
Abgesehen von dem deplatzierten Gesang gibt es eigentlich kaum etwas an der Ode, die die Kroaten ihrer Heimat gewidmet haben, auszusetzen. Die Songs sind gut aufeinander abgestimmt, abwechslungsreich und auf eine tragische Weise atmosphärisch. Besonders aufregend ist die Platte allerdings wiederum auch nicht, der Wiederhör- und Merkwert ist leider ziemlich gering. Wer sich allerdings durch die Thematik angesprochen fühlt oder nach einem trostlosen Post-Rock-Album zur Hintergrundbeschallung sucht, sollte mal reinhören. Bis es EMPHASIS mit Meistern des Genres wie Mono aufnehmen können, müssen sie aber noch einiges dazulernen. Und einen neuen Sänger finden oder auf Gesang verzichten.
Wertung: 6.5 / 10