Für meine eigene Biographie als Musikhörer besitzen die Texaner THE SWORD eine besondere Bedeutung – immerhin war es deren Erstling „Age Of Winters“, der mich nach Jahren zunehmender Entfremdung von der Szene wieder für die härtere Gitarrenmusik gewinnen konnte. Die Mischung aus unaufdringlicher Coolness und kompromisslos fettem Riffing hatte damals, trotz offensichtlicher Retro-Note, geradezu den Effekt eines Jungbrunnen und dass THE SWORD kein One-Hit-Wonder waren, haben sie seither durch eine Reihe starker Alben unter Beweis gestellt. Mit ihrem letzten Studio-Album „High Country“ hat die Band dann einiges von ihrer früheren Härte zugunsten eines stärker am Hard Rock orientierten Sounds abgelegt und dabei den einen oder anderen Fan der alten Tage irritiert – den Autor dieser Zeilen inklusive. Mit „Greeting From …“ liegt jetzt also die erste Live-CD der Band vor.
Wer die Band bereits live gesehen hat, weiß, dass sich die Interaktionen mit dem Publikum in Grenzen halten; das ist auch auf „Greetings From …“ nicht anders, außer einem „Thank You“ gibt es von Seiten der Band keine weiteren Worte an die anwesenden Fans – von denen man ihrerseits, mit Ausnahme einiger ekstatischer Schreie, wenig hört. Kurz: Richtige Live-Atmosphäre will nicht aufkommen. Zudem irritiert der Blick auf die Setlist, die mit gerade einmal neun Songs auffallend kurz ist. Genau genommen sind es gerade einmal acht Songs (das Instrumental „Agartha“ ist nicht einmal zwei Minuten lang), die, so man dem Info-Zettel Glauben schenken möchte, einen repräsentativen Querschnitt durch das Schaffen der Band bieten sollen. Dass der Schwerpunkt auf dem aktuellen Album liegen würde, war zu erwarten und überrascht ergo nicht. Dass man hingegen das letzte Werk „Apocryphon“ vollständig übergehen und ein absolutes Song-Monster wie „Freya“ vom Debüt der Band aussparen würde, das verwundert hingegen doch. Die Songauswahl hätte definitiv besser ausfallen müssen, oder, anders formuliert: Es hätten auf „Greetings From …“ schlicht mehr Songs gehört!
Auch in puncto Sound habe ich etwas mehr erwartet, vor allem mehr Druck. Zwar kratzen die Gitarren ordentlich (wobei sich auch hier die neue Klangrichtung der Band dokumentiert), aber die Platte klingt über weite Strecken saft- und kraftlos. Das mag auch am geänderten Tuning liegen, was dazu führt, dass die Songs tonal höher notiert sind. Das führt beispielsweise bei einem Song wie dem enorm groovigen „Maiden, Mother & Crone“ nicht nur zu einem etwas fremden Höreindruck, sondern auch dazu, dass der ohnehin eher limitierte Stimmumfang von John D. Cronise deutlich an seine Grenzen kommt. Sicher, man merkt THE SWORD die jahrelange Erfahrung an, mit der die Band mittlerweile musiziert, die Riffs sitzen, die Songs werden tight gespielt – aber unterm Strich ist „Greetings From …“ ein doch recht dünnbrüstiges, verzichtbares Werk geworden, das wohl nur echte Fans begeistern kann. Tja, schade …
Wertung: 6.5 / 10