Nach zehn Jahren Bandgeschichte veröffentlichten die Doom-Metaller MOURNERS LAMENT aus Chile 2016 ihr Debüt „We All Be Given“. Über Hammerheart Productions erscheint das Werk nun endlich auch in Europa. Grund genug, den nicht mehr ganz jungen Newcomern einmal auf den Zahn zu fühlen.
Gratulation zu eurem Debüt! Seid ihr selbst zufrieden mit dem Album?
Cristian: Vielen Dank für die netten Worte über “We All Be Given”- wir freuen uns schon auf deine Fragen! Mit dem Album sind wir sehr zufrieden und auch Stolz auf unsere Arbeit – vor allem, was die Produktion angeht. Wir haben genau gefunden, wonach wir gesucht haben. Eine Mischung aus dem rohen Sound des Britischen Death-Doom aus den 90ern und einem Touch von modernem Metal… Musik, die dazu gemacht ist, düster-atmosphärische Stimmung aufkommen zu lassen.
Das Album ist bei euch in Chile bereits vor ein paar Monaten erschienen, jetzt ist es mit anderem Artwork auch in Europa herausgekommen. Warum das neue Cover und welches der Bilder magst du lieber?
Cristian: Nun, zunächst einmal sind wir das komplette Artwork-Ding mit Blick auf das Konzept unserer Musik angegangen. Die Idee dazu stammte von meiner geliebten Frau, Cristal Pazo, und wurde dann in Kooperation mit Canometal Records, einem kleinen chilenischen Plattenlabel umgesetzt, über das wir ein paar limitierte CDs für unsere Fans hier gemacht haben. Eigentlich wollten wir dieses Artwork auch für Hammerheart Records behalten – schlussendlich haben wir uns mit ihnen aber auf ein neues Bild geeinigt – unser neues Cover von Bruce Pennington. Aber persönlich finde ich unser chilenisches Artwork besser – die Prozession Christi mit den Krähen der Toten.
Musikalisch spielt ihr eine sehr düstere Mischung aus Death und Doom. Welche Bands haben euch auf eurem Werdegang am meisten Beeinflusst, was sind deine Lieblingsbands?
Cristian: Geprägt haben uns Bands wie Anathema, Paradise Lost und – als wichtigste Inspirationsquelle in unseren Anfangsjahren – allen voran My Dying Bride. Heute kennen und lieben wir tausende Bands. Persönlich mag ich im Metal vor allem eine emotionale, melancholische Atmosphäre. In dieser Richtung stehe ich Musik aber sehr aufgeschlossen gegenüber. Meine Lieblingsbands sind Saturnus, The Wounded, Ophis, Cult of Fire, Paradise Lost, frühe Anathema, Vital Remains, Morgion, Pink Floyd, Mgla und viele andere.
Miguel: Als Band haben wir sehr verschiedene Einflüsse, wir hören quasi alle Arten von Metal. Vor allem aber natürlich Doom, Heavy und Death Metal. Was mich angeht, sind Judas Priest eine meiner Lieblingsbands.
Seit eurer Bandgründung hat es nun zehn Jahre (von denen die Band fünf auf Eis lag) gebraucht, bis euer Debüt erschienen ist. Was hat euch aufgehalten und warum war die Band zwischendurch aufgelöst?
Cristian: Du hast recht, zehn Jahre sind vergangen. Es gab ein paar Hürden, die uns dazu gezwungen haben, diese lange Auszeit zu nehmen. Als wir die Aufnahmen zu unserer ersten EP, “Unbroken Solemnity” abgeschlossen hatten, haben wire in paar sehr schlechte Entscheidungen in Sachen Freundschaft und der Ausrichtung unserer Musik getroffen – Besetzungswechsel zum Beispiel. Alles ist sehr schlecht gelaufen. Wir waren einfach zu jung für die Verantwortung und sauer werden war ein großer Fehler.
Was war die größte Hürde, die ihr zu überwinden hattet?
Cristian: Uns auf die Qualität des Albumsounds und die Produktion zu einigen.
Das Album heißt „We All Be Given“ – was ist die Idee hinter dem Titel und gibt es ein Textkonzept?
