Zugegeben, es hat etwas gedauert, bis sich HELLWELL nach ihrem Debüt von 2012 wieder mit einem Output melden. Damit widersprach die Band zwar ihren eigenen Aussagen, nach denen es relativ zügig mit HELLWELL hätte weitergehen sollen. Allerdings war Mark Shelton mit seiner Hauptband, Manilla Road, ganz gut ausgelastet. Zwei Alben und einige Tourneen der Epic Metaler später schlägt jetzt aber wieder die Zeit von HELLWELL mit ihrem Zweitling „Behind The Demon’s Eyes“.
Das Grundrezept hat die Band jedenfalls beibehalten. Erneut präsentiert sie relativ wenige Songs, von denen zwei sogar durch massive Überlänge auffallen. Der Stil lässt sich genauso unverändert am besten mit „Manilla Road in komplexer mit mehr Orgel“ beschreiben. Allerdings haben HELLWELL ihren Orgeleinsatz ein wenig reduziert. Insbesondere bei den voll instrumentierten Passagen tritt sie nun etwas mehr in den Hintergrund. Das hat zugleich den Vorteil, dass sie andernorts wieder mehr auffällt, wie auf dem orgellastigen „To Serve Man“. Wiederum beibehalten wurden die düsteren Horrorthemen, die den Hörer in bester Lovecraft-Tradition nun auch in den Weltraum entführen („The Galaxy Being“).
Die größte Stärke von „Behind The Demon’s Eyes“ sind einwandfrei die Melodielinien. Was Mark Shelton und seine Verbündeten hier auf den Hörer loslassen, ist eine eigene Klasse. Sie fräsen sich immer wieder in die Gehörgänge und haben einen enormen Wiedererkennungswert („Necromantio“! „The Last Rites Of Edward Hawthorn“!). Auch die Refrains scheinen dieses Mal noch etwas markanter gelungen zu sein als auf dem Debüt. So unterscheiden sich die einzelnen Songs dieses Mal stärker voneinander, ohne dass sie ihren stimmigen Gesamteindruck verlören.
Aber bevor ich mich zu den ganz großen Begeisterungsstürmen hinreißen lasse, muss ich doch eine Sache klarstellen: HELLWELL werden nicht jedem gefallen. Wer die Band zum ersten Mal hört, wird sich vor allem wegen einer Sache an den Kopf fassen: der Produktion. Denn der Klang ist bei aller Wärme anspruchsvoll, um es positiv zu formulieren. Fans von Manilla Road zucken hier vermutlich mit den Schultern oder werfen mir vor, den göttlichen Plan dahinter nicht zu verstehen. Aber warum die Scheibe einen dermaßen dünnen Drumsound haben muss, erschließt sich mir nicht. Wo man sich gerade Orgel und Gesang noch relativ schnell schönhören kann, ist die Qualität der Schlagzeugaufnahme wirklich fragwürdig. Und auch Mark Sheltons Gesang – den ich persönlich sehr schätze! – ist immer noch das, was man am besten mit „kauzig“ beschreibt. Für den Otto-Normal-Metaller dürfte er ebenfalls gewöhnungsbedürftig sein.
Wer mit diesen Dingen leben kann oder sie gar von Manilla Road gewohnt ist, wird mit HELLWELLs „Behind The Demon’s Eyes“ dagegen großartige Momente erleben. Wer sich schon lange einmal wieder in ein Album vertiefen, sich in der Melodieführung verlieren wollte, ist hier goldrichtig.
Wertung: 8.5 / 10