Nach sieben Jahren und zwei Full-Length-Veröffentlichungen in Eigenregie haben es die amerikanischen Black-Metaller AMIENSUS geschafft: Mit einer recht ansehnlichen Fanschar im Rücken sind die fünf Schwarzmetaller nun bei Apathia Records untergekommen. Auch wenn der Titel ihrer neuen EP „All Paths Lead To Death“ alles andere als optimistisch ist, gehen AMIENSUS ihren Pfad beherzt voran, der Weg zu Ruhm und Ehre im Underground scheint geebnet. Nun muss der Progressive Black Metal der Amerikaner nur noch so geschmackvoll wie das von John Martin kunstvoll kreierte Artwork sein, dann steht ihnen auf ihrem Weg zum pandemonischen Thron nichts mehr entgegen.
Danach sieht es zu Beginn der EP tatsächlich aus. Mit einer furiosen Drumroll werfen sich AMIENSUS auf dem sechseinhalbminütigen Opener „Gehenna“ in die schwarze Manege, auf der sie eine halbe Stunde lang allerlei Black-Metal-Kunststücke aufführen. Wie Dompteure bändigen AMIENSUS tollwütig rasende Blast-Beats, abgrundtief düsteres, episches Tremolo-Picking und kratzige, garstige Screams. Auch für einen Hauch stilistischer Erfrischung ist gesorgt: Zur Auswahl stehen wohlklingender, leicht geisterhafter Klargesang und stimmungsvolle, dezent aus dem Hintergrund agierende Symphonic-Elemente sowie vereinzelte melodische Leadgitarren.
Nach diesem aufregenden Auftakt stellt sich jedoch bald eine leichte Ernüchterung ein. Zwar bauen AMIENSUS auch auf den übrigen, zwischen schleppend, groovend und erbarmungslos marodierend wechselnden Tracks immer wieder ein paar musikalische Leckerbissen ein – wie etwa den abrupten Tempowechsel in „Prophecy“, durch den der Track einiges an Energie gewinnt –, doch davon abgesehen haben die Folgesongs nicht viel Besonderes an sich. Klargesang setzen AMIENSUS nun gar nicht mehr ein und auch sonst wirkt das meiste nach dem Opening-Track eher halbgar, wenngleich die erhabenen Gitarren in „The River“ durchaus zu gefallen wissen.
Dass AMIENSUS inzwischen ein Labelzuhause gefunden haben, hat selbstverständlich seinen Grund, denn auch jene ihrer Songs, die weniger Eindruck hinterlassen, sind allesamt professionell und zeitgemäß umgesetzt, brachial und pechschwarz. Dennoch vermisst man letztlich das Herausragende, das den guten Rahmenbedingungen gerecht wird. Worauf sich die Kategorisierung als Progressive Black Metal stürzt, ist außerdem mehr als fraglich.
„All Paths Lead To Death“ ist in vielerlei Hinsicht solide, angefangen beim eleganten Artwork, über die bitterböse Instrumentalisierung und den aggressiven Schreigesang bis hin zur druckvollen, modernen Produktion. Sogar ein paar kompositorische Geistesblitze kann man AMIENSUS zugestehen. Der Gesamteindruck ist jedoch leider recht uninteressant, die meiste Zeit über machen AMIENSUS Dienst nach Vorschrift – nicht mehr, nicht weniger. Gerade von einer progressiv ausgerichteten Black-Metal-Kapelle sollte man wirklich mehr erwarten können. An den Fähigkeiten scheint es den Herren jedenfalls grundsätzlich nicht zu mangeln.
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