Cristian: Der Albumtitel beziehungsweise der gleichnamige Song ist von “The Seventh Seal”, einem schwedischen Film von Ingmar Bergman aus dem Jahr 1957 inspiriert. Ein Mann sucht Antworten über das Leben, den Tod und die Existenz Gottes, während er während der Pest gegen den Tod Schach spielt. Der Film befasst sich mit den Fragen zum Problem mit dem Bösen, Philosophie und Religion sowie Existentialismus im Sinne des Gedankens: Warum müssen wir uns ein Abbild unserer Angst machen und es Gott nennen? Der Film ist wirklich beeindruckend. Die anderen Songs auf “We All Be Given” sind Reflexionen bestimmter persönlicher Momente in meinem Leben, handeln von Tod, Verzweiflung und was uns ein schmerzlicher Verlust fühlen lässt.
Wie zufrieden seid ihr mit dem Feedback, das ihr bislang in Chile, aber auch aus dem Rest der Welt bekommen habt?
Cristian: Das Album kommt überall auf der Welt extrem gut an. Unser Label Hammerheart Records macht einen guten Job und bewirbt uns in vielen Magazinen. Negatives Feedback haben wir soweit ich weiß noch nicht bekommen – die Reviews sind im Moment allesamt sehr positiv und wir haben viele neue Fans dazugewonnen. Wir sind wirklich sehr, sehr glücklich.
Wie steht es ganz generell um die Metal-Szene in Viña del Mar? Habt ihr die Möglichkeit, dort aufzutreten und so lokale Fans zu erreichen?
Cristian: Die Szene in Viña del Mar ist sehr klein, aber wir haben eine ziemlich gute Doom- und Death-Metal-Szene in Santiago und im Süden von Chile.
Miguel: Unsere Band wurde zwar in Valparaíso/Viña del Mar gegründet – heute leben unsere Bandmitglieder aber auf Viña del Mar, Villa Alemana, Olmué und Santiago verteilt und wir sind mit der Metal-Szene in verschiedenen Orten verbunden. Außerdem sind wir schon seit vielen Jahren in der Metal-Szene unterwegs, in verschiedenen Bands, Magazinen, Projekten, Konzerten und so weiter. Insofern haben wir in Zusammenarbeit mit verschiedenen lokalen Promotern und Bands die Möglichkeit, unsere Musik in verschiedenen Locations vorzustellen.
Wie hat sich die Szene bei euch über die Jahre entwickelt? Ist es einfacher geworden, Konzerte zu spielen, Musik aufzunehmen oder andere Bands live zu sehen?
Cristian: Die Metal-Szene ist viel starker jetzt als sie vor fünf Jahren noch war – aber ist natürlich immer noch sehr langsam. Man hat heute immer noch die gleichen Probleme, eine Band am Leben zu erhalten – vor allem im Doom Metal. Die Kosten einer Albumproduktion, aber auch die hohen Ticketpreise, um große Bands live zu sehen, sind definitive ein Dämpfer für das Wachstum der Metal-Szene hier in Chile.
Habt ihr schonmal außerhalb von Chile gespielt, und wenn ja: Was für Erfahrungen habt ihr gesammelt?
Cristian: Wir haben noch nie im Ausland gespielt.
Miguel: Einige unserer Bandmitglieder sind mit anderen Bands außerhalb Chiles getourt – Matías und ich haben beispielsweise bei King Heavy gespielt, mit denen sind wir auch mal aus Chile rausgekommen. Das war immer eine großartige Erfahrung. Wir hoffen, 2019 mit MOURNERS LAMENT nach Europa zu können.
Was sind eure sonstigen Pläne für die nähere Zukunft?
Cristian: Wir buchen schon ein paar Konzerttermine, aber bislang nur in Chile. Für Übersee gibt es noch nichts – wie gesagt, vielleicht nächstes Jahr oder 2019. Aber hoffentlich geht es bald mit dem Songwriting weiter!
Und wovon träumt ihr?
Cristian: In Europa zu spielen!
Vielen Dank für das Interview – zu Abschluss ein kurzes Brainstorming:
Donald Trump: Gefährlich.
Doom Metal: Tiefgründig.
Festivals: Maryland Deathfest
Deutschland: Bier
Black Sabbath: Väter
Danke nochmals für eure Zeit und Antworten. Die letzten Worte gehören euch:
Christian: Vielen Dank für das Interview! Beste Grüße und ein großes Dankeschön an unsere Fans in Europa für die Unterstützung! Schaut mal auf unserer Facebook-Seite vorbei!