Review Unleash The Archers – Apex

Seit nunmehr zehn Jahren (!) haben sich die Kanadier UNLEASH THE ARCHERS dem – natürlich wahren – Heavy Metal verschrieben und veröffentlichen dieser Tage mit dem Konzeptwerk „Apex“ ihr viertes Album. Dass das Quintett sich in der vergangenen Dekade einen durchaus respektablen Bekanntheitsgrad erspielen konnte, liegt zu einem nicht unerheblichen Teil an Frontfrau Brittney Slayes, die eine vorzügliche Sängerin ist. Ihr stehen – ähnlich wie ihrer Kollegin Veronica Freeman von Benedictum – alle Töne zwischen sehr hoch und sehr tief zur Verfügung, klare Stimmlagen oder aggressivstes Gekeife beherrscht sie spielerisch und reiht sich damit ein in die Folge weiblicher Metal-Sängerinnen, die ihre männlichen Kollegen mit Leichtigkeit an die Wand singen. Es ist von dieser Warte aus nicht völlig von der Hand zu weisen, dass UNLEASH THE ARCHERS auch von einer Art Gender-Exotismus profitieren; schlussendlich ist die Metal-Szene auf der Bühne immer noch eine zutiefst weiße und männliche Angelegenheit und spiegelt kaum die Diversität vor der Bühne wider.

Musikalisch gehen UNLEASH THE ARCHERS konsequent den Weg weiter, den sie bereits auf den ersten drei Veröffentlichungen beschritten haben und spielen einen hier und da zum Bombast neigenden Power Metal mit teils martialischen Untertönen. Genre-typisch setzt die Band auf eingängige Melodiebögen und pathetische Refrains, gönnt sich aber auch immer wieder Ausflüge in härtere Gefilde, die dann vor allem von Slayes‘ Stimme getragen werden. Diese Momente lockern das musikalische Konzept der Band wohltuend auf, ansonsten herrscht aber ausschließlich Faust-in-die-Luft-Atmosphäre. Die erzählten Geschichten sind durchzogen von den üblichen Phrasen von Kampfesmut, den überlegenen Kriegerfiguren (wobei mit „The Matriarch“ eine überlegene Frauenfigur auftritt), Schwertergeklirr und heroischem Pathos; konsequenterweise kleidet man diese Melange stilsicher in ein musikalisches Gewand aus hohen Schreien, Chören, wuchtigen Riffs, blitzschnellen Gitarren-Leads und emotional aufgeladenen Refrains. Und es funktioniert – Songs wie der Opener „Awakening“, das bereits im Voraus veröffentlichte „The Matriarch“, „The Coward’s Way“ oder „Ten Thousand Against One“ sind sauber komponierte Power-Metal-Kracher erster Güte.

Das Professionalitätslevel, das UNLEASH THE ARCHERS auf „Apex“ erreicht haben, ist sowohl in technischer als auch in kompositorischer Hinsicht beeindruckend. Jeder Ton sitzt, alles wirkt durchgedacht und abgewogen – und genau hier liegt eine der größten Schwächen des Albums. „Apex“ klingt immer wieder geradezu steril, überpoliert und eben zu berechnend. Dadurch geht nicht nur einiges an Spannung verloren, dieser Umstand steht auch in einem etwas komischen Kontrast zum auf Krawall gebürsteten Image der Scheibe. Zudem gibt es mit dem zu lang geratenen, eher langweiligen „False Walls“ sowie dem unerträglich leiernden „Earth And Ashes“ auch Songs, auf die man gut hätte verzichten können und die dem Gesamteindruck von „Apex“ schaden. Zwar haben UNLEASH THE ARCHERS nichtsdestotrotz ein starkes Metal-Album veröffentlicht – aber ich wage zu behaupten, dass trotz allem mehr drin gewesen wäre. Sei’s drum: Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Manuel Förderer

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert