Interview mit Nine von Wormwood

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Mit „Ghostlands: Wounds From A Bleeding Earth“ haben die schwedischen Melodic-Folk-Black-Metaller WORMWOOD ein echt starkes Debüt mit massenhaft epischen Gitarrenriffs und verspielten Akustik-Elementen vorgelegt. Das haben wir uns zum Anlass genommen, uns mit Frontmann Nine über den Naturbezug der Platte, den biblischen Hintergrund des Bandnamens und schwedische Traditionen zu unterhalten.

Guten Tag! Danke, dass wir mit dir dieses Interview führen dürfen. Wie geht es dir?
Mir geht es gut. Letzte Woche hatten wir unseren Release-Gig im Copperfields in Stockholm, der ein großer Erfolg war. Wir sind immer noch ganz hin und weg von den Reaktionen der Zuschauer. Also lass mich meine Antwort nochmal ändern, uns geht es sogar großartig.

Unter unserer Leserschaft werden euch wohl noch nicht viele kennen, darum erzähl uns bitte zu Beginn etwas über dich und deine Band WORMWOOD.
Ich bin der Sänger, Nine, außerdem singe ich seit 2007 bei Withershin. Wir alle kommen aus verschiedenen Hintergründen. Die verschiedenen Bands, in denen wir früher waren, machen unsere Band zu dem, was sie heute ist. Das Line-Up von WORMWOOD wurde 2015 festgelegt, als wir unsere erste EP „The Void: Stories From The Whispering Well“ veröffentlichten. Damals waren wir noch eher eine Black’n’Roll-Band. Wir wollten etwas Neues schaffen und hier sind wir.

Wie seid ihr auf den Namen WORMWOOD gekommen und inwiefern passt er deiner Meinung nach zu eurer Musik?
Ich machte den anderen ein paar Vorschläge und WORMWOOD war einer davon. Nachdem ich ihnen die Bedeutung dahinter erklärt hatte, spürten sie gleich eine Verbindung dazu, auch in Bezug auf unsere Musik. In der Bibel ist WORMWOOD ein Stern, der zur Erde fiel und das Wasser sauer werden ließ, das in der Folge die Leute krank machte, wodurch einige sogar starben. Es ist außerdem ein Verweis auf die urtümliche Kraft, die weit im Norden Schwedens herrscht.

Ihr spielt eine Mischung aus Melodic Black Metal und Folk Metal. Welche Bands sind diesbezüglich eure Vorbilder, die euch beeinflusst haben?
Alles von traditionellem schwedischen Folk bis zu den Extremen des frühen norwegischen Black Metals. Sogar die Stille in unseren nordischen Wälder inspiriert uns. Ebenso die Flüsse, die Berge, die Vögel. Eigentlich die gesamte Atmosphäre der Natur.

Mit „Ghostlands: Wounds From A Bleeding Earth“ habt ihr euer Debüt veröffentlicht. Lief alles so, wie ihr es euch erhofft habt?
Ja, sogar noch besser. Wir waren uns sicher, dass wir ein gutes Album in unseren Händen hielten, aber Flut an Lobpreisungen, die es bekam, hätten wir uns gar nicht ausmalen können. Es war eine Erfahrung, die uns sehr demütig werden ließ, sodass wir noch mehr und noch bessere Musik für unsere Fans kreieren wollen.

Zwei Jahre zuvor habt ihr die EP „The Void: Stories From The Whispering Well“ veröffentlicht. Inwiefern habt ihr euch seitdem weiterentwickelt?
Klar, die beiden Releases unterscheiden sich sehr voneinander, aber sie haben denselben Kern. Wir haben uns insoweit weiterentwickelt, als wir anfangs nicht ganz zu 100 % sicher waren, was wir wollten, aber nach zahllosen Stunden im Studio sind wir es nun. Es kam alles so natürlich. Nichts auf der Platte ist irgendwie erzwungen, es kommt alles von Herzen.

Der Titel des Albums lässt erahnen, dass es sich dabei um ein Konzeptalbum handelt. Worum geht es denn thematisch in euren Texten?
Die Songs behandeln in erster Linie die Natur, die in einer Art Bedrängnis ist. Einer unserer Tracks handelt von Mutter Natur und davon, dass wir alle unter ihren Flügeln sterben werden, ein anderer beschreibt die letzten Sekunden, bevor das Universum im Nichts verschwindet, während wiederum ein anderer aufzeigt, dass wir keinerlei Götter brauchen, um die Natur wertzuschätzen.

Auf dem Artwork sieht man einen Wald und eine geisterhafte Erscheinung. Was kannst du uns darüber erzählen?
Man sieht einen Geist der gefallenen Erde und den Wald, der immer noch blutet, wenn wir schon längst vergangen sind, aber auch wieder anfängt, zu erblühen.

Obwohl ihr immer wieder akustische Passagen in eure Songs einbaut, überwiegt doch der melodische Black Metal. Ausnahmen sind „Silverdimmans Återsken“ und das darauffolgende „Tidh Ok Ödhe“, in denen Geige und Frauengesang hervorstechen. Was hat es mit den beiden Tracks auf sich?
Eigentlich gibt es noch auf zwei weiteren Tracks Geigen, „What We Lost In The Mist“ und „To Worship“. Jedenfalls wollten wir auf den von dir erwähnten Tracks eine andere Geschichte erzählen. „Silverdimmans Återsken“ hat eine eher melancholische Atmosphäre, „Tidh Ok Ödhe“ klingt sogar recht fröhlich, allerdings mit düsteren Untertönen. Wir wollten die Essenz schwedischer Traditionen und Melodien in diesen Tracks einfangen. Deshalb klingen sie so anders als die anderen.

Werdet ihr die Folk-Elemente in Zukunft mehr ausbauen oder seid ihr mit dem derzeitigen Verhältnis vollauf zufrieden?
Da müssen sowohl du als auch die Fans warten und schauen.

Die Geige wurde auf dem Album von einem Gastmusiker eingespielt. Werdet ihr vielleicht auch mal einen Geiger als festes Mitglied in die Band holen?
Wir haben momentan nicht vor, einen permanenten Geiger in die Band zu holen, aber vielleicht werden wir manchmal einen Live-Gastmusiker engagieren.

Ihr habt euer Debüt bei Non Serviam Records veröffentlicht. Warum habt ihr euch gerade für dieses Label entschieden und wie kam es zur Zusammenarbeit?
Wir haben viel Gutes von Non Serviam Records gehört und nach mehreren Mails hin und her haben wir uns auf einen Deal geeignet. Seitdem haben wir nicht zurückgeschaut. Wir hatten beide dieselbe Vision, also passt es perfekt.

Was habt ihr mit WORMWOOD als Nächstes vor?
Im Juli werden wir in Finnland für Batushka als Vorband spielen und im November gehen wir auf zwei Touren durch Europa. Außerdem suchen wir noch aktiv nach weiteren Locations, wo wir spielen können.

Zu guter Letzt möchte ich dich noch zu unserem traditionellen Metal1.info-Brainstorming einladen:
Beste schwedische Band: Edge Of Sanity (fuck, das war schwer).
Erde: Ausgelaugt
Feier: Tod
Studio vs. Live-Show: Live-Show
Politik: Dyrka döden. (Anm. d. Red.: dt.: „Ein Hoch auf den Tod.“)
WORMWOOD in fünf Jahren: Auf dem Berg Zion stehend, das Wort von WORMWOOD predigend.

Wunderbar, dann danke nochmal, dass wir dich interviewen durften. Möchtest du unseren Lesern noch etwas sagen?
Danke, dass ihr euch die Zeit nehmt, euch unser neues Album anzuhören. Ihr seid der Grund, aus dem wir das tun, was wir tun.
Dyrka naturen! (Anm. d. Red.: dt.: „Ein Hoch auf die Natur!“)

Publiziert am von Stephan Rajchl

